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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Du musst mir versprechen, dass du mich und Lois in Ruhe lassen wirst, bis die Veranstaltung im Bürgerzentrum vorbei ist. Keine Verfolgung mehr, kein Durchschneiden, kein Scheiß. Versprich mir das.«]
    [Verpiss dich! Nimm dein Versprechen und schieb es dir in den Arsch!]
    Damit konnte er Ralph jedoch nicht in Rage bringen; sein Lächeln wurde sogar noch breiter. Denn Atropos hatte nicht gesagt: Das werde ich nicht, und noch wichtiger, er hatte nicht gesagt: Das kann ich nicht. Er hatte nur Nein gesagt. Ein kleiner Rückfall, mit anderen Worten, der sich leicht heilen ließ.
    Ralph wappnete sich und strich mit dem Skalpell die ganze Länge von Atropos’ Rücken entlang. Der Unterrock klaffte auf, die schmutzige weiße Tunika darunter klaffte auf, und die Haut unter der Tunika ebenso. Eine ekelhafte Menge Blut quoll hervor, und Atropos’ gellender, gequälter Schrei hallte in Ralphs Ohren.
    Er beugte sich nach vorn und flüsterte wieder in das kleine Ohr, während er gleichzeitig das Gesicht verzog, und dem Blut so weit wie möglich auswich.
    [»Ich tu das nicht gern, Freundchen - noch etwa zwei Schnitte, und ich muss wieder kotzen -, aber du sollst wissen,
dass ich es kann und auch tun werde , bis du mir entweder das Versprechen gegeben hast oder mich die Macht wieder aufhält, die mich daran gehindert hat, dich zu erwürgen. Ich glaube, wenn du darauf wartest, wirst du höllische Schmerzen erleiden müssen. Also, was meinst du? Gibst du mir das Versprechen, oder soll ich dich schälen wie eine Traube?«]
    Atropos blubberte. Es war ein ekelerregender, schrecklicher Laut.
    [Du verstehst nicht! Wenn es dir gelingt, zu verhindern, was begonnen worden ist - die Chancen sind gering, aber es wäre möglich -, werde ich von dem Wesen bestraft werden, das du den Scharlachroten König nennst!]
    Ralph biss die Zähne zusammen und stieß wieder zu, wobei er die Lippen so fest zusammenpresste, dass sein Mund wie eine längst verheilte Narbe aussah. Er spürte einen leichten Widerstand, als die Schneide des Skalpells durch Knorpel glitt, und dann fiel Atropos’ linkes Ohr auf den Boden. Blut spritzte aus dem Loch an der Seite seines kahlen Kopfes, und diesmal war sein Schrei so laut, dass er Ralph in den Ohren wehtat.
    Sie sind wirklich und wahrhaftig keine Götter, was?, dachte Ralph. Ihm war übel vor Grauen und Ekel. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und uns besteht darin, dass sie länger leben und nicht so leicht zu sehen sind. Und ich schätze, ich bin kein guter Soldat - wenn ich das viele Blut nur sehe, könnte ich schon umkippen. Scheiße.
    [Ja, gut, ich verspreche es! Hör auf, mich zu schneiden! Nicht mehr! Bitte, nicht mehr!]
    [»Das ist immerhin ein Anfang, aber du wirst schon etwas deutlicher werden müssen. Ich möchte hören, wie
du mir versprichst, dass du von mir und Lois wegbleibst, und von Ed auch, bis die Veranstaltung im Bürgerzentrum vorüber ist.«]
    Er rechnete mit weiteren Ausflüchten und Gegenwehr, aber Atropos überraschte ihn.
    [Ich verspreche es! Ich verspreche, dass ich mich von dir fernhalte, und von der Schlampe, mit der du dich herumtreibst …]
    [»Lois. Sag ihren Namen. Lois.«]
    [»Ja, ja - sie - Lois Chasse! Ich verspreche, dass ich nicht in ihre Nähe komme, und auch nicht in die von Deepneau. Ich halte mich von euch allen fern, wenn du mich dafür nicht mehr schneidest. Bist du nun zufrieden? Ist das gut genug? Gottverdammt!]
    Ralph entschied, dass er zufrieden war … so zufrieden ein Mann nur sein kann, den seine Methoden und sein eigenes Vorgehen zutiefst abstoßen. Er glaubte nicht, dass es versteckte Hintertüren in Atropos’ Versprechen gab; der kleine Mann wusste, später würde er vielleicht einen hohen Preis dafür bezahlen müssen, dass er jetzt nachgegeben hatte, aber letzten Endes hatte das die Schmerzen und die Angst nicht übertreffen können, die Ralph über ihn gebracht hatte.
    [»Ja, Mr. A., ich denke, das ist gut genug.«]
    Mit einem flauen Gefühl im Magen und dem Eindruck - der falsch sein musste, oder nicht? -, dass sich sein Hals öffnete und schloss wie die Schale einer Muschel, rollte Ralph von seinem kleinen Opfer herunter. Er betrachtete einen Moment das blutbefleckte Skalpell, dann beugte er den Arm und warf es so weit weg, wie er konnte. Es flog mit dem Griff voran durch den Torbogen und verschwand im angrenzenden Lagerraum.

    Das wären wir los, dachte Ralph. Wenigstens habe ich selbst nicht viel abbekommen. Das ist schon einmal was. Nun war ihm nicht

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