Schlamm, Schweiß und Tränen
etwas Gutes: Es hielt
mich fit und Trucker bei bester Laune.
Das war eine tolle Zeit.
Wir genossen dasselbe süße Leben wie viele unserer Freunde, die
studierten, und machten mit ihnen gemeinsam die Stadt unsicher,
doch dann sind wir plötzlich wieder mal für drei Wochen mit unserer Kompanie verschwunden, und als wir wieder zurückkamen - zu den
hübschen Mädels nach Bristol - waren wir knackig braun.
Für uns war es das perfekte Leben; außerdem hat auch nur eine
Handvoll unserer engsten Freunde überhaupt gewusst, dass wir eben
keine ganz normalen Studenten waren - wenn auch Studenten, die
nicht zur Vorlesung gingen. (Obwohl einige unserer Kumpels ganz
offensichtlich auch nicht immer regelmäßig zu ihren Vorlesungen
gingen!)
Wir führten einen absolut perfekten Lebensstil nach dem Motto:
,Wer hart arbeitet, kann auch kräftig feiern." Wir waren durchtrainiert und hatten einen Job, der uns beiden viel Spaß machte, und
wenn wir mal nicht mit unserer Kompanie unterwegs waren, dann
amüsierten wir uns prächtig in der Universitätsstadt Bristol.
Zwei Jahre gingen so ins Land, in denen ich als junger Bursche
meinen Traum gelebt habe.
Na, aber hallo, den jungen Burschen würde ich allzu gern mal
kennenlernen, dem es nicht einen Heidenspaß macht, wenn er gezeigt
bekommt, wie er Gebäude in die Luft jagt, Klippen stürmt, nachts
mit dem Fallschirm abspringt und bestimmte Fahrmanöver bei hoher
Geschwindigkeit ausführt, um seine Verfolger abzuschütteln!
Allerdings war es auch ein steiniger Weg, bis ich all diese Fertigkeiten wirklich beherrscht habe.
Trucker und ich haben während dieser Zeit auch ein paar enge
Freunde dazu ermuntert, sich doch für die Teilnahme an der SAS Selection zu bewerben, allerdings ist leider keiner von denen sehr weit in
diesem Auswahlprozess gekommen. Manche erfüllen die SAS-Voraussetzungen, manche eben nicht.
Einer jener Freunde hat mich einmal darum gebeten aufzuzählen,
welche Voraussetzungen man denn für eine Aufnahme in den SAS
mitbringen muss.
Nach meiner Erfahrung sollte man über folgende Eigenschaften
verfügen: Man sollte hoch motiviert und sehr belastbar sein; man sollte nicht nur ruhig und gelassen sein, sondern auch dann den Mut
nicht sinken lassen, wenn die Lage düster ist. Man sollte sich durch
nichts aus der Ruhe bringen lassen, schnell reagieren können und eine echte „MacGyver-Mentalität" besitzen, das heißt, man muss sehr gut
improvisieren und sich anpassen können, um gefährliche Situationen
zu überstehen.
Ach ja, und außerdem sollte man die Fähigkeit besitzen, alles um
sich herum auszublenden und sich stur auf das Ziel zu konzentrieren,
wenn es in die heiße Phase geht.
Wenn ich so darüber nachdenke, dann habe ich mich bei allen
Abenteuern, die ich im Anschluss an meine SAS-Zeit unternommen
habe, sehr stark auf viele dieser Eigenschaften gestützt - angefangen
bei den großen Expeditionen wie die Everest-Besteigung bis hin zu
Dokumentarfilmen, wie Escape to the Legion, Ausgesetzt in der Wildnis
-Abenteuer Survival.• Bear Grylls und Worst- Case Scenario.
Eigentlich ist das gar nicht so schwer, denn im Prinzip geht es
doch darum, dass man in den großen Momenten im Leben wirklich
mit ganzem Herzen und vollem Einsatz dabei ist. Das hat mir immer
Spaß gemacht.
Allerdings - und das war der große Haken an der Sache - konnte
ich nicht im Entferntesten ahnen, wie sehr und wie dringend ich später einmal, nachdem ich einen schweren Unfall hatte, auf einige dieser Eigenschaften angewiesen sein würde. Denn mit diesem Unfall
war es genauso wie mit der SAS Selection: Es gibt eben Situationen im
Leben, auf die kann man sich so gut wie überhaupt nicht vorbereiten.
Wie an jenem kühlen Abend hoch über den Wüstenebenen Afrikas, als ich vom Himmel fiel - eine Situation, die mein Leben entscheidend veränderte und nachhaltig prägte.
Es gibt keinen besseren Lehrmeister
im Leben als widrige Umstände.
- Benjamin Disraeli, britischer Staatsmann und Schriftsteller
Im Sommer 1996 habe ich einen Monat lang in einem Wildreservat in der damaligen Provinz Nord-Transvaal (heute
Limpopo, Anm. d. Übers.) der Republik Südafrika ausgeholfen, wo
ich die Aufgabe hatte, den Rotwildbestand zu reduzieren und Empfehlungen abzugeben, wie man die Wilderer in Schach halten kann.
Dabei habe ich jeden Tag Seite an Seite mit den Schwarzafrikanern
zusammengearbeitet; es war mir eine Ehre, für die ich auch noch
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