Schlagfertigkeit
aus, sondern in Panik.
Das Grundrezept ist fast erschreckend simpel, aber es scheint uns geradezu biologisch einprogrammiert zu sein. Wir müssen lachen, wenn wir auf harmlose Art und Weise überrascht werden. Das haben die Wissenschaftler im Labor sogar belegen können.
Beispiel: Leichtgewichtiges Lachen
Stellen Sie sich eine Reihe von zehn Gewichten vor. Sie heben das erste an, es ist sehr leicht, das zweite ist ein wenig schwerer, das dritte noch etwas schwerer und so fort, die Gewichte werden immer schwerer, bis Sie das zehnte Gewicht ergreifen, in der sicheren Erwartung, nunmehr das schwerste zu heben. Aber nein, es ist das leichteste von allen. Sie heben es mit Schwung in die Höhe – und müssen lachen.
Erwartungen aufbauen und enttäuschen
Das Spiel mit den Erwartungen klappt fast immer. Aber dazu müssen erst einmal Erwartungen bestehen. Je sicherer der andere mit einer bestimmtenSache rechnet, umso leichter können wir seine Erwartung „enttäuschen“ und ihn zum Lachen bringen.
In Situationen, die eher unsicher sind, in denen vieles möglich ist, fällt es uns viel schwerer, einen Lacheffekt zu erzielen. Auch wenn wir etwas ganz Verrücktes, Verblüffendes anstellen, wird das den andern nicht so zuverlässig zum Lachen bringen wie eine kleine, aber unmissverständliche Abweichung von einer stabilen Erwartung. Wie einfach so etwas funktioniert, können Sie selbst im Alltag ausprobieren.
Üben Sie: Erwartungen durchbrechen
Durchbrechen Sie im Alltag vorsätzlich feste Erwartungen und achten Sie darauf, was geschieht. Das müssen keine spektakulären Fälle sein. Zum Beispiel nennt Ihnen jemand seine Telefonnummer, unter der Sie ihn erreichen: „Ich gebe Ihnen mal die Nummer 32 40 67.“ Sie erwidern: „Ich wiederhole: 97 80 22.“ Ernten Sie ein Lachen oder Befremden?
Anderer Fall: Sie sind zu Besuch. An den Wänden hängen lauter Bilder vom Meer und von Segelschiffen. Sie bemerken: „Ah, Sie lieben die Berge.“
Jemand fragt Sie: „Wissen Sie, wie spät es ist?“ Sie antworten: „Ja.“ Und gehen weiter.
Die Erwartungen, die Sie durchbrochen haben:
Lachen und Befremden liegen eng beieinander
Erstaunlich oft lösen wir mit solchen Aktionen Gelächter aus. Vor allem wenn wir das entsprechende Gesicht dazu machen: Das war eben nicht so ganz ernst gemeint. Ansonsten besteht nämlich die Gefahr, dass die anderen mit Befremden reagieren: Wie meint er/sie das jetzt? Ist der/die nicht vielleicht ein wenig wunderlich?
Der Grund dafür: Worüber wir lachen und was wir befremdlich finden, das ist einander oft zum Verwechseln ähnlich. Wenn wir lachen, dann sind wir uns ziemlich sicher: Aha, hier hat jemand einen Spaß gemacht. Wo diese Sicherheit fehlt, lachen wir nicht. Wenn sich der Anrufer nicht ganz sicher ist, ob wir noch ganz richtig ticken, dann wird er nicht darüber lachen, wenn wir seine Rufnummer völlig falsch wiederholen.
Markieren Sie deutlich: Achtung, Scherz!
Wir müssen also sichergehen, dass der andere es auch mitbekommt, dass wir es nicht ernst meinen. Wenn wir uns gut kennen, ist der Aufwand gering. Wenn Sie dagegen jemanden zum Lachen bringen wollen, den Sie gar nicht kennen, müssen Sie Ihren Scherz schon etwas deutlicher markieren. Das ist im Übrigen auch der Grund, warum diejenigen, die eine lustige Bemerkung gemacht haben, ebenfalls in Gelächter ausbrechen. Nicht etwa weil sie sich an ihrem eigenen Humor berauschen, sondern um den anderen zu zeigen: Das war jetzt ein Scherz. Ihr dürft / sollt lachen.
Unsinn ist nicht lustig
Und noch etwas ist wichtig: Über puren Unsinn lachen wir im Allgemeinen nicht (höchstens mal, wenn wir ganz ausgelassen sind). Es muss also immer irgendeine Verbindung zu dem bestehen, was wir erwartet haben und was jetzt doch so ganz anders ist. Entfernen Sie sich mit Ihrer schlagfertigen Bemerkung nie sehr weit von dem, womit Ihr Gegenüber rechnet. Überraschung – ja, aber so dass der andere noch den Bezug herstellen kann.
Einfach überraschend: Die SIHR-Technik
Womit rechnen wir, wenn wir jemanden angreifen? Damit, dass er sich verteidigt. Womit kann uns also jemand überraschen? Damit, dass er uns Recht gibt. Auf diesem simplen Grundsatz beruht die sehr beliebte SIHR-Technik, die ein wenig dem „absurden Theater“ (→ S. 65) ähnelt. SIHR steht für die Anfangsbuchstaben Ihrer Erwiderung: „Sie haben Recht.“
Natürlich geben Sie dem Angreifer nicht wirklich Recht. Sie fügen die Gründe an, weshalb Sie dem Angriff zustimmen, und
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