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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Frau werden Sie ja wohl nicht verdächtigen.«
    Myron setzte sich wieder. Mit seiner besten Nichts-ist-unmöglich-Neigung des Kopfes, sagte er: »Helen van Slykes Tochter wurde ermordet. Innerhalb weniger Stunden ruft die trauernde Mutter bei Ihnen an, um sicherzustellen, dass Sie den Mund halten. Finden Sie das nicht auch ein bisschen seltsam?«
    »Ich werde weder bestätigen noch abstreiten, dass ich den Namen Helen van Slyke je gehört habe.«
    »Verstehe«, sagte Myron. »Sie meinen also, dass man das alles unter den Teppich kehren sollte. Klappe zu, Affe tot. Wen  kümern schon die Tatsachen, wenn nur das Image zählt. Irgendwie passt das meiner Ansicht nach nicht ganz zu Ihnen, Doc.«
    Sie sagte nichts.
    »Ihre Patientin ist tot«, fuhr Myron fort. »Meinen Sie nicht, dass Sie ihr verpflichtet sind, nicht ihrer Mutter?«
    Dr. Abramsons Hände wurden für einen kurzen Augenblick zu harten kleinen Fäusten, dann entspannte sie sich wieder. Sie holte tief Luft, hielt sie an und ließ sie langsam wieder ausströmen. »Nehmen wir einmal an - rein hypothetisch -, ich wäre die Therapeutin dieser jungen Frau gewesen. Wäre ich nicht verpflichtet, die Dinge, die sie mir in strengster Vertraulichkeit mitgeteilt hat, absolut niemandem zu verraten ? Wenn eine Patientin, solange sie lebt, nichts davon erzählt, muss ich, wenn sie gestorben ist, nicht ihr Recht auf ihre Intimsphäre verteidigen?«
    Myron starrte sie an. Dr. Abramson starrte zurück. Unerschütterlich. »Hübsche Rede«, sagte er. »Aber vielleicht wollte Valerie ja etwas verraten. Und vielleicht hat jemand sie ermordet, um ihr damit eben dieses Recht zu nehmen.«
    Die strahlenden Augen blinzelten mehrmals. »Ich glaube, Sie müssen jetzt gehen«, sagte sie.
    Sie drückte einen Knopf auf ihrer Gegensprechanlage. Der Arzthelfer erschien in der Tür. Er verschränkte die Arme und versuchte bedrohlich auszusehen. Der Versuch war nicht von berauschendem Erfolg gekrönt.
    Myron stand auf. Er wusste, dass er Zweifel in ihr gesät hatte. Jetzt musste er ihnen Zeit zum Keimen lassen. »Denken Sie wenigstens noch mal darüber nach?«, fragte er.
    »Auf Wiedersehen, Myron.«
    Der Helfer trat zur Seite, um Myron vorbeizulassen.

19
    Von den drei Zeugen des Mordes an Alexander Cross - lauter Kommilitonen des Verstorbenen - lebte nur einer im Großraum New York City. Gregory Caufield Jr. war jetzt ein junger Kollege in Daddys Anwaltskanzlei namens Stillen, Caufield and Weston, einer dynamischen, expandierenden Sozietät mit diversen Vertretungen nicht nur in anderen Bundesstaaten, sondern sogar im Ausland.
    Myron wählte, fragte nach Gregory Caufield Jr. und wurde in eine Warteschleife vermittelt. Ein paar Sekunden später war eine Frau am Apparat und sagte: »Ich verbinde Sie direkt mit Mr. Caufield.«
    Ein Klicken. Ein Klingeln. Dann sagte eine enthusiastische Stimme: »Hallihallo!«
    Hallihallo?
    »Spreche ich mit Gregory Caufield?«
    »Aber ja doch. Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Name ist Myron Bolitar.« »Mhm.«
    »Und ich hätte gerne einen Termin bei Ihnen.«
    »Selbstverständlich. Wann?«
    »So bald wie möglich.«
    »Wie wäre es in einer halben Stunde? Wäre Ihnen das recht?«
    »Das passt mir gut, danke.«
    »Super, Myron. Ich freu mich drauf.«
    Klick. Super?
    Eine Viertelstunde später war Myron unterwegs. Er ging die Park Avenue entlang an den Stufen der Moschee vorbei, wo er mit Win im Sommer gerne zu Mittag aß. Erstklassiger Posten zum Frauen-Abchecken. In New York gibt es die schönsten Frauen der
    Welt - konkurrenzlos. Sie tragen Bürokleidung, Turnschuhe und eine Sonnenbrille. Sie schreiten mit kühler Entschlossenheit dahin, haben keine Zeit zu verschwenden. Erstaunlicherweise nahm keine der schönen Frauen Myron in Augenschein. War wahrscheinlich reine Diskretion. Vermutlich zogen sie ihn hinter ihren Sonnenbrillen mit den Blicken aus.
    Myron ging Richtung Westen zur Madison Avenue. Er kam an ein paar Elektronik-Läden mit den immer gleichen > Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe<-Schildern vorbei, die dort schon seit Jahren hingen. Es waren immer dieselben Schilder - schwarze Schrift auf weißem Grund. Ein Blinder hielt eine Tasse vor sich hin. Er verteilte nicht einmal mehr Bleistifte. Sein Blindenhund sah aus als wäre er tot. An der Ecke lachten zwei Polizisten. Sie aßen Croissants. Keine Donuts. Wieder ging ein Klischee den Bach runter.
    Vor dem Fahrstuhl in der Lobby stand ein Mann vom Sicherheitsdienst.
    »Bitte?«
    »Myron

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