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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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unterhalb dieser - wie ein Trugbild vor, und er begriff, was Lachesis gemeint hatte, als er sagte, sie würden nie wieder in ihr altes Leben zurückkehren können, wenn sie noch lange hier oben blieben.
    Lachesis: [Wir müssen wirklich gehen. Lebt wohl, Ralph und Lois. Wir werden den Dienst niemals vergessen, den ihr uns erwiesen habt.]
    Ralph: [»Hatten wir je eine andere Wahl? Wirklich?«]
    Lachesis, ganz leise: [Das haben wir gesagt, oder nicht? Für Kurzfristige gibt es immer eine Wahl. Das finden wir furchterregend … aber wir finden es auch wunderschön.]
    Ralph:.[»Sagt mal - gebt ihr Burschen jemals jemandem die Hand?«]
    Klotho und Lachesis sahen einander verblüfft an, und Ralph spürte, wie in einer Art telepathischem Steno ein kurzer Dialog zwischen ihnen stattfand. Als sie Ralph wieder ansahen, stellten beide dasselbe nervöse Lächeln zur Schau - das Lächeln von Teenagern, die zu dem Ergebnis gekommen sind, dass sie niemals wahre Männer werden
würden, wenn sie den Mut nicht aufbrächten, diesen Sommer mit der großen Achterbahn im Freizeitpark zu fahren.
    Klotho: [Wir haben diesen Brauch selbstverständlich viele Male gesehen, aber - nein, wir haben nie jemandem die Hand gegeben.]
    Ralph sah Lois an und stellte fest, dass sie lächelte … aber er glaubte auch, in ihren Augen Tränen funkeln zu sehen.
    Er hielt Lachesis zuerst die Hand hin, weil Mr. L. einen Hauch weniger schreckhaft zu sein schien wie sein Kollege.
    [»Legen Sie sie rein, Mr. L.«]
    Lachesis sah Ralph so lange an, dass Ralph schon dachte, er würde es nicht fertigbringen, obwohl er es eindeutig wollte. Schließlich streckte er zaghaft seine kleine Hand aus und ließ zu, dass Ralph sie ergriff. Ralph verspürte ein Kribbeln auf der Haut, als ihre Auren sich zuerst überlappten und dann verschmolzen … und bei dieser Verschmelzung sah er ein paar rasche, wunderschöne silberne Schnörkel. Sie erinnerten ihn an die japanischen Schriftzeichen auf Eds Schal.
    Er schüttelte Lachesis zweimal die Hand, langsam und förmlich, dann ließ er sie los. Lachesis’ ängstlicher Ausdruck war einem breiten, albernen Grinsen gewichen. Er drehte sich zu seinem Partner um.
    [Seine Energie ist während dieser Zeremonie fast völlig ungebremst. Ich habe sie gespürt! Es war herrlich!]
    Klotho streckte Ralph seine Hand langsam entgegen, doch kurz vor dem Augenblick, da sie sich berührten, schloss er die Augen wie ein Mann, der mit einer schmerzhaften
Injektion rechnet. Derweil schüttelte Lachesis Lois die Hand und grinste dabei wie ein Vaudevilletänzer bei der Zugabe.
    Klotho schien sich zu wappnen, dann ergriff er Ralphs Hand. Er schüttelte sie einmal fest. Ralph grinste.
    [»Nehmen Sie sie sanft, Mr. K.«]
    Klotho zog die Hand zurück. Er schien nach der richtigen Antwort zu suchen.
    [Danke, Ralph. Ich nehm sie, wie ich sie kriegen kann. Korrekt?]
    Ralph prustete vor Lachen. Klotho, der sich zu Lois umdrehte, betrachtete ihn mit einem verwirrten Lächeln, und Ralph schlug ihm auf den Rücken.
    [»Da haben Sie recht, Mr. K. - völlig recht.«]
    Er legte einen Arm um Lois und warf den kleinen kahlköpfigen Ärzten einen letzten neugierigen Blick zu.
    [»Ich werde euch Burschen wiedersehen, nicht wahr?«]
    Klotho: [Ja, Ralph.]
    Ralph: [»Nun, das macht nichts. In etwa siebzig Jahren wäre mir recht; warum schreibt ihr Jung euch das nicht gleich in euren Kalender?«]
    Sie reagierten mit dem Lächeln von Politikern, was ihn nicht besonders überraschte. Ralph machte eine knappe Verbeugung, dann legte er einen Arm um Lois’ Schultern und sah Mr. K. und Mr. L. nach, wie sie langsam den Hügel hinuntergingen. Lachesis machte die Tür des leicht verbogenen Portosan mit der Aufschrift MÄNNER auf; Klotho stand in der offenen Tür der Kabine für FRAUEN. Lachesis winkte lächelnd. Klotho hob die Schere mit den langen Schneiden zu einer Art seltsamem Salut.
    Ralph und Lois winkten zurück.

    Die kahlköpfigen Ärzte gingen hinein und schlossen die Türen.
    Lois wischte sich die feuchten Augen ab und drehte sich zu Ralph um.
    [»Das war’s, richtig? Ist es nicht so?«]
    Ralph nickte.
    [»Was machen wir jetzt?«]
    Er hielt ihr den Arm hin.
    [»Darf ich Sie nach Hause bringen, Madam?«]
    Lächelnd ergriff sie seinen Unterarm direkt unter dem Ellbogen.
    [»Danke, Sir. Sie dürfen.«]
    So verließen sie den Strawford-Park, und als sie auf die Harris Avenue kamen, kehrten sie auf die Ebene der Kurzfristigen zurück, nahmen ihren normalen Platz im Lauf der Dinge

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