Schlag auf Schlag
Bolitar. Ich habe einen Termin bei Gregory Caufield.«
»Oh ja, Mr. Bolitar. Zweiundzwanzigste Etage.« Er rief nicht oben an. Sah auch nicht auf seiner Liste nach. Hmm.
In der Zweiundzwanzigsten Etage erwartete ihn eine Frau mit freundlichem Gesicht am Fahrstuhl. »Guten Tag, Mr. Bolitar. Wenn Sie mir bitte folgen würden?«
Ein langer Korridor mit büro-rosa Teppichboden, weißen Wänden und gerahmten McKnight-Postern. Kein Schreibmaschinenklappern, aber Myron hörte das Surren eines Laserdruckers. Irgendwo wählte ein Telefon mit Freisprechanlage. Ein Faxgerät kommunizierte kreischend mit einem anderen Faxgerät. Als sie um eine Ecke kamen, trat eine zweite Frau mit ebenso freundlichem Gesicht auf sie zu. Plastiklächeln rund um ihn herum.
»Hallo, Mr. Bolitar«, sagte die zweite Frau. »Schön, Sie zu sehen.«
»Vielen Dank. Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.« Wieder einer dieser Sätze, die die Frauen in Scharen in seine Arme trieben.
Die erste Frau übergab ihn der zweiten. Wie beim Team-Catchen.
»Mr. Caufield wartet in Konferenzraum C auf Sie«, sagte die zweite Frau mit gesenkter Stimme, als wäre Konferenzraum C eine Geheimkammer in den Katakomben des Pentagon.
Sie führte ihn zu einer Tür, die bis auf das große bronzene C genauso aussah wie die anderen. Innerhalb weniger Sekunden kombinierte Myron, dass sich dahinter Konferenzraum C befand. Die Abenteuer des Sherlock Bolitar. Die Tür wurde von innen geöffnet. Vor Myron stand ein junger Mann, dessen Haar dicht und Stephanopoulos-artig wucherte. Begeistert schüttelte er Myrons Hand. »Hi, Myron.«
»Hi, Gregory.« Als würden sie sich wirklich kennen.
»Bitte kommen Sie herein. Ich möchte Ihnen jemand vorstellen.«
Myron trat ins Zimmer. Großer Walnussholztisch mit dunklen Ledersesseln - die teuren mit den kleinen goldenen Knöpfen. Ölbilder von Männern mit ernsten Gesichtern an den Wänden. Bis auf einen Mann, der am anderen Ende des Tisches saß, war der Raum leer. Obwohl sie sich nie begegnet waren, erkannte Myron den Mann sofort. Eigentlich hätte er überrascht sein sollen, doch er war es nicht.
Senator Bradley Cross.
Gregory machte sich nicht die Mühe, sie einander vorzustellen. Er machte sich nicht einmal die Mühe zu bleiben. Er glitt durch die Tür und schloss sie hinter sich. Der Senator erhob sich. Sein Aussehen hatte nichts von den klassisch-vornehmen Patriarchen, die man in Politikerfamilien häufig findet. Man sagt, dass Menschen mit der Zeit ihren Haustieren immer ähnlicher werden. In diesem Fall besaß Senator Bradley Cross einen Basset. Sein Gesicht war lang und schlaff. Sein hervorragend geschnittener Anzug konnte den ausgesprochen birnenförmigen Körperbau nicht verbergen, bei einer Frau hätte man von gebärfreudigen Hüften gesprochen. Seine Haare waren dünne graue Strähnen, die wie durch elektrostatische Aufladung am Schädel klebten. Er trug eine dicke Brille und hatte ein schiefes Lächeln im Gesicht. Immerhin war es ein gewinnendes Lächeln - und dazu auch noch in einem vertrauenswürdigen Gesicht. Einem Gesicht, dem man seine Stimme geben würde.
Senator Cross streckte langsam die Hand aus. »Entschuldigen Sie den dramatischen Auftritt«, sagte er, »aber ich dachte, wir müssen miteinander reden.«
Sie schüttelten sich die Hände.
»Bitte nehmen Sie Platz. Machen Sie es sich bequem. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
»Nein, danke«, sagte Myron.
Sie setzten sich gegenüber. Myron wartete. Der Senator schien nicht genau zu wissen, wie er anfangen sollte. Er hustete mehrmals in seine Faust. Bei jedem Husten schlotterten seine Kinnbacken.
»Wissen Sie, warum ich Sie sprechen wollte?«, fragte er.
»Nein«, sagte Myron.
»Ich habe gehört, dass Sie eine Menge Fragen über meinen Sohn gestellt haben. Oder, um genauer zu sein, über den Mord an meinem Sohn.«
»Woher wissen Sie das?«
»Es spricht sich rum. Ich habe meine Quellen.« Er hielt den Kopf schräg, wie ein Basset, der ein ungewöhnliches Geräusch hört. »Ich wüsste gern, warum Sie das tun.«
»Valerie Simpson wollte mich als ihren Agenten anheuern«, sagte Myron.
»Das wurde mir mitgeteilt.«
»Ich untersuche ihren Mord.«
»Und sie glauben, es gibt eine Verbindung zwischen dem Mord an Valerie und dem an Alexander?«
Myron zuckte die Achseln.
»Mein Sohn wurde vor sechs Jahren in der Nähe von Philadelphia von einem Straßengangster umgebracht. Valerie wurde bei den US-Open in New York ermordet, fast wie bei einer
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