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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lächeln. »Sie ist die Art Frau, für die sich die ganze Arbeit lohnt … aber ich denke, das wissen Sie bereits.«
    »Das könnte schon sein«, sagte Ralph. »Habt ihr Zeit für eine Tasse Kaffee? Bitte, sagt ja.«
    Gretchen sah Helen an, die nickte.
    »Das wäre schön«, sagte Helen. »Denn … nun …«
    »Es ist nicht nur ein reiner Höflichkeitsbesuch, richtig?«, fragte Ralph und sah von Helen zu Gretchen Tillbury und wieder zurück zu Helen.
    »Nein«, sagte Helen. »Da ist etwas, über das wir uns mit dir unterhalten müssen, Ralph.«

5
    Kaum hatten sie das obere Ende der halbdunklen Treppe erreicht, zappelte Natalie unruhig in dem Papoose-Träger und plapperte in dem gebieterischen Babylatein, das nur allzu bald richtigen, verständlichen Wörtern weichen würde.
    »Kann ich sie nehmen?«, fragte Ralph.
    »Einverstanden«, sagte Helen. »Wenn sie weint, nehme ich sie wieder. Versprochen.«
    »Abgemacht.«
    Aber das Verherrlichte & Angebetete Baby weinte nicht. Sobald Ralph Nat aus dem Papoose genommen hatte, schlang sie ihm freundschaftlich einen Arm um den Hals und nestelte ihre Kehrseite in die Beuge seines rechten Arms, als wäre der ihr eigener, persönlicher Liegestuhl.
    »Mann«, sagte Gretchen. »Ich bin beeindruckt.«
    »Blig!«, sagte Natalie, ergriff Ralphs Unterlippe und zog sie wie eine Jalousie heraus. »Ganna-wig! Andoo-sis!«
    »Ich glaube, sie hat gerade etwas über die Andrews Sisters gesagt«, sagte Ralph. Helen warf den Kopf zurück und lachte ihr herzliches Lachen, das von ganz unten, von den Fersen, heraufzukommen schien. Erst als Ralph es hörte, wurde ihm klar, wie sehr er es vermisst hatte.
    Natalie ließ Ralphs Unterlippe zurückschnappen, als er sie in die Küche führte, um diese Tageszeit der sonnigste Raum im ganzen Haus. Er stellte fest, dass Helen sich neugierig umsah, als er den Herd einschaltete, und ihm wurde klar, dass sie lange nicht mehr hier gewesen war. Zu lange. Sie nahm das Bild von Carolyn, das auf dem Küchentisch stand, und betrachtete es eingehend, während ein verhaltenes Lächeln um ihre Lippen spielte. Die Sonne ließ
die Spitzen ihres Haars aufleuchten, das sie kurz geschnitten hatte, und bildete eine Korona um ihren Kopf, worauf Ralph eine plötzliche Offenbarung hatte: Er liebte sie zum großen Teil deshalb, weil Carolyn sie geliebt hatte - sie waren beide von Carolyn tief ins Herz geschlossen worden.
    »Sie war so hübsch«, murmelte Helen. »Nicht wahr, Ralph?«
    »Ja«, sagte er und stellte die Tassen hin (sorgsam darauf achtend, dass sie außer Reichweite von Natalies rastlosen, neugierigen Händen blieben). »Das wurde einen oder zwei Monate bevor die Kopfschmerzen anfingen aufgenommen. Ich nehme an, es ist exzentrisch, ein gerahmtes Porträt auf dem Küchentisch vor der Zuckerdose stehen zu haben, aber dies scheint das Zimmer zu sein, in dem ich neuerdings die meiste Zeit verbringe, daher …«
    »Ich finde, das ist ein reizender Platz dafür«, sagte Gretchen. Ihre Stimme war tief und bezaubernd heiser. Ralph dachte: Wenn sie mir vorhin ins Ohr geflüstert hätte, dann hätte die alte Hosenmaus mit Sicherheit mehr gemacht, als sich nur einmal im Schlaf herumzudrehen.
    »Ich auch«, sagte Helen. Sie bedachte ihn mit einem zaghaften Lächeln, ohne ihm in die Augen zu sehen, dann ließ sie die rosa Umhängetasche von der Schulter gleiten und stellte sie auf den Küchentresen. Natalie fing ungeduldig an zu plappern und die Hände auszustrecken, als sie die Plastikhülle des Playtex-Fläschchens sah. Ralph sah deutlich, aber glücklicherweise nur kurz, eine Erinnerung aufblitzen: Helen, die zum Red Apple stolperte, ein Auge zugeschwollen, die Wange blutverschmiert und Natalie auf einer Hüfte, wie ein Teenager seine Schulbücher tragen würde.
    »Möchtest du es versuchen, alter Freund?«, fragte Helen. Ihr Lächeln war nun etwas zuversichtlicher, und sie sah ihm direkt in die Augen.
    »Klar, warum nicht. Aber der Kaffee …«
    »Ich kümmere mich um den Kaffee, Daddy-O«, sagte Gretchen. »Ich habe in meinem Leben schon eine Million Tassen gemacht. Haben Sie Kondensmilch?«
    »Im Kühlschrank.« Ralph setzte sich an den Tisch, ließ Natalie den Kopf an seine Schulter lehnen und das Fläschchen mit ihren winzigen, faszinierenden Händen umklammern. Das tat sie mit vollkommener Selbstsicherheit, steckte den Schnuller in den Mund und fing gleich an zu saugen. Ralph sah grinsend zu Helen auf und tat so, als bemerkte er nicht, dass sie wieder ein wenig zu

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