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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein, ohne Aufhebens darum zu machen, tatsächlich ohne es zu bemerken, bis es geschehen war.

8
    Derry stöhnte vor Panik und schwitzte vor Aufregung. Sirenen heulten, Leute unterhielten sich rufend von Fenstern im zweiten Stock mit Freunden auf dem Bürgersteig, und an jeder Straßenecke hatten sich Menschentrauben versammelt, die zu dem Feuer auf der anderen Seite des Tals blickten.
    Ralph und Lois beachteten den Tumult und das Durcheinander gar nicht. Sie gingen langsam den Up-Mile Hill hinauf und spürten in zunehmendem Maße ihre Erschöpfung; sie schien sich über ihnen aufzutürmen wie behutsam geworfene Sandsäcke. Der weiße Lichtfleck, der den
Parkplatz des Red Apple kennzeichnete, schien unerreichbar weit entfernt zu sein, obwohl Ralph wusste, es handelte sich nur um drei Blocks, und kurze obendrein.
    Was die Sache noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass die Temperatur seit dem Morgen um gut zehn Grad gefallen war, der Wind wehte heftig, und sie waren beide nicht für dieses Wetter angezogen. Ralph vermutete, dass dies die Vorhut des ersten großen Herbststurms sein könnte und der Altweibersommer in Derry vorbei war.
    Faye Chapin, Don Veazie und Stan Eberly kamen den Hügel herunter auf sie zugelaufen; sie wollten offensichtlich zum Strawford-Park. Das Fernglas, mit dem der alte Dor manchmal den Flugzeugen auf der Rollbahn beim Starten, Rollen oder Landen zusah, baumelte um Fayes Hals. Mit dem fast kahlen und schwergewichtigen Don in der Mitte war ihre Ähnlichkeit mit einem berühmteren Trio unübersehbar. Die drei Stooges der Apokalypse, dachte Ralph und grinste.
    »Ralph!«, rief Faye aus. Er atmete schnell, fast keuchend. Der Wind wehte ihm das Haar in die Augen, und er strich es ungeduldig zurück. »Das gottverdammte Bürgerzentrum ist in die Luft geflogen! Jemand hat es aus einem Kleinflugzeug bombardiert! Wir haben gehört, dass es tausend Tote gegeben hat!«
    »Dasselbe habe ich auch gehört«, stimmte Ralph ernst zu. »Lois und ich sind gerade unten im Park gewesen, um nachzusehen. Von dort kann man direkt über das Tal sehen, wisst ihr.«
    »Herrgott, ich weiß das, ich habe mein ganzes verdammtes Leben hier verbracht, oder etwa nicht? Wo glaubt ihr denn, dass wir hinwollen? Kommt mit uns zurück!«

    »Lois und ich wollten gerade zu ihr und sehen, ob sie was im Fernsehen darüber bringen. Vielleicht kommen wir später nach.«
    »Okay, wir - ach du dicker Vater, Ralph, was ist denn mit deinem Kopf passiert?«
    Einen Augenblick war Ralph ratlos - was war denn mit seinem Kopf passiert? -, doch dann sah er als albtraumhafte Erinnerung Eds fauchenden Mund und irre Augen. O nein, nicht, hatte Ed geschrien. Du verdirbst alles.
    »Wir sind gelaufen, damit wir besser sehen können, und Ralph ist gegen einen Baum gerannt«, sagte Lois. »Er kann von Glück sagen, dass er nicht im Krankenhaus liegt.«
    Don lachte darüber, aber er war nicht ganz bei der Sache, wie jemand, der sich um wichtigere Dinge kümmern muss. Faye beachtete sie überhaupt nicht. Stan Eberly dagegen schon, und Stan lachte nicht. Er sah sie verwirrt und neugierig an.
    »Lois«, sagte er.
    »Was?«
    »Weißt du, dass du einen Turnschuh ans Handgelenk gebunden hast?«
    Sie sah nach unten. Ralph sah ebenfalls nach unten. Dann schaute Lois mit einem strahlenden, Augen blendenden Lächeln wieder Stan an. »Ja!«, sagte sie. »Eine interessante Mode, nicht wahr? Eine Art … lebensgroßes Glücksarmband!«
    »Ja«, sagte Stan. »Klar.« Aber er sah nicht mehr den Turnschuh an, sondern Lois’ Gesicht. Ralph fragte sich, wie sie morgen ihr Aussehen erklären sollten, wenn sie sich nicht im Schatten zwischen den Straßenlampen verstecken konnten.

    »Kommt schon!«, rief Faye ungeduldig. »Gehen wir!«
    Sie eilten davon (Stan warf ihnen dabei einen letzten zweifelnden Blick über die Schulter zu). Ralph horchte hinter ihnen her und rechnete fast damit, dass Don Veazie ein gespieltes Kicher-kicher von sich geben würde.
    »Mann, das hat sich so dumm angehört«, sagte Lois, »aber irgendwas musste ich doch sagen, oder?«
    »Hast du prima gemacht.«
    »Nun, wenn ich den Mund aufmache, scheint immer irgend was herauszufallen«, sagte sie. »Das ist eins meiner beiden großen Talente, das andere ist, dass ich eine ganze Packung Whitman’s Sampler Pralinenmischung während eines zweistündigen Fernsehfilms verputzen kann.« Sie band die Schnürsenkel von Helens Turnschuh auf und sah ihn an. »Sie ist in Sicherheit, richtig?«
    »Ja«,

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