Schlaflos
auf der nahen Autobahn. Und Armands tiefe Atemzüge. Nach einer Weile
begann sie, sie zu zählen. Sie kam bis dreiunddreißig. Dann änderte er die Lage
seines Armes. Zweiundvierzig. Armand verlagerte sein Bein. Siebenundachtzig. Er
rollte sich auf den Bauch. Seine Hand landete auf einem Stück nackter Haut,
direkt über dem Gummibund ihres Slips. Sein Atem stockte. Sie wusste, dass er
aufgewacht war. Gleich würde er seinen Arm wegziehen, vielleicht eine
Entschuldigung murmeln.
Nichts geschah!
Einen Augenblick war alles still, seine Atemzüge so leise,
dass sie sie kaum hörte. Seine Hand war warm, die Handfläche fühlte sich rau
an. Da, wo er sie berührte, kribbelte ihre Haut. Sie versteifte sich, verbot
ihrem Körper sich der Berührung entgegenzubiegen.
Er musste ihr Erstarren spüren. Aber besser, er hielt es für
Ablehnung. Auf keinen Fall wollte sie ihn wissen lassen, was wirklich in ihr
vorging. Von seiner Hand gingen heiße Blitze aus, sensibilisierten sie.
Bisher hatte Madeleine nicht den Eindruck gehabt, dieses
Stückchen Haut oberhalb ihrer Hüfte hätte das Zeug zu einer erogenen Zone. Von
wegen. Elektrische Funken landeten zwischen ihren Beinen und in ihren Brüsten.
Ihre Nippel reckten sich erwartungsvoll.
Sie bräuchte sich nur ein kleines Stück zu drehen, um sich
seiner Hand zu entziehen, doch sie blieb reglos liegen.
Ein weiterer Augenblick verging. Wer wollte wem vormachen,
dass Armand schlief? Er ihr? Sie ihm? Seine Finger bewegten sich, wanderten
sachte nach oben. Madeleine lag noch immer stocksteif. Sie ermunterte ihn
nicht, aber sie hielt ihn auch nicht auf.
Das sollte ich tun , dachte sie halbherzig. Ihm sagen, er soll seine Pfoten
bei sich behalten. Es gelang ihr nicht mal, in Gedanken einen
entsprechenden Satz zu formulieren. In ihrem Kopf wirbelten alte Befürchtungen
und wilde Fantasien durcheinander. Seine Hand erreichte ihre Brust.
Ihr Atem beschleunigte sich. Sie biss sich grade noch auf die
Lippe, um nicht zu seufzen. Doch die Hand wanderte weiter, unaufhaltsam, umschloss
ihre Brust. Ihr Nippel geriet zwischen zwei seiner Finger. Die Finger schlossen
sich, zwickten sanft ihre Brustwarze. Unmöglich, den Schauder zu unterdrücken,
der sie überlief. Ebenso das leise, quiekende Geräusch, das sich aus ihrer
Kehle stahl.
Ein plötzlicher Ausbruch von Bewegung. Dann waren Armands
Hände links und rechts ihres Kopfes. Er saß über ihren Hüften. Sie fühlte seine
Erektion an ihrem Bauch. Ihr Körper reagierte mit einem Aufbäumen - und mit
Nässe. Im Dämmerlicht sah sie in seine Augen. Sein Gesicht schwebte nur
Zentimeter über ihrem.
Er verharrte einen Augenblick, der ihr endlos vorkam. Keine
Chance so zu tun, als hätte er sie überrumpelt. Sie hatte alle Zeit der Welt zu
protestieren, zu versuchen, sich zu befreien. Aber sie tat nichts davon,
starrte ihn nur an, den Mund geöffnet. Nur so bekam sie genug Luft. Sie hörte
ihren eigenen, keuchenden Atem. Armand gab ein zufriedenes Brummen von sich,
dann waren seine Lippen auf ihren, seine Zunge in ihrem Mund.
Sie knurrte ungeduldig, denn er löste sich viel zu bald von
ihr, sah sie an mit Augen, in denen sich ihr Verlangen widerspiegelte.
Madeleines Arme schlangen sich um seinen Nacken, zogen ihn zu sich herab.
08
Irina Monsigny entsprach in keinster Weise Madeleines
Vorstellung von einer Hexe. Jedenfalls nicht den bösen Hexen, mit denen man ihr
als Kind Angst eingejagt hatte. Irina war eine hochgewachsene, kräftige Frau
mit großen, nicht sonderlich gepflegten Händen. Sie trug geflickte Jeans und
ein verwaschenes T-Shirt. Ihre Haut war tief gebräunt, was vermutlich daran
lag, dass sie viel Zeit in dem wuchernden Garten zubrachte, der das weiß
getünchte Bauernhaus umgab, in dem sie lebte.
Irina öffnete die Tür mit einem Lächeln und begrüßte Armand
wie einen alten Bekannten. Dennoch erschien Madeleine ihre Haltung ein wenig
verkrampft, die Stimme unterkühlt. Sie bot Kaffee an und fragte erst dann nach
ihren Wünschen.
„Es tut mir leid, Armand. Wirklich. Aber es gibt absolut
nichts, was ich tun könnte, um deine Lage zu verbessern.“
»Es geht nicht um mich, sondern um Madeleine.«
Irinas Lächeln bekam einen spöttischen Unterton.
»Sie sollten auf der Hut sein, meine Liebe. Es ist schon
ungewöhnlich genug, einen Engel zu finden, der bereit ist, einer Irdischen
etwas Gutes zu tun. Aber ein gefallener Engel, der etwas Gutes für eine
Schlaflose tun möchte?« Sie fixierte Armand. »Wer soll dir das
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