Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Süßer. Ich möchte nur auch gern mitbekommen, wie Sie aussehen, wenn Sie wieder gehen.« Sie sah Lois an. »Und Sie, Ma’am?«
    Lois lächelte zuckersüß. »Ich nehme dasselbe wie er. Süße.«

4
    Ralph sah an der davoneilenden Kellnerin vorbei zur Uhr an der Wand. Es war erst zehn nach sieben, und das war gut. Sie konnten es in weniger als einer halben Stunde bis zu Barrett’s Orchards schaffen, und wenn sie ihre geistigen Laser auf Gretchen Tillbury richteten, wäre es möglich, dass die Rede von Susan Day bis spätestens neun Uhr abgesagt - abgebrochen, wenn man so wollte - werden konnte. Aber statt Erleichterung darüber verspürte er eine unerbittliche,
nagende Angst. Als hätte man einen schrecklichen Juckreiz an einer Stelle, die man mit den Fingern nicht erreichen konnte.
    »Nun gut«, sagte er schließlich, »fassen wir zusammen. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass sich Ed schon ziemlich lange Gedanken über die Abtreibung macht, dass er wahrscheinlich seit Jahren Abtreibungsgegner ist. Dann kann er plötzlich nicht mehr schlafen … hört Stimmen …«
    »… sieht kleine kahlköpfige Männer …«
    »Nun, speziell einen«, stimmte Ralph zu. »Atropos wird zu seinem Guru, erzählt ihm vom Scharlachroten König, den Zenturionen, dem ganzen Theater. Als Ed mir von König Herodes erzählte …«
    »… dachte er an Susan Day«, führte Lois weiter aus. »Atropos hat ihn … wie sagt man im Fernsehen … aufgeputscht. Hat ihn in einen lenkbaren Marschflugkörper verwandelt. Was meinst du, woher hat Ed diesen Schal?«
    »Von Atropos«, sagte Ralph. »Atropos hat bestimmt eine Menge solcher Andenken.«
    »Und was, meinst du, hat er in dem Flugzeug, das er heute Nacht fliegen wird?« Lois’ Stimme zitterte. »Sprengstoff oder Giftgas?«
    »Wenn er wirklich vorhaben sollte, alle zu töten, dürfte Sprengstoff wahrscheinlicher sein; bei Gas könnte starker Wind ihm zu schaffen machen.« Ralph trank einen Schluck Wasser und stellte fest, dass seine Hand ein wenig zitterte. »Andererseits können wir nicht wissen, was für hübsche Sachen er in seinem Labor zusammengeköchelt hat, oder?«
    »Nein«, sagte Lois mit leiser Stimme.

    Ralph stellte das Wasserglas weg. »Aber was er benutzen will, interessiert mich nicht besonders.«
    »Was dann?«
    Die Kellnerin kam mit frischem Kaffee zurück, und allein schon der Duft schien Ralphs Nerven aufleuchten zu lassen wie Neonröhren. Er und Lois griffen nach ihren Tassen und tranken, kaum dass die Kellnerin sich zum Gehen gewandt hatte. Der Kaffee war stark und so heiß, dass Ralph sich die Lippen verbrannte, aber er schmeckte himmlisch. Als er die Tasse wieder auf den Unterteller stellte, war sie halb leer, und er hatte eine ganz warme Stelle in der Leibesmitte, als hätte er glühende Kohlen verschluckt. Lois betrachtete ihn ernst über den Rand ihrer eigenen Tasse hinweg.
    »Was mich interessiert«, sagte er, »sind wir . Du hast gesagt, Atropos hätte Ed in einen lenkbaren Marschflugkörper verwandelt. Das stimmt; genau das waren die Kamikazepiloten im Zweiten Weltkrieg. Hitler hatte seine V2; Hirohito seinen Göttlichen Wind. Das Beunruhigende ist nur, dass Klotho und Lachesis dasselbe mit uns gemacht haben . Wir sind mit einer Menge spezieller Kräfte ausgestattet und programmiert worden, mit meinem Oldsmobile nach High Ridge zu fliegen und Susan Day aufzuhalten. Ich wüsste nur gern, warum.«
    »Aber das wissen wir doch«, wandte sie ein. »Wenn wir nicht eingreifen, wird Ed Deepneau heute Abend während der Rede dieser Frau Selbstmord begehen und zweitausend Menschen mitnehmen.«
    »Ja«, antwortete Ralph, »und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um ihn daran zu hindern, Lois, keine Bange.« Er trank seinen Kaffee aus und stellte die
Tasse wieder hin. Sein Magen war jetzt hellwach und lechzte nach Nahrung. »Ich könnte ebenso wenig tatenlos zusehen, wie Ed diese Menschen umbringt, als ich irgendwo stehen und mich nicht ducken könnte, wenn jemand mir einen Baseball an den Kopf wirft. Es ist nur so, dass wir nie die Möglichkeit gehabt haben, das Kleingedruckte unten auf dem Vertrag zu lesen, und das macht mir Angst.« Er zögerte einen Moment. »Und außerdem macht es mich stinkwütend.«
    »Wovon redest du?«
    »Davon, dass wir für dumm verkauft werden. Wir wissen, warum wir versuchen werden, die Rede von Susan Day zu verhindern; wir können den Gedanken nicht ertragen, dass ein Irrer zweitausend unschuldige Menschen ermordet. Aber wir

Weitere Kostenlose Bücher