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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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WomanCare verlief eine Fensterreihe. Zwei waren zerbrochen, mehrere andere mit roter Farbe beschmiert, die wie Blut aussah. Gelbes Absperrungsband der Polizei war zwischen dem Reporter und dem Gebäude gespannt; drei uniformierte Polizisten aus Derry und ein Beamter in Zivil standen in einer kleinen Gruppe am anderen Ende zusammen. Es überraschte Ralph nicht besonders, dass er in dem Zivilbeamten Detective John Leydecker erkannte.
    »Sie nennen sich selbst Friends of Life, Lisette, und sie behaupten, ihre Demonstration heute Morgen sei eine spontane Bekundung ihres Missfallens nach Bekanntwerden der Neuigkeit gewesen, dass Susan Day - die von radikalen Pro-Life-Gruppen landesweit ›Amerikas Babymörderin Nummer eins‹ genannt wird - nächsten Monat nach Derry kommen wird, um eine Rede im Bürgerzentrum zu halten. Aber mindestens ein Beamter der Polizei von Derry bezweifelt jedoch, dass es sich tatsächlich so verhalten hat.«
    Eine Aufzeichnung wurde in Kirklands Bericht eingespielt, angefangen mit einer Nahaufnahme von Leydecker, der resigniert das Mikrofon vor seinem Gesicht betrachtete.
    »Da war ganz und gar nicht Spontanes dran«, sagte er. »Es wurden eindeutig eine Menge Vorbereitungen getroffen. Wahrscheinlich waren sie schon die ganze Woche bereit
und haben nur darauf gewartet, dass Susan Days Entscheidung, hierher zu kommen und eine Rede zu halten, öffentlich bekannt gegeben würde, was heute Morgen durch die Zeitung geschehen ist.«
    Die Kamera splittete das Bild. Kirkland warf Leydecker seinen durchdringendsten Blick - nach Art des investigativen Fernsehjournalisten Geraldo - zu. »Was meinen Sie mit ›eine Menge Vorbereitungen?‹«, fragte er.
    »Die meisten Schilder, die sie dabeihatten, trugen Ms. Days Namen. Außerdem hatten sie mehr als ein Dutzend hiervon bei sich.«
    Eine überraschend menschliche Regung stahl sich durch Leydeckers Polizist-wird-interviewt-Maske; Ralph hielt sie für Missfallen. Er hielt einen großen Beweismittelbeutel aus Plastik hoch, und Ralph war einen grässlichen Augenblick davon überzeugt, dass sich ein zerquetschtes und blutiges Baby darin befände. Dann wurde ihm klar, worum auch immer es sich bei der roten Substanz handeln mochte, der Körper im Beweismittelbeutel war jedenfalls der einer Puppe.
    »Die haben sie nicht im Kmart gekauft«, sagte Leydecker dem Fernsehreporter. »Das kann ich Ihnen garantieren.«
    Die nächste Einstellung zeigte eine Weitwinkeltotale der beschmierten und zerbrochenen Scheiben. Die Kamera fuhr langsam daran entlang. Das Zeug auf den beschmierten Scheiben sah mehr denn je wie Blut aus, und Ralph entschied, dass er die letzten zwei oder drei Gabeln Makkaroni mit Käse nicht mehr wollte.
    »Die Demonstranten hatten Babypuppen bei sich, deren weiche Körper mit einer Mischung aus Karo-Sirup und roter Lebensmittelfarbe gefüllt worden waren«, sagte Kirkland
aus dem Off. »Sie warfen die Puppen auf das Gebäude, während Anti-Susan-Day-Parolen gesungen wurden. Zwei Fenster wurden eingeworfen, aber sonst kam es nicht zu nennenswerten Schäden.«
    Die Kamera blieb stehen und verweilte auf einer besonders schlimm verschmierten Scheibe.
    »Die meisten Puppen sind aufgeplatzt«, sagte Kirkland, »und die Substanz, die verspritzt wurde, hatte so große Ähnlichkeit mit Blut, dass die Angestellten hier, die Zeugen des Bombardements wurden, einen ziemlichen Schrecken bekamen.«
    Das Bild der verschmierten Scheibe wich dem einer reizenden dunkelhaarigen Frau in Hosen und Pullover.
    »Oh, seht euch das an, das ist Barbie!«, rief Lois. »Herrje, ich hoffe, Simone sieht zu! Vielleicht sollte ich …«
    Nun war McGovern derjenige, der »sei still« sagte.
    »Ich hatte schreckliche Angst«, sagte Barbara Richards zu Kirkland. »Zuerst dachte ich, sie würden wirklich tote Babys oder Föten werfen, die sie irgendwie in die Finger bekommen hatten. Selbst nachdem Dr. Harper hier vorbeigelaufen war und rief, dass es sich nur um Puppen handelte, war ich mir nicht sicher.«
    »Sie sagten, sie haben gesungen?«, fragte Kirkland.
    »Ja. Am deutlichsten hörte ich: ›Lasst den Todesengel nicht nach Derry kommen.‹«
    Der Bericht wechselte wieder zu Kirkland live am Schauplatz. »Die Demonstranten wurden heute Morgen gegen neun Uhr von WomanCare zum Polizeirevier von Derry in der Maine Street abtransportiert, Lisette. Soweit ich weiß, wurden zwölf verhört und wieder freigelassen; sechs weitere wurden wegen mutwilliger Beschädigung angeklagt,
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