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Schlag weiter, Herz

Schlag weiter, Herz

Titel: Schlag weiter, Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davic Pfeifer
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Zukunft. Bei mir ist das nicht so. Etwas bei mir ist immer am falschen Platz, ich fühle mich fremd.«
    »Was ist daran denn merkwürdig?«, hatte Mert gefragt.
    Vielleicht findet er eine Erklärung zwischen den Zeilen, warum Nadja wollte, dass er ausgerechnet dieses Buch liest. Mert steht auf, damit er nicht wieder einschläft, setzt sich raus auf den Balkon, macht das Licht an und liest weiter. Als kaum noch eine Stelle an seinem Körper nicht zerstochen ist, geht er wieder rein. Er liest am Küchentisch, er liest auf dem Sofa, das er sonst nur benutzt, um Klamotten draufzuschmeißen. Er liest im Stehen, bis er so müde ist, dass ihm sogar dabei die Augen zufallen. Dann klappt er das Buch zu, legt es auf den Küchentisch, geht ins Bett und schläft augenblicklich ein. Ein Drittel des Buches hat er geschafft. Nadja hat er darin nicht gefunden.

40
    »Mir ist ein Kampf angeboten worden«, sagte Ali statt einer Begrüßung. Sie hatten sich wie gewohnt zwei Stunden vor ihrem Dienst im Holmes Place zum Training verabredet. Doch Ali hatte keine Ruhe, um Gewichte zu stemmen.
    Sie setzten sich an die Bar und tranken Kombucha, das als Werbeaktion im Fitnesscenter angeboten wurde.
    »Alter, ein Profikampf. Richtig gegen Geld. Achttausend Euro soll ich verdienen, wenn ich im Vorprogramm der Klitschkos den zweiten Kampf mache.«
    »Wer ist der Gegner?«
    »Den Namen habe ich noch nie gehört, hätte ich mir auch nicht merken können. Ein Pole, lauter z und c im Namen. Hörte sich an, als würde man Holz zerbrechen.«
    Ali war elektrisiert. »Ich bin doch ein Mann, ich muss kämpfen!«, sagte er. »Ich kann hier nicht nur irgendwelchen Weicheiern die breitgesessenen Ärsche stramm machen.« Er meinte es ernst. Wie ein König saß er auf dem Barhocker, ungeachtet der Tatsache, dass er mit den Füßen kaum an die Trittstrebe reichte.
    »Trainierst du mich?«, fragte er Mert.
    Mert machte das ganze Programm mit. Laufen, Training, Essen, Mittagsschlaf, Sparring, Gymnastik, Schlafen, Laufen, Training, Essen, Mittagsschlaf. Alles hatte wieder eine Ordnung, seine Tage waren strukturiert. Rechnungen konnten warten, die Steuererklärung musste er irgendwann mal machen. Er ordnete sich und sein Leben dem Trainingsplan unter.
    Nadja freute sich für ihn, weil sie sah, wie viel Freude Mert daran hatte, sich in Wettkampfform zu bringen.
    Die Halle war erst zu einem Drittel gefüllt, als Alis Name aufgerufen wurde. Sie mussten einen langen Gang durchschreiten, bis sie die Halle betraten. »Mama said knock you out« von LL Cool J dröhnte aus den Boxen, das Einlauflied, das Ali sich ausgesucht hatte. Die Atmosphäre raubte Mert fast den Atem. Ali gewann seinen Kampf gegen Lukasz Krachzojwe in vier Runden nach Punkten, und Mert stand in seiner Ecke, so glücklich wie seit Langem nicht mehr.
    Nach dem Sieg saßen sie in der Umkleidekabine, in der es einen Kühlschrank und ein kleines Buffet gab. Alis Eltern und seine zwei Schwestern drängten sich an den Ordnern vorbei, umarmten Ali und auch Mert überschwänglich.
    »Alter, warum haben wir das nicht viel früher gemacht?«, fragte Ali, als sie wieder allein waren und sich umzogen. Mert wusste keine Antwort.
    Der Promoter, der Ali gebucht hatte, kam in die Kabine. Er sah aus wie ein Ganove in einer alten Polizeiserie. Seine Haare glänzten, er hatte seine Jackettärmel hochgeschoben und trug einen Bart, der den Mund einrahmte. Er sprach Ali auf Türkisch an, dann sagte er etwas in Richtung Mert. »Yanındaki ne is? Sıkı görünüyor. Türk mü O da? «
    Ali schüttelte den Kopf. »O en iyimizdir. Ama Türkçe bilmiyor.«
    »Warum sprichst du kein Türkisch? Siehst türkisch aus«, fragte der Promoter.
    »Ich bin kein Türke.«
    »Er ist Halbtürke, aber seine Eltern haben nur deutsch gesprochen, damit er nicht so’n Zungenschlag kriegt wie wir Assis«, sagte Ali.
    »Willst du ’nen Kampf machen? Ali sagt, du bist gut.«
    »Ich überleg’s mir«, antwortete Mert. Dabei hatte er sich schon gefragt, wie er es Nadja beibringen würde. Er gehörte hierher, in den Ring, mit Publikum und Musik, mit Scheinwerfern und Kameras. Er war fit, er war stark, er boxte besser als je zuvor. Er hatte sein Pulver noch nicht verschossen.
    Als er nach Hause kam, war Nadja noch wach.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie aufgeregt.
    »Gut, Ali hat ihn klar ausgeboxt. Der Pole hatte nichts gegenzusetzen. Es war leicht.«
    »Erzähl schon, wie war die Halle, wie waren die Kämpfe? Wer war da? Lass dir nicht alles

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