Schlag auf Schlag
stoßen.
»Würden Sie während des Wartens bitte diesen Fragebogen ausfüllen?«
Myron gab sich Mühe, so auszusehen, als ärgere er sich über diese Unannehmlichkeit.
»Es ist eine reine Formalität«, sagte der Arzthelfer. »Sie werden sicher verstehen, dass wir gewisse Vorschriften beachten müssen.«
Myron seufzte. »Wenn es denn sein muss.«
Dann wollte der Arzthelfer den ausgefüllten Zettel zurückhaben.
»Ich gebe ihn Dr. Abramson lieber persönlich«, sagte Myron.
»Sir, ich versichere Ihnen -«
»Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt.« Mr. Zickig. Genau wie ein echter Filmstar. »Ich gebe ihn Dr. Abramson persönlich.«
Der Arzthelfer schmollte schweigend. Ein paar Minuten darauf summte die Sprechanlage. Der Helfer nahm den Hörer ab, hörte einen Moment lang zu und legte auf. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Dr. Abramson war winzig - höchstens einsfünfzig groß und selbst mit Kleidung keine 35 Kilo schwer. Alles an ihr sah geschrumpft und zusammengeschnürrt aus. Mit Ausnahme ihrer Augen. Die leuchteten in ihrem Mini-Gesicht wie zwei riesige, fröhlich strahlende Sterne, denen nichts verborgen blieb.
Sie reichte ihm ihre kindliche Hand. Ihr Händedruck war erstaunlich kräftig. »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte sie.
Myron gehorchte. Dr. Abramson setzte sich ihm gegenüber. Ihre Füße reichten kaum bis auf den Boden. »Darf ich Ihren Fragebogen sehen?«, fragte sie.
»Aber natürlich.« Myron reichte ihn ihr. Sie warf einen kurzen Blick darauf.
»Sie sind Bruce Willis?«
Myron grinste sie anmaßend von der Seite an. Fast wie in Stirb langsam. »Haben mich mit der Sonnenbrille wohl nicht erkannt,
was?«
»Sie sehen überhaupt nicht aus wie Bruce Willis.«
»Ich wollte Harrison Ford hinschreiben, aber der ist zu alt.«
»Wäre trotzdem die bessere Wahl gewesen.« Dann, nachdem sie ihn noch etwas genauer angesehen hatte, fügte sie hinzu: »Liam Neeson hätte sogar noch besser gepasst.« Dr. Abramson schien über Myrons Trick nicht allzu verstimmt zu sein. Andererseits war sie eine erfahrene Psychiaterin und daran gewöhnt, mit geistig Kranken umzugehen. »Wie wäre es, wenn Sie mir sagen, wie Sie wirklich heißen?«
»Myron Bolitar.«
Ein Lächeln, das es mit dem Strahlen der Augen aufnehmen konnte, ging über das kleine Gesicht. »Ich dachte mir doch gleich, dass ich Sie erkannt habe. Sie sind der Basketball-Star?«
»Na ja, >Star< würde ich nicht sagen.« Myron wurde rot.
»Bitte, Mr. Bolitar, seien Sie nicht so bescheiden. Drei Jahre hintereinander in der ersten Mannschaft des Auswahlteams. Zwei Universitätsmeisterschaften. Einmal College-Spieler des Jahres. Der achte Spieler, der in jenem Jahr gedraftet wurde.«
»Sie sind ein Fan.«
»Und äußerst aufmerksam.«
Sie lehnte sich zurück. Wie ein kleines Kind in einem großen Schaukelstuhl. »Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie zweimal auf dem Titelbild der Sports Illustrated. Ungewöhnlich für einen College-Spieler. Außerdem waren Sie ein guter Student, wurden zum Academic All-American gewählt, von der Presse geliebt und galten als ziemlich attraktiv. So weit richtig?«
»Ja«, sagte Myron. »Außer vielleicht das mit dem >galten als<.«
Sie lachte. Es war ein nettes Lachen. Ihr ganzer Körper schien mitzulachen. »Und jetzt erzählen Sie mir bitte, was das Ganze soll, Mr. Bolitar.«
»Bitte nennen Sie mich Myron.«
»Gut. Und Sie nennen mich Dr. Abramson. Was haben Sie denn für ein Problem?«
»Keins. Mir geht's gut.«
»Verstehe.« Sie musterte ihn mit skeptischem Blick, doch Myron spürte, dass die gute Frau Doktor sich auf seine Kosten amüsierte. »Dann hat wohl ein >Freund< von Ihnen ein Problem. Erzählen Sie mir alles darüber.«
»Dieser Freund«, sagte er, »ist eine Freundin, und ihr Name ist Valerie Simpson.«
Sie war überrascht. »Was?«
»Ich möchte mit Ihnen über Valerie Simpson reden.«
Das eben noch offene Gesicht versteinerte. »Sie sind doch kein Reporter, oder?«
»Nein.«
»Ich meine, ich hätte gelesen, Sie wären Sportagent.«
»Bin ich auch. Valerie Simpson war gerade dabei, meine Klientin zu werden.«
»Verstehe.«
»Wann haben Sie Valerie zum letzten Mal gesehen?«, fragte Myron.
Dr. Abramson schüttelte den Kopf. »Ich kann weder bestätigen noch abstreiten, dass Valerie Simpson je meine Patientin war.«
»Das brauchen Sie nicht zu bestätigen oder abzustreiten. Ich weiß, dass Sie sie behandelt haben.«
»Ich wiederhole, ich kann weder
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