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Schlaflos

Schlaflos

Titel: Schlaflos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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vor Erheiterung auf die Schenkel geklopft hätte, wenn er
denn welche gehabt hätte. Dabei fühlte sie ihr Herz immer tiefer sinken.
    »Na von mir aus«, meinte Vero launig. »Wenn du bereit bist,
Gefallener. Es ist deine Beerdigung.«
     
    »Ich schwöre im Angesicht der Wahrheit, dass ich den Gegenstand
der Macht nicht für mich selbst suche«, tönte Armands Stimme durch die
Höhle. »Sobald ich ihn gefunden habe, werde ich den Erzengeln ihr Eigentum
zurückgeben. Das ist meine Absicht! Nichts anderes werde ich tun!«
    Ohne die leiseste Spur von Beunruhigung trat Armand an den
Schädel heran. Der öffnete sein stumpfes Maul und enthüllte Dutzende messerscharfer,
dolchartiger Zähne. Sein Maul schien immer größer zu werden. Madeleine gab ein
ängstliches Keuchen von sich, als sie begriff, worauf das hinauslief. Irinas
Arme schlangen sich um ihre Schultern, hielten sie mit erstaunlicher Kraft
fest. Hilflos sah sie zu, wie Armands blonder Haarschopf zwischen den
gewaltigen Kiefern verschwand. Madeleine schrie auf, als das Maul sich ein
Stück weit schloss. Nur Millimeter trennten die Hauer von Armands Haut. Dann
öffneten sich die Kiefer und er konnte sich unbeschadet zurückziehen.
    »Der Gefallene sagt die Wahrheit«, beschied der
Drachenschädel und Madeleine glaubte, einen verwunderten Unterton
herauszuhören. Aber sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie warf sich
in Armands Arme, sobald Irina sie losließ, und konnte den ein oder anderen
Schluchzer der Erleichterung nicht unterdrücken. Nicht alleine, dass er noch
lebte! Er war nicht der Betrüger, für den alle ihn zu halten schienen!
    »Wirst du uns helfen?«
    Madeleine hörte Irina seufzen und sah auf. Die Hexe empfand
keine Freude darüber, dass Armand die Prüfung bestanden hatte.
    »Ich kann Madeleine ihre Erinnerung zurückgeben. Aber es wird
einen Teil deiner Energie kosten. Alleine schaffe ich es nicht.«
     

09
    Die Straße folgte einer wilden Steilküste, die immer tiefer
in der Dämmerung versank. Armand hatte ihr die Autotür aufgehalten, tief in
ihre Augen geblickt und sie innig geküsst, bevor sie einstieg. Seitdem waren
sie wieder in Schweigen verfallen.
    Womöglich hatte er ein schlechtes Gewissen, überlegte
Madeleine, dachte vielleicht, er sei über sie hergefallen. Sie holte bereits
Atem, um ihm zu versichern, wie sehr sie gewollt hatte, was zwischen ihnen
geschehen war - und schwieg dann doch.
    Was, wenn er es inzwischen bereute?
    Madeleine wusste einfach nicht, woran sie mit ihm war.
Bedeutete der vergangene Tag ihm überhaupt irgendetwas? Oder war es nur Sex
gewesen? Konnte sie sich darüber beschweren, wenn es so war? Sie hatte bei der
ersten Gelegenheit an ihm gezweifelt. In Madeleines Kopf herrschte heilloses
Durcheinander.
    Schließlich brach sie das Schweigen und stellte ihm
wenigstens eine der Fragen, die sie beschäftigten.
    »Warum war Irina so überzeugt, dass du lügst?“ Armand
steuerte den Maibach hinter Irinas kleinem Peugeot her. Es musste aussehen, als
folge ein Raubtier seiner Beute über die Küstenstraße. »Ich habe oft gehört,
dass es in den höheren Sphären keine Lügen gibt.«
    »Das stimmt sogar.« Er lachte. »Es gibt dort keine Lüge, weil
jeder sie sofort als solche erkennen würde.« Armand suchte ihren Blick,
blinzelte spöttisch. »Das bedeutet keinesfalls, dass wir Engel über die
Versuchung, zu lügen, erhaben wären. Ganz im Gegenteil. Die Möglichkeiten, die
sich hier auf Erden eröffnen, sind verführerisch für uns. Die Wenigsten können
dem widerstehen. Nicht umsonst wurde Luzifer zum Fürst der Lügen.«
    »Oh«, sagte Madeleine.
    »Ich muss gestehen, wir geben uns wenig Mühe, diesen Irrtum
aufzuklären.« Armand warf ihr einen schuldbewussten Blick zu. »Ich hätte es dir
sagen sollen. Ich wusste, du vertraust mir, weil du diesen Geschichten Glauben
schenkst.«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
    »Nein?«
    Er folgte Irinas Wagen in eine enge, holprige Seitenstraße.
    »Wo, in aller Welt, will sie hin?« Madeleine klammerte sich
am Haltegriff fest, als das Bodenblech hörbar über eine Bodenwelle schrubbte.
»Du hättest dir besser einen Jeep anschaffen sollen!«
    »Das konnte ich mir leider nicht aussuchen.«
    Vor ihnen flackerten die Bremslichter des Peugeot auf. Armand
brachte seinen Wagen neben Irinas zum Stehen. Sie waren mitten im Nirgendwo gelandet.
Ringsum nichts als Sträucher und ein paar Bäume.
    Madeleine stieg aus und sofort fing der Nachthimmel sie ein.
In den Jahren

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