Schlamm, Schweiß und Tränen
Befragungstechniken und Verhörtaktiken im Falle einer potenziellen Gefangennahme durch den Feind unterwerfen - ein Trainingsprogramm, das noch sehr viel länger dauerte und noch weitaus anstrengender war als jene Ausnahmesituation, die wir während der SAS Selection durchmachen mussten.
Mit der Zeit wurden wir immer besser, wenn wir zum Beispiel für simulierte verdeckte Operationen Nachtsprünge durchführen oder uns im unbewaffneten Nahkampf üben mussten - einschließlich einer ganzen Reihe anderer Fertigkeiten -, allerdings haben wir auch, bis wir das alles wirklich beherrschten, eine ganze Reihe Fehlschläge wegstecken müssen.
Aber woran erinnere ich mich am liebsten, was war für mich das Wertvollste in dieser Zeit?
Die Kameradschaft und die Freundschaften waren damals sehr wichtig für mich - und natürlich Trucker, der noch immer zu meinen allerbesten Freunden auf diesem Planeten zählt.
Es gibt eben Bande, die halten ein Leben lang.
Ich werde nie diese elend langen Märsche vergessen, die Spezialausbildung und natürlich auch nicht diesen ganz besonderen Berg in den Brecon Beacons.
Doch vor allem bin ich insgeheim schon stolz darauf, dass ich bis ans Ende meiner Tage in den Spiegel schauen und mir sagen kann, dass ich irgendwann einmal verdammt gut war.
So verdammt gut, dass ich mich zur SAS-Familie zählen durfte.
Es gibt eben Dinge im Leben, die kann man für kein Geld der Welt kaufen.
Während unserer Zeit beim SAS hatten Trucker und ich zusammen ein altes Bauernhaus auf einem Gutshof angemietet, das nur knapp zehn Kilometer von Bristol entfernt war. Die
Miete, die wir dafür bezahlen mussten, war allerdings kaum der Rede
wert, weil das Gebäude ziemlich heruntergekommen war und weder
über eine Heizung noch über irgendwelchen anderen modernen
Komfort verfügte. Dennoch gefiel es mir dort ausgesprochen gut.
Das Bauernhaus lag auf einer Anhöhe mitten im Grünen - eingebettet zwischen einem großen Tal auf der einen Seite und einem wunderschönen Wald auf der anderen Seite. Fast jeden Abend kamen
Freunde zu Besuch; dann haben wir gefeiert und selbst Musik gemacht und das Holz von dem baufälligen Schuppen nebenan als
Brennholz genutzt, um unseren Kaminofen damit zu befeuern.
Unseren frisch verdienten Sold haben wir meistens in der örtlichen
Kneipe auf den Kopf gehauen.
Wahrscheinlich waren wir die schlimmsten Mieter, die man sich
nur vorstellen kann, denn wir haben den Garten total vergammeln
lassen, weil wir uns immer munter an dem Holz der zahlreichen vor
sich hin rottenden Schuppen bedient haben, die überall im Garten standen. Aber Mensch, was soll's, der Vermieter war echt ein widerlicher alter Fiesling, der ohnehin einen ziemlich üblen Ruf hatte!
Als das Gras zu lang wurde, haben wir immerhin versucht, es zu
trimmen - dabei haben wir jedoch alle beiden Rasentrimmer kaputtgemacht. Stattdessen haben wir die Grasflächen dann abgefackelt. Allerdings hat das etwas zu gut funktioniert, denn die Flammen haben
sich unkontrolliert ausgebreitet, sodass wir nur mit Mühe und Not
verhindern konnten, dass das gesamte Bauernhaus mit abbrannte.
Doch das absolut Geniale an unserem Domizil war, dass wir auf
unseren 100-Kubik-Motorrädern ganz bequem nach Bristol rein- und
wieder rausfahren konnten, weil wir fast die gesamte Strecke auf
schmalen Fußwegen durch den Wald brettern konnten - das heißt,
wir mussten noch nicht einmal irgendwelche Straßen benutzen.
Ich kann mich noch gut an eine Begebenheit erinnern, als Trucker
und ich nach einem feucht-fröhlichen Abend in der Stadt auf unseren
Motorrädern zurück nach Hause geheizt sind. Mein Auspuff fing auf
einmal an Probleme zu machen, denn er wurde glühend heiß - erst
färbte er sich rot, dann weiß -, bevor es einen wahnsinnig lauten
Knall gab und die Maschine ruckartig zum Stehen kam. Im Dunkeln
haben wir dann von irgendeinem alten Zaun ein langes Stück Draht
abgerissen, an dem Trucker mich den ganzen Rest des Weges nach
Hause geschleppt hat - wir haben Tränen gelacht.
Ab da ist mein Motorrad nur noch angesprungen, wenn ich es
den extrem abschüssigen Feldweg neben unserem Haus hinunterrollen ließ, der bis ganz nach unten ins Tal führte. Und falls das Motorrad trotz dieser Starthilfe nicht ansprang, bevor ich ganz unten
angekommen war, musste ich die verdammte Mühle eben wieder
200 Meter den Berg hochschieben und danach mein Glück noch
einmal versuchen.
Das war schon verrückt, aber es hatte auch
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