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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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graublaue Aura komplizierte Runenmuster auf dem Nagel des Fingers bildete, mit dem Wyzer Krümel aufsammelte. Zuerst sahen sie wie in Frost geschriebene Buchstaben aus … dann wie in Nebel geschriebene Sätze … dann wie seltsame, staunende Gesichter.
    Er blinzelte, und sie waren fort.
    »Ralph? Sind Sie noch da?«
    »Klar, worauf Sie sich verlassen können. Aber was ich fragen wollte, Joe - wenn die Hausmittel nicht wirken und die Pillen in Gang 3 nicht helfen und die verschreibungspflichtigen Medikamente die Lage verschlimmern statt verbessern können, was bleibt dann noch? Nichts, richtig?«
    »Essen Sie das noch?«, fragte Wyzer und deutete auf Ralphs Teller. Kaltes graublaues Licht löste sich von seinem Finger wie in Trockeneisnebel geschriebene arabische Buchstaben.
    »Nee. Ich bin satt. Bedienen Sie sich.«
    Wyzer zog Ralphs Teller zu sich. »Geben Sie nicht so schnell auf«, sagte er. »Ich möchte, dass Sie noch einmal mit mir in die Apotheke kommen, damit ich Ihnen ein paar Visitenkarten geben kann. Mein Rat als freundlicher Apotheker aus der Nachbarschaft ist, dass Sie es einmal mit diesen Leuten versuchen sollten.«
    »Was für Leuten?« Ralph beobachtete fasziniert, wie Wyzer den Mund aufmachte, um das letzte Stück Kuchen zu essen. Jeder seiner Zähne war von einem grellen grauen Leuchten umgeben. Die Plomben in seinen Backenzähnen
glühten wie winzige Sonnen. Die Bruchstücke von Kruste und Apfelfüllung auf seiner Zunge waberten in
    (luzidem Ralph luzidem)
    Licht. Dann schloss Wyzer den Mund, um zu kauen, und das Leuchten war verschwunden.
    »James Roy Hong und Anthony Forbes. Hong ist Akupunkteur mit einer Praxis in der Kansas Street. Forbes ist Hypnotiseur und arbeitet an der East Side - Hesser Street, glaube ich. Und bevor Sie Quacksalberei schreien...«
    »Ich werde nicht Quacksalberei schreien«, sagte Ralph leise. Er hob die Hand und berührte das magische Auge, das er immer noch unter dem Hemd trug. »Glauben Sie mir, das werde ich nicht.«
    »Okay, gut. Mein Rat ist, dass Sie es zuerst bei Hong versuchen. Die Nadeln sehen furchterregend aus, tun aber nur ein kleines bisschen weh, aber er hat da was los. Ich habe keine Ahnung, was es ist und wie, zum Teufel, es funktioniert, aber ich weiß, als ich vor zwei Jahren im Winter eine schlimme Zeit durchgemacht habe, hat er mir viel geholfen. Forbes ist auch gut - habe ich jedenfalls gehört -, aber meine Wahl wäre Hong. Er ist schrecklich beschäftigt, aber da könnte ich Ihnen vielleicht helfen. Was meinen Sie?«
    Ralph sah ein hellgraues Leuchten, nicht dicker als ein Faden, aus Wyzers Augenwinkel quellen und wie eine übernatürliche Träne an seiner Wange hinunterlaufen. Das gab den Ausschlag. »Ich würde sagen, gehen wir.«
    Wyzer klopfte ihm auf die Schulter. »Guter Mann! Bezahlen wir und sehen zu, dass wir verschwinden.« Er holte einen Vierteldollar heraus. »Kopf oder Zahl, wer die Rechnung übernimmt?«

2
    Auf halbem Weg zur Apotheke zurück blieb Wyzer stehen und betrachtete ein Plakat, das ans Schaufenster eines leer stehenden Ladens zwischen Rite Aid und dem Imbiss geklebt worden war. Ralph warf nur einen kurzen Blick darauf. Er hatte es schon einmal gesehen, im Schaufenster von Secondhand Rose, Secondhand Clothes.
    »Wegen Mordes gesucht«, staunte Wyzer. »Die Leute haben jeden gottverdammten Sinn für Perspektive verloren, finden Sie nicht auch?«
    »Ja«, sagte Ralph. »Wenn wir Schwänze hätten, würden, glaube ich, die meisten von uns den ganzen Tag hinter ihnen herjagen und versuchen, sie abzubeißen.«
    »Das Plakat ist schon schlimm genug«, sagte Wyzer empört, »aber sehen Sie sich das an!«
    Er deutete auf etwas neben dem Plakat, das auf die schmutzige Scheibe des leeren Schaufensters geschrieben worden war. Ralph beugte sich nach vorn und las die kurze Botschaft. TÖTET DIESE FOTZE, stand da. Unter diesen Worten war ein Pfeil, der nach links auf das Foto von Susan Day zeigte.
    »Mein Gott«, sagte Ralph leise.
    »Ja«, stimmte Wyzer zu. Er holte ein Taschentuch aus der Gesäßtasche, wischte die Botschaft weg und hinterließ an deren Stelle lediglich einen hellen silbernen Fächer, den, wie Ralph, nur er sehen konnte.

3
    Er folgte Wyzer in den hinteren Teil der Apotheke und blieb im Türrahmen eines Büros stehen, das nicht viel größer als die Kabine einer öffentlichen Toilette war, während Wyzer sich auf das einzige Möbelstück setzte - einen hohen Stuhl, der in Ebenezer Scrooges Kontor gepasst hätte - und

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