Schlamm, Schweiß und Tränen
stolz auf Euch sein. Doch denkt immer daran: Das hier ist erst der Anfang. Die wirklich harte Arbeit
fängt an, sobald Ihr zu Eurer Kompanie zurückkehrt. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. Von diesem Grundsatz solltet
Ihr Euch leiten lassen."
Dann hielt er kurz inne.
„Und von jetzt an solltet Ihr für den Rest Eures Lebens stets dran
denken, dass Ihr Angehörige der SAS-Familie seid. Das habt Ihr Euch
verdient. Denn sie ist die beste Familie der Welt. Doch was unsere
Arbeit hier so außergewöhnlich macht, ist, dass jeder in dieser Familie
bis zum Äußersten seiner Leistungsfähigkeit geht. Wenn alle anderen
aufgeben, geben wir noch lange nicht auf. Und genau dadurch unterscheiden wir uns von all den anderen."
Diese Worte habe ich nie vergessen.
Da stand ich nun in meinen abgewetzten, rissigen und mit
Schlamm eingesauten Stiefeln, mit zerschlissenen Hosen und einem
verschwitzten schwarzen T-Shirt.
Ich fühlte mich so stolz und selbstbewusst wie noch nie zuvor in
meinem Leben.
Für uns hieß es nur „Achtung! Stillgestanden!" - ganz ohne großes Brimborium und ohne Zeremoniell. Wir alle schüttelten dem
Oberst die Hand und dann bekamen wir das heiß ersehnte sandfarbene SAS-Barett überreicht.
Im Laufe der Monate hatte ich mehr und mehr begriffen, dass es
eigentlich nie um das Barett an sich ging, sondern vielmehr darum,
wofür es stand: für Kameradschaft, Schweiß, Können, Bescheidenheit, Durchhaltevermögen und Charakterstärke.
Ich setzte das Barett auf und brachte es sorgfältig in Form, während der Oberst die Reihe bis zu Ende abschritt. Danach drehte er
sich um und sagte: „Willkommen beim SAS. Meine Tür steht Euch
immer offen, falls Ihr irgendetwas braucht - so funktioniert das hier
bei uns. Jetzt haut ab und genehmigt Euch ein Bier oder auch zwei auf
meine Kosten."
Trucker und ich hatten es geschafft, und zwar gemeinsam, allen
Widrigkeiten zum Trotz.
Jetzt hatten wir also die SAS Selection bestanden. Doch es war
genauso, wie der Oberst gesagt hatte - genau genommen war das erst
der Anfang.
Am SAS-Auswahlverfahren hat sich seit damals, als ich dazu angetreten bin, in all den Jahren aber nicht wirklich viel verändert.
Auf der Website des britischen Verteidigungsministeriums - des
Ministry of Defence oder kurz MoD - heißt es noch immer, dass die
Soldaten des 21. SAS-Regiments über folgende Charaktereigenschaften verfügen müssen: „Eine große körperliche und psychische Belastbarkeit. Selbstbewusstsein. Selbstdisziplin. Die Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten. Eine schnelle Auffassungsgabe, verbunden mit der
Fähigkeit, neue Fertigkeiten schnell zu erlernen."
Wenn ich diese Worte heute lese, muss ich schmunzeln. Denn je
länger die SAS Selection dauerte, desto stärker prägten diese Charaktereigenschaften mein Denken und Handeln; und dann während der
drei Jahre, die ich in meiner Kompanie diente, brannten sie sich tief in
meine Seele ein.
Noch heute haben diese Charaktereigenschaften für mich einen
sehr hohen Stellenwert.
Auch wenn es mir nicht gestattet ist, hier in allen Einzelheiten zu
schildern, welche Aufgaben ich zu bewältigen hatte, nachdem ich die
SAS Selection erfolgreich abgeschlossen hatte, darf ich aber dennoch
so viel verraten: Diese Aufgaben waren Bestandteil einer Spezialausbildung, die so extrem außergewöhnlich war, dass jeder Mann sich im
Prinzip glücklich schätzen muss, wenn er überhaupt die Chance erhält, eine solche Ausbildung absolvieren zu dürfen.
Im Rahmen dieser Spezialausbildung habe ich sehr viel gelernt: Den
Umgang mit Sprengstoff, verschiedene Fallschirmsprungtechniken und
Tauchtechniken für das unbemerkte Eindringen in feindliches Gebiet,
den Umgang mit ausländischen Waffenfabrikaten, das Überleben im
Dschungel, wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen, Funkkommunikation
und Arabisch. Darüber hinaus habe ich ein umfangreiches Fahrsicherheitstraining für Spezialkräfte absolviert - das heißt, ich habe nicht nur
Fahrtechniken und Ausweichmanöver bei hoher Geschwindigkeit gelernt, sondern auch entsprechende Taktiken, um Verfolger abzuschütteln; außerdem habe ich eine spezielle Kampfausbildung in Winterkriegsführung und ein taktisches Überlebenstraining (Ausweich- und
Fluchttaktiken) für Kampfeinsätze hinter feindlichen Linien gemacht.
Darüber hinaus musste ich mich im Rahmen meiner Ausbildung zum Combat-Survival-Trainer' einem äußerst intensiven Trainingsprogramm zu
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