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Schlaflos

Schlaflos

Titel: Schlaflos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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das nicht!
    Bastien landete einen Treffer an Armands Oberschenkel. Der
gefallene Engel ging in die Knie. Madeleine schrie. Ihr Impuls war, sich
zwischen die Kämpfer zu werfen, Armand vor dem tödlichen Stoß zu schützen, der
jetzt folgen musste.
    »Madeleine!« Armands Ruf brachte sie zur Besinnung, bevor sie
in die Reichweite von Bastiens Schwert geriet. »Verschwinde hier!«
    Sie zog sich zögernd zurück. Blut durchweichte erschreckend
schnell Armands Hose, doch er hielt sich Bastien vom Leib und stand wieder auf.
    Ihr Geliebter wollte, dass sie floh!
    Stattdessen schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf die
Nacht, die sie umgab. Es fiel ihr schwerer als je zuvor, denn es war nötig,
sich in einem gewissen Ausmaß zu entspannen. Erleichtert spreizte sie
schließlich ihre schwarzen Schwingen und erhob sich in die Luft.
    In Tiergestalt ließ Madeleines Angst nach. Ihr Herz raste nicht
länger und es fiel ihr leichter, sich zu konzentrieren. Sie flog eine Runde um
den Kampfplatz, überblickte die Zerstörung rings um das alte Haus und erkannte
kaltblütig ihre Gelegenheiten. Immer wieder stieß sie auf Bastien herab. Es
gelang ihr tatsächlich ihn aus dem Takt zu bringen, ihn abzulenken. Ohne ihre
Unterstützung wäre Armand, der sich zunehmend langsamer bewegte, längst
unterlegen. Auch mit ihrer Hilfe war die Niederlage nur eine Frage der Zeit.
Trotz weiterer Treffer wies Bastien nicht die Spur einer Verletzung auf.
    Armand wagte einen riskanten Ausfall, traf Bastien mitten in
die Brust. Der Vampir taumelte rückwärts, durch die pure Kraft des Aufpralls
und stürzte. Doch auch Armand verlor das Gleichgewicht, ging zu Boden. Er
wollte sofort wieder aufspringen, aber sein verletztes Bein machte nicht mit.
    Bastien erhob sich mühelos und unverletzt.
    Madeleine ließ sich unmittelbar vor Armand zu Boden sinken,
breitete ihre Schwingen aus. Sie würde nicht zulassen, dass sie untergingen,
ohne wenigstens einen letzten Versuch, dem Feind die Augen auszupicken!
    Hinter ihr flüsterte Armand so leise, dass sie ihn kaum
verstand. Zweifellos forderte er sie auf, sich in Sicherheit zu bringen. Das
wollte sie nicht einmal hören, geschweige denn in Erwägung ziehen.
    »Das Medaillon!«, raunte ihr Geliebter. »Er trägt ein
Medaillon!«
    Madeleines gellender Vogelschrei hallte durch die Nacht, als
sie sich wieder in die Lüfte schwang. Bastien kam langsam auf Armand zu, ließ
sich Zeit, in der Überzeugung, dass der Gegner ihm nichts mehr entgegenzusetzen
hatte. Armand rappelte sich auf, stellte sich erneut zum Kampf, auch wenn sein
Bein sichtbar zitterte.
    »Gib auf, Aurelius! Wenn du dich ergibst, denke ich
vielleicht darüber nach, dieses nutzlose Weibsstück am Leben zu lassen.«
    Großspurig stand der Schlaflose da, ragte breitbeinig über
Armand auf, der nicht nur am Ende seiner Kräfte war, sondern regelrecht
geschrumpft schien.
    Madeleine flog einen weiten Bogen, gewann an Höhe. Ihre
Annäherung musste lautlos und schnell geschehen. Eine zweite Chance würde es
nicht geben. Sie näherte sich Bastien im Gleitflug. Kein Flügelschlag durfte an
das Ohr des Schlaflosen dringen. Erst im letzten Moment zog sie die Schwingen
dicht an den Leib, ließ sich vornüber kippen, stürzte auf ihn herab.
    Bastien achtete nicht auf Madeleine, dachte vermutlich, sie
sei geflohen. Er ließ sich Zeit, kostete seinen Triumph aus. Ein Grinsen
verzerrte seine brutalen Züge zu einer beängstigenden Grimasse.
    Der Vogelkörper traf ihn unvorbereitet. Scharfe Krallen klammerten
sich durch die Kleidung in seine Brust. Die schlagenden Flügel raubten ihm die
Sicht und der harte Schnabel hackte nach seinen Augen. Der Vampir versuchte,
den kräftigen Vogelhals zu fassen, doch die flatternden Schwingen hinderten
ihn. Seine Schwerthand konnte er nicht einsetzen, denn er wollte nicht
riskieren, seine Waffe loszulassen. Endlich schob er den Rabenschnabel aus der
Reichweite seiner Augen. Madeleine erwischte seinen Hals.
    Sie fand die silberfarbene Kette. Ein Rucken ihres Kopfes riss
sie entzwei. Noch ehe der Schlaflose begriff, was geschehen war, löste
Madeleine ihre Krallen und ließ von ihm ab. Sofort sauste das Schwert durch die
Luft, streifte lediglich eine ihrer Schwanzfedern. Die Kraft ihrer Schwingen
trug sie schnell genug aus Bastiens Reichweite. Zu einem zweiten Hieb kam er
nicht, denn Armand verschenkte keine Sekunde. Die Lichtwaffe des gefallenen
Engels zuckte vor.
    Geschwächt, wie er war, konnte Armand keinen langen Kampf
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