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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schlimmes ist geschehen, aber ich glaube, es ist draußen passiert.« Sonia hatte zu den grell erleuchteten Fenstern gesehen und daher barmherzigerweise nicht mitbekommen, wie ihrer Heldin der Kopf von den Schultern getrennt worden war,
aber sie wusste, dass der Blitz irgendwie tatsächlich zweimal an derselben Stelle eingeschlagen hatte
    (hätte ihn nicht mitnehmen sollen, hätte ihn nicht mitnehmen sollen)
    und zumindest ein Teil der Leute unter ihnen in Panik ausgebrochen war. Wenn sie in Panik geriete, würden sie und der junge Rembrandt ernste Probleme bekommen.
    Aber das werde ich nicht. Ich bin heute Morgen nicht aus dieser Todesfalle entkommen, nur um jetzt in Panik zu geraten. Der Teufel soll mich holen, wenn ich das tue.
    Sie griff nach unten und nahm eine von Patricks Händen - die freie, nicht die, mit der er das Bild hielt. Sie war sehr kalt.
    »Glaubst du, die Engel werden wiederkommen und uns retten, Mama?«, fragte er mit leicht zitternder Stimme.
    »Nee«, sagte sie. »Ich glaube, diesmal sollten wir es selbst tun. Aber das können wir. Ich meine, es ist doch alles in Ordnung mit uns, oder nicht?«
    »Ja«, sagte er, aber dann ließ er sich gegen sie sinken. Sie hatte einen schrecklichen Augenblick Angst, er hätte das Bewusstsein verloren und sie würde ihn auf den Armen aus dem Bürgerzentrum hinaustragen müssen, aber dann richtete er sich wieder auf. »Meine Bücher warn auf dem Boden«, sagte er. »Ich wollte nicht ohne meine Bücher gehen, besonders das über den Jungen, der seinen Hut nicht abnehmen kann. Gehen wir jetzt , Mama?«
    »Ja. Sobald die Leute da unten nicht mehr herumlaufen. Auf dem Flur gibt es bestimmt Lichter, die mit Batterien laufen, auch wenn sie hier drinnen ausgefallen sind. Wenn ich sage, wir stehen auf, dann gehen - gehen! - wir die Stufen hinauf zur Tür. Ich werde dich nicht tragen, aber
ich werde direkt hinter dir gehen und dir beide Hände auf die Schultern legen. Hast du verstanden, Pat?«
    »Ja, Mama.« Keine Fragen. Kein Geplapper. Nur seine Bücher, die er ihr zur sicheren Verwahrung in die Hände drückte. Das Bild behielt er selbst. Sie umarmte ihn kurz und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Fünf Minuten etwa warteten sie auf dem Sitz, während sie langsam bis dreihundert zählte. Sie spürte, dass ihre unmittelbaren Nachbarn gegangen waren, bevor sie hundertfünfzig erreicht hatte, aber sie wartete trotzdem. Jetzt konnte sie ein wenig sehen; so viel, dass sie glaubte, draußen müsse etwas lichterloh in Flammen stehen, aber auf der anderen Seite des Gebäudes. Das war ein Glück. Sie konnte das irre Heulen von näherkommenden Polizeiautos, Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeugen hören.
    Sonia stand auf. »Komm. Bleib dicht vor mir.«
    Pat Danville trat auf den Gang, die Hände seiner Mutter lagen fest auf seine Schultern gedrückt. Er führte sie die Stufen hinauf zu den mattgelben Lichtern, die den Korridor des nördlichen Balkons erhellten, und blieb nur einmal stehen, als der dunkle Umriss eines laufenden Mannes auf sie zugeschnellt kam. Die Hände seiner Mutter packten seine Schultern fester und rissen ihn zur Seite …
    »Gottverdammte Abtreibungsgegner!«, schrie der laufende Mann. »Elende selbstgefällige Scheißer! Am liebsten würde ich sie alle umbringen!«
    Dann war er fort, und Pat ging weiter die Stufen hinauf. Sie spürte jetzt eine Ruhe in ihm, eine Besonnenheit ohne eine Spur von Angst, die ihr Herz mit Liebe erfüllte und mit einer sonderbaren Art von Dunkelheit. Er war so anders, ihr Sohn, so etwas Besonderes … aber die Welt liebte
solche Menschen nicht. Die Welt versuchte, sie auszurotten, wie Unkraut im Garten.
    Schließlich traten sie in den Korridor hinaus. Ein paar Leute wanderten tief geschockt mit benommenen Blicken und offenen Mündern hin und her wie Zombies in einem Horrorfilm. Sonia beachtete sie kaum, sie schob Pat einfach weiter in Richtung Treppe. Drei Minuten später standen sie völlig unversehrt in der lodernden Nacht vor dem Gebäude, und in sämtlichen Ebenen des Universums setzten Plan und Zufall ihren vorherbestimmten Kurs fort. Welten, die einen Augenblick auf ihren Bahnen erbebt waren, wurden wieder stabil, und in einer dieser Welten, in einer Wüste, die der Inbegriff aller Wüsten war, drehte sich ein Mann namens Roland in seinem Schlafsack um und schlief wieder ruhig unter den fremdartigen Sternbildern.

6
    Auf der anderen Seite der Stadt, im Strawford-Park, flog die Tür des Portosan mit der Aufschrift MÄNNER auf.

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