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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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Kampfkunst erlernen konnte, bei der es nicht so
sehr auf Kraft, sondern in erster Linie auf Strategie und Taktik ankommt, nicht so sehr auf körperliche Stärke, sondern hauptsächlich
auf Technik.
    Und ich war mit großem Eifer bei der Sache. Zeit und Motivation:
Das sind die entscheidenden Voraussetzungen, um im Kampfsport
erfolgreich zu sein - und dank des Nebelhorns hatte ich von Letzterem ja reichlich.
    Auch ein paar meiner Freunde sind mit mir gemeinsam in den
Club eingetreten und haben mich zu den ersten Unterrichtsstunden
begleitet. Als wir mit dem Training anfingen, waren sie eigentlich
ausnahmslos viel besser als ich - meist viel stärker, durchtrainierter
und viel beweglicher, doch nach ein paar wenigen Wochen warfen sie
alle nacheinander das Handtuch.
    Sonntags, wenn alle anderen sich beim Tischtennis spielen amüsierten oder Fernsehen schauten, war es mitunter schon ziemlich hart, sich an einem dunklen Winterabend aufzuraffen und zum Training zu
gehen, um sich in der Turnhalle von einem wahnsinnigen Kampfsportlehrer zwei Stunden lang mit Schlägen traktieren zu lassen.

    Doch ich habe mich immer wieder zusammengerissen und weitergemacht. Ich glaube, es erging mir dabei ein bisschen so wie Forrest Gump: Ich bin einfach am Ball geblieben - und ich bin sehr froh
darüber.
    Dann bekam ich die Chance, als Mannschaftsmitglied der KUGB
(Karate Union of Great Britain) im Sommer an einem Trainingslager
in Japan teilzunehmen. Davon hatte ich immer geträumt.
    Ich weiß noch, wie meine Mutter mich in London am Busbahnhof absetzte und ich ihr zum Abschied aufgeregt zuwinkte. Ich kam
ordentlich gekleidet in Jackett und Krawatte, mein Teamabzeichen
war sorgfältig und gut sichtbar auf meinem Revers festgenäht.
    Im Bus saß der Rest des Karate Teams, das aus ganz Großbritannien zusammengekommen war - doch es war niemand dabei, den ich
kannte.
    Ich konnte sofort erkennen, dass all die anderen größer, stärker
und lauter waren als ich - und mir war ziemlich mulmig zumute. Immerhin war es eine verdammt weite Reise nach Japan.
    Ich holte tief Luft, suchte mir einen Platz im Bus und kam mir
ziemlich klein und unscheinbar vor.
    Das Team bestand aus einer bunten Mischung von Karate-Experten - angefangen bei Taxifahrern aus London bis hin zu professionellen Karatesportlern. (Der einzige andere Eton-Schüler, der als Mannschaftsmitglied ausgewählt worden war, hieß Rory Stewart - jener
Parlamentsabgeordnete, der nicht nur durch seinen beachtlichen Fußmarsch quer durch Afghanistan berühmt wurde, sondern auch durch
seine Tätigkeit im diplomatischen Dienst, als er mit nur knapp 30
Jahren von der britischen Regierung zum Vizegouverneur einer Provinz im besetzten Irak ernannt wurde.) Das würde sicherlich eine interessante Reise werden, dachte ich.
    Außerdem brauchte ich nicht die geringste Angst zu haben.
    Da ich das jüngste Mannschaftsmitglied war, nahm mich das
Team schützend unter seine Fittiche, und unsere Ankunft in Tokyo war für mich - als blutjunger Teenager, weit weg von zu Hause - ein
sehr lehrreiches Erlebnis.

    Wir verließen Tokyo, fuhren hinauf in die Berge und richteten
uns im Trainingslager ein.
    Dort begannen wir unter den strengen Augen von Sensei Yahara
- ein weltweit hochverehrter Großmeister des Karate - mit unserem
Training. Nachts schliefen wir in kleinen japanischen Holzhütten
auf dem Boden und tagsüber lernten wir, hart und unerbittlich zu
kämpfen.
    Dieses Training war wesentlich anspruchsvoller und anstrengender als alles, was ich bis dahin erlebt hatte. Wenn wir unsere Stellungs- und Schlagtechniken nicht äußerst präzise ausführten, bekamen wir immer einen festen Hieb mit dem „Jo"-Stab aus Bambus.
    Daher lernten wir recht schnell, nicht nachlässig bei unseren
Schlagtechniken zu sein, auch dann nicht, wenn wir müde waren.
    Wenn unser Training in den frühen Abendstunden zu Ende war,
bin ich immer die gut drei Kilometer den Berg hinuntergelaufen zu
einer kleinen Hütte unten am Straßenrand, wo ich mir Milchbrot -
so eine Art Rosinenbrot - gekauft habe, das ich dann auf dem Rückweg ganz genüsslich verspeist habe.
    Danach habe ich mir ein Bad in den heißen vulkanischen Quellen
gegönnt, um meine müden Muskeln zu entspannen. Und ich fand das
alles großartig.
    Bei unserer Rückkehr nach Tokyo - da befanden wir uns schon
auf dem Heimweg nach England - bekamen wir die Gelegenheit, den
20 weltbesten Karate-Experten bei einer nicht öffentlichen

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