Schlamm, Schweiß und Tränen
bezahlt wurde.
Doch bevor ich wieder die Heimreise nach Großbritannien antrat,
wollte ich zuerst noch ein wenig ausspannen, mich amüsieren und
Spaß haben. Daher beschloss ich, mich in Richtung Norden nach
Simbabwe aufzumachen, um dort einen Teil meines Soldes auf den
Kopf zu hauen.
Spaß haben hieß für mich, mit guten Freunden zum Fallschirmspringen zu gehen und mir abends ganz gepflegt ein paar Drinks zu
genehmigen.
Eben die schönen Dinge des Lebens genießen.
Die grelle Sonne Afrikas verschwand langsam hinter dem Horizont und tauchte den Himmel in der Abenddämmerung in ein warmes leuchtendes Rot.
Wir saßen so dicht zusammengedrängt in dem kleinen Flugzeug,
dass meine Füße einschliefen und taub wurden. Deshalb versuchte
ich die Muskeln anzuspannen, damit das Blut besser zirkulieren
konnte.
Während wir uns noch im Steigflug befanden, bis wir die Absprunghöhe in knapp 5.000 Metern erreicht hatten, gab es zwischen
uns keinen Blickkontakt. Das ist sehr oft so, weil sich in diesen Augenblicken jeder in seine eigene kleine Welt zurückzieht und mit sich
selbst und seinen Gedanken beschäftigt ist.
Als das Flugzeug in den Horizontalflug überging, waren die Jungs
auf einmal wieder voll da und überprüften immer wieder ihre Ausrüstung. Einer von ihnen betätigte den Türhebel.
Als sich die Tür öffnete und auf der Führungsschiene nach hinten
glitt, wurde die Stille im Flugzeug durch den ohrenbetäubenden
Lärm des Motors und den mit über 110 Stundenkilometern vorbeirauschenden Slipstream - den vom Propeller verursachten kreisförmigen Luftstrom am Heck des Flugzeugs - jäh unterbrochen.
Dann leuchtete das Signal „Rot - Fertigmachen zum Absprung".
Alle schienen außergewöhnlich gelassen zu sein, als wir vor uns die
rote Lampe aufleuchten sahen.
Dann wechselte sie auf Grün.
„Alle Mann raus."
Die Jungs sprangen einer nach dem anderen aus dem Flugzeug
und stürzten im freien Fall nach unten. Zuletzt war ich noch der Einzige im Laderaum des Flugzeugs. Ich schaute nach unten, holte wie
gewohnt noch einmal tief Luft und schwang mich auch aus der Tür.
Während des Falls konnte ich die Luftströmung dazu nutzen, um
meine Körperposition beliebig zu verändern und so meine „Flugrichtung" zu steuern. Wenn ich zum Beispiel eine Schulter gegen den
Luftwiderstand nach unten gedrückt habe, drehte ich mich um meine
eigene Achse und der Horizont flog an meinen Augen vorbei.
Dieses Gefühl nennt man auch „die Freiheit des Himmels".
Gerade konnte ich unter mir noch meine Kumpels im freien Fall
als winzige Punkte erkennen, dann waren sie auf einmal in den Wolken verschwunden. Wenige Sekunden später bin auch ich in dieser
Wolkenschicht verschwunden und spürte die feuchte Luft dieser
Wolken in meinem Gesicht. Mann, wie ich dieses Gefühl liebte -
durch diesen endlosen, nebelgrauen Raum hindurchzufallen.
1.000 Meter. Zeit, den Fallschirm zu öffnen.
Also griff ich an meine rechte Hüfte, um den Auslösegriff zu ziehen. Ich zog einmal kräftig daran und zunächst lief alles wie gewohnt.
Die Schirmkappe öffnete sich mit einem Ruck und sofort verstummte dieses laute Pfeifen des Windstroms bei einer Geschwindigkeit von über 200 Stundenkilometern im freien Fall. Meine Fallgeschwindigkeit sank jetzt auf 40 Stundenkilometer.
Dann schaute ich nach oben und merkte, dass irgendetwas nicht
stimmte - ganz und gar nicht stimmte.
Über mir schwebte nicht etwa ein glatter, gleichmäßiger Flächenfallschirm, sondern ein extrem deformiertes Etwas, das eher einem
unförmig aufgeblähten Haufen Stoff glich als einem Fallschirm -
doch das war eine echte Katastrophe, denn so ein Stoffhaufen lässt
sich so gut wie gar nicht steuern.
Ich zog mit aller Kraft an beiden Steuerleinen, um zu testen, ob
ich dadurch die Vorwärtsgeschwindigkeit abbremsen und so meine
Sinkgeschwindigkeit verringern könnte.
Fehlanzeige.
Dann stieg auf einmal Panik in mir hoch.
Ich konnte sehen, wie der Wüstenboden immer näher kam und
wie die kleinen Punkte da unten immer größer wurden und deutliche
Konturen annahmen. Ich sank sehr schnell - viel zu schnell.
Mir würde also nichts anderes übrig bleiben, als mit diesem Ding
irgendwie zu landen.
Und ehe ich mich versah, war es zu spät, um noch den Reservefallschirm auszulösen. Der Boden kam immer näher, und zwar immer
schneller. Aus purer Angst hatte ich viel zu früh und viel zu unkontrolliert bis zum Stall-Punkt an beiden Steuerleinen
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