Schlamm, Schweiß und Tränen
ich mir aber immer in Erinnerung rufen,
dass diese fast schon erschreckende Berühmtheit nicht mein Verdienst
ist - sie ist vielmehr auf die Macht des Fernsehens zurückzuführen.
Doch gerade diese Berühmtheit bereitet mir mitunter große Probleme, denn es gibt sehr viele Dinge, die ich nicht verstehen kann.
Eine Sache habe ich allerdings verstanden, nämlich warum die
Survival-Show Abenteuer Survival - Ausgesetzt in der Wildnis: Bear
Grylls so erfolgreich war.
Ich denke mal, der Erfolg ist auf die drei magischen Faktoren zurückzuführen: Glück, ein fantastisches Team und die Bereitschaft,
alles zu riskieren.
Mein magisches Trio eben.
Zweifellos haben Glück und geschicktes Timing die entscheidende Rolle gespielt, warum dieses Format so gut bei den Zuschauern
angekommen ist.
Ich treffe sehr oft Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten
- ganz gleich, ob es sich um internationale Spitzenbergsteiger handelt,
um Weltklasse-Fallschirmspringer oder um renommierte SurvivalTrainer.
Sie alle sind auf ihrem Gebiet ausnahmslos besser als ich und sehen meistens - sehr zu meinem Leidwesen - nicht nur viel besser aus,
sondern sind zudem auch noch muskulöser gebaut!
Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, muss ich zugeben, dass sie allesamt meinen Job sogar weitaus besser machen könnten als ich.
Doch wie kam es dann, dass ich den Job machen durfte?
Ich hatte Glück.
Denn mir wurde eine einzigartige Plattform zur Verfügung gestellt, auf der ich mich selbst darstellen konnte, auf der ich Fehler machen und daraus lernen konnte, an mir arbeiten und besser werden
konnte.
Im Gegenzug ist dann mit jeder neuen Staffel, die wir abgedreht
haben, gleichzeitig auch mein Selbstvertrauen in meine Arbeit immer
mehr gewachsen. Das ist schon eine Menge wert.
Allerdings stand unsere Survival-Show im Laufe der Jahre bei so
mancher Gelegenheit schon mehrere Male ganz kurz vor dem Aus. Es
gab neue Chefs; es gab neue Anweisungen; es gab neue Anforderungen.
Jeder dieser Faktoren hätte zu einer Absetzung der Survival-Show
führen können. Doch sie hat alle kritischen Situationen überlebt; die
Einschaltquoten stiegen und eh ich mich versah, hatte sich unsere
Sendung einen festen Platz im Wortschatz und Bewusstsein der Zuschauer erobert. Das dauert natürlich seine Zeit, doch wenn beziehungsweise falls dies passiert, dann wird alles viel leichter.
Ich will das kurz erläutern.
Damit eine neue Fernsehsendung an den Start gehen kann, muss
sie zuerst einen unglaublich harten Wettkampf um Einschaltquoten
durchstehen: Das heißt, von hundert potenziellen Ideen für eine
Fernsehsendung ist möglicherweise nur eine verwertbar, für die dann
ein Pilotfilm gedreht wird. Von etwa 20 Pilotfilmen bleibt am Ende
möglicherweise nur einer übrig, der einen Drehauftrag für die erste
Staffel bekommt. Und von zehn Sendungen, die mit einer ersten Staffel an den Start gehen, ist möglicherweise nur eine dabei, für die überhaupt eine zweite Staffel gedreht wird.
Um diesen Wettkampf um Einschaltquoten zu gewinnen, ist
man auf großes Wohlwollen und die Zauberkraft einer guten Fee
angewiesen.
Doch wenn man erst einmal zwei Staffeln abgedreht hat, wird
man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit weitermachen und sogar fünf
Staffeln - oder mehr - drehen.
Wir hatten demnach großes Glück. Keine Frage. Dabei habe ich
von diesem Erfolg noch nicht einmal zu träumen gewagt. Geschweige
denn ihn erwartet.
Ich war einfach nur herzerfrischend unbekümmert und naiv.
Doch in all den Jahren musste Abenteuer Survival - Ausgesetzt in
der Wildnis: Bear Grylls in der Presse einiges an Kritik einstecken.
Jede erfolgreiche Sache teilt zwangsläufig dieses Schicksal. (Es ist
schon eigenartig, wie schnell doch im Allgemeinen großes Lob in
Vergessenheit gerät und wie lange, jede noch so kleine Kritik in
schmerzlicher Erinnerung bleibt. Ich denke, Selbstzweifel können einem brutal zusetzen.)
Es hieß, die ganze Survival-Show sei „konstruiert", „inszeniert",
„getürkt" und „manipuliert". Einer der Kritiker ging sogar so weit zu
behaupten, dass alle Episoden in einem Studio mithilfe von CGI -
also mittels Computersimulation und visuellen Effekten - gedreht
wurden. Schön wär's.
Außerdem wurde immer wieder als Kritikpunkt angeführt, dass
es für den Zuschauer gefährlich wäre, meine Ratschläge zu befolgen
und mir alles nachzumachen. Genau genommen würde ich das viel
eher als lebensgefährlich bezeichnen.
Doch
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