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Schlaflos

Schlaflos

Titel: Schlaflos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Berge stehen. Sie wirbelte herum. Armand bewegte
sich betont bedächtig. »Das solltest du als Gunst erkennen, Aurelius! Das Ende
aller Schmerzen ist weit mehr als du verdienst!«
    Aus den Schatten schälte sich eine hochgewachsene,
breitschultrige Gestalt. Er trug sein langes, rabenschwarzes Haar im Nacken zu
einem Zopf zusammengefasst. Die Augen glänzten wie Kohle und seine Kleidung
bestand aus schwarzem Leder. Nur die Blässe seines Gesichts und seiner Hände
stach aus der Finsternis hervor. In seiner Rechten blitzte die Klinge eines
Schwertes. Er hielt die Waffe mit der ruhigen Eleganz des geübten Kämpfers.
    »Bastien!«
     

15
    Madeleine sah die wutverzerrten Züge ihres ehemaligen
Liebhabers und spürte die Kälte, die von diesem Mann ausging. Wie hatte sie
jemals glauben können ihn zu lieben? Wie hatte sie denken können, Armand besäße
irgendwelche Ähnlichkeit mit ihm? Es hätte sie nicht verwundert, wäre das Gras
unter seinen Füßen verdorrt, wie man es den übelsten Dämonen der Hölle
nachsagte.
    Armand kniff die Augen zusammen, hob seine sonderbare
Lichtquelle höher. Der gefallene Engel hatte das Sehvermögen eines Menschen.
Madeleine begriff, dass er den Schlaflosen in der Dunkelheit kaum ausmachen
konnte.
    Bastien lachte höhnisch.
    Plötzlich war der leuchtende Schraubenschlüssel verschwunden.
Zurück blieb die Finsternis einer bewölkten Nacht. Armand hielt etwas in den
geschlossenen Fäusten. Er holte aus, verstreute es, als wollte er Getreide
aussäen. Es gab ein prasselndes Geräusch, wie von vielen kleinen Gegenständen.
    »Licht!«, zischte er, und die Gegenstände gehorchten ihm. Es
war, als hätte er Dutzende heller Lampen im Garten verteilt. Überall erstrahlte
goldenes Licht.
    »Schrauben«, flüsterte er Madeleine zu.
    »Gut«, spottete Bastien. »Du sollst es mit allen Sinnen
erleben, wenn ich dich schlachte, Engel!«
    Die Brutalität in Bastiens Blick und die schiere Gewalt
seines Auftretens erfüllten Madeleine mit einer urtümlichen Angst. Sie wollte
nicht zurückweichen, war überzeugt gewesen, sogar auf den Tod gefasst zu sein.
Doch ihre Fantasie, wie sie an Armands Seite furchtlos dem Widersacher
entgegentrat, hielt der Realität nicht stand.
    Sie begriff, dass sie heute den wirklichen Bastien de
Villefort vor sich sah. So sehr der Mann, vor dem sie vor Jahrzehnten geflohen
war, sie auch abgestoßen hatte, in Wahrheit hatte sie ihn kaum gekannt!
    Triumphierend hob Bastien sein Schwert. Madeleine hörte den
angsterfüllten Schrei und erkannte erst Augenblicke später, dass sie selbst ihn
ausgestoßen hatte. Die Klinge sauste durch die Luft - und schmetterte gegen
einen blendend hellen Lichtstrahl.
    Madeleine blinzelte. Das war absurd! War sie längst
getroffen, ohnmächtig, und halluzinierte? Der siebzig Zentimeter lange, starr
in der Luft stehende Lichtbalken surrte leise.
    Madeleine verschluckte ein hysterisches Lachen, als sie sah,
dass Armand kein Heft in der Hand hielt. Der Strahl ging direkt von seiner
geballten Faust aus, dem breiten Ring, den er am Mittelfinger trug.
    Mein Engel kämpft mit einem Laserschwert, das von einem
goldenen Ring ausgeht! Er sollte sich wenigstens für eine Hollywoodproduktion
entscheiden.
    Madeleine schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich
darf jetzt nicht durchdrehen!
    Sie klammerte sich an den dünnen Stamm einer Buche, hin und
her gerissen zwischen der schrecklichen Spannung und ihrer Angst, die sie
zwingen wollte wegzusehen. Immer wieder trafen die Klingen aufeinander, stoben
Funken, aus Licht und aus Metall, und trennten sich wieder.
    Da, ein Treffer. Das Lichtschwert berührte Bastiens Schulter!
    Ein Lichtblitz, ein metallisches Geräusch - Bastien hob seine
Klinge und parierte Armands nächsten Schlag, als sei nichts geschehen!
    Madeleine keuchte. Das durfte nicht wahr sein! Das konnte
nicht wahr sein! Sie hatte die Gerüchte, Bastien sei unverwundbar, gehört, wie
jeder Andere. Und wie die Meisten hatte sie geglaubt, es ginge dabei um
Bastiens sagenhaftes Kampfgeschick, um seine strategischen Fähigkeiten und um
die Stärke seiner Kämpfer.
    Genial war Bastiens Strategie nun wirklich nicht gewesen.
Seine Schergen hatten den Tod gefunden und Armand bewegte sich eleganter und
schneller als der Schlaflose. Nur dass die Lichtwaffe des gefallenen Engels
erneut wirkungslos von Bastiens Körper abprallte.
    Madeleine sah den Schweiß auf Armands Stirn und begriff, dass
er mit allem gerechnet, alles einkalkuliert hatte - nur

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