Schlag auf Schlag
Schwarzen.«
»Das kommt nur daher, weil Sie zu faul sind, African American zu sagen.«
»Heißt es African American oder Afro-American?«
»Jetzt African«, sagte Myron.
»Im Zweifel«, sagte Jake, »frage man einfach einen Honky.«
»Honky«, wiederholte Myron. »Auch so ein Wort, das man nicht mehr allzu häufig hört.«
»Und das ist verflucht schade. Sie heißt Amanda West und war damals Assistentin des Gerichtsmediziners. Sie scheint ganz heiß darauf zu sein, mit jemand darüber zu reden.« Jake gab ihm die Adresse.
»Was ist mit dem Cop?«, fragte Myron. »Jimmy Blaine.«
»Keine Chance.«
»Ist er noch bei der Polizei?«
»Nein, im Ruhestand.«
»Haben Sie seine Adresse?«
»Ja«, sagte Jake.
Schweigen. Esperanza blickte starr auf ihren Computer-Monitor.
»Können Sie sie mir geben?«, bat Myron.
»Nein.« »Ich schikaniere ihn nicht, Jake.«
»Ich habe nein gesagt.«
»Sie wissen, dass ich seine Adresse auch so rausbekomme.«
»Schön, aber von mir kriegen Sie sie nicht. Jimmy ist einer von den Guten, Myron.«
»Das bin ich auch«, sagte Myron.
»Vielleicht. Aber bei Ihren Kreuzzügen werden manchmal Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen.«
»Was soll das denn heißen?«
»Nichts. Lassen Sie ihn einfach in Ruhe.«
»Warum so vorsichtig?«, fragte Myron. »Ich will ihm doch nur ein paar Fragen stellen.«
Schweigen. Esperanza blickte nicht auf.
Myron hakte nach. »Es sei denn, er hätte etwas Verbotenes getan.«
»Ist egal«, sagte Jake.
»Selbst wenn er -«
»Selbst dann, Wiederhören, Myron.«
Jake legte auf. Verdutzt schaute Myron den Hörer an. »Das war ja grotesk.«
»Mhm.« Esperanza starrte noch immer auf ihren Monitor. »Auf deinem Schreibtisch liegen jede Menge Nachrichten.«
»Hast du Win gesehen?«
Esperanza schüttelte den Kopf.
»Pavel Menansi ist tot«, sagte Myron. »Er wurde heute Nacht ermordet.«
»Der Kerl, der Valerie Simpson missbraucht hat?«
»Ja.«
»Oh je, mir bricht das Herz. Hoffentlich bekomme ich davon keine schlaflose Nächte.« Endlich blickte Esperanza einmal kurz zur Seite. »Wusstest du, dass er auf der Gästeliste der Party stand, die du mir gegeben hast?« »Ja. Hast du sonst noch interessante Namen gefunden?«
Sie lächelte fast. »Einen.«
»Wen?«
»Denk an einen Welpen«, sagte Esperanza.
Myron schüttelte den Kopf.
»Denk an Nike«, fuhr sie fort. »An Duanes Kontaktmann zu Nike.«
Myron erstarrte. »Ned Tunwell?«
»Die Antwort ist korrekt.« Jeder, dem Myron begegnete, war ein verkappter Quizmaster. »Steht auf der Liste als E. Tunwell. Sein richtiger Vorname ist Edward. Ich hab mir das mal genauer angesehen. Rate mal, wer den ersten Nike Vertrag für Valerie Simpson ausgehandelt hat?«
»Ned Tunwell.«
»Und rate mal, wer ziemlich dumm dastand, als ihre Karriere den Bach runtergegangen ist?«
»Ned Tunwell.«
»Wow«, sagte sie trocken. »Das sind ja fast hellseherische Fähigkeiten.« Sie schaute wieder auf den Monitor und fing an zu tippen.
Myron wartete. Dann: »Sonst noch was?«
»Nur ein haltloses Gerücht.«
»Das lautet?«
»Das Übliche in dieser Situation«, sagte Esperanza, den Blick immer noch starr auf den Monitor gerichtet. »Ned Tunwell und Valerie Simpson sollen mehr als nur gute Freunde gewesen sein.«
»Ruf Ned an«, sagte Myron. »Sag ihm, ich muss ihn -«
»Ich hab schon einen Termin gemacht«, sagte sie. »Heute Abend um sieben ist er hier.«
39
Dr. Amanda West war mittlerweile leitende Oberärztin der Pathologie im St. Joseph Medical Center in Doylestown, einer Kleinstadt bei Philadelphia. Myron fuhr auf den Krankenhaus- Parkplatz. Im Radio lief der alte Doobie-Brothers-Song »China Grove<. Er sang den Refrain mit, wozu man einfach nur mehrmals rhythmisch »Oh, oh, China Grove« sagen musste. Myron sang jetzt lauter und fragte sich - nicht zum ersten Mal - was China Grove eigentlich bedeutete.
Als der Wärter ihm den Parkschein reichte, klingelte sein Autotelefon.
»Jessica ist in Sicherheit«, sagte Win.
»Danke.«
»Wir sehen uns morgen beim Match.«
Klick. Kurz angebunden, selbst für Wins Verhältnisse.
An der Anmeldung fragte Myron, wo die Pathologie sei. Die Schwester sah ihn an, als wäre er nicht ganz bei Trost, und sagte: »Im Untergeschoss natürlich.«
»Oh klar. Wie bei Quincy.«
Er fuhr mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk nach unten. Es war niemand zu sehen. An einer Tür stand P ATHOLOGIE , und wieder nutzte er seine exzellente Kombinationsgabe, um zu erschließen, dass
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