Schlamm, Schweiß und Tränen
die Tür und
stürzte davon. Sie jagten mir zwar hinterher, aber ich wusste, dass ich
in Sicherheit bin, sobald ich die Eingangstür des McDonald's erreicht
hatte.
Ich habe mit meinen Freunden so lange im Restaurant ausgeharrt,
bis wir sicher sein konnten, dass die Schlägertypen alle verschwunden
waren. Erst dann sind wir vorsichtig über die Brücke zur Schule zurückgeschlichen. (Ich glaube, wir haben doch tatsächlich über zwei
Stunden gewartet, um ganz sicher zu sein. Durch Angst lernt man,
sich in Geduld zu üben.)
Es gab noch ein paar weitere Zwischenfälle, die mich letzten Endes dazu ermutigt haben, Karate und Aikido - die beiden Kampfsportarten, die in Eton angeboten werden - zu lernen.
An einem dieser Zwischenfälle war ein Junge aus der Oberstufe
beteiligt, der in unserem Haus wohnte. Ich werde ihn, obwohl er ein
richtiger Raufbold war, nicht namentlich nennen, weil er heute wahr scheinlich ein achtbarer Ehe- und Geschäftsmann ist. Doch damals
war er gemein, aggressiv und hatte eine Statur wie ein Bodybuilder.
Er hatte so einen stechenden Blick und jedes Mal, wenn er sich bei
einer seiner Schnüffelaktionen mächtig mit Klebstoffdämpfen zugedröhnt hatte, rastete er immer total aus.
Dann quollen die Adern auf seinen muskelbepackten Armen, seinem Nacken und seiner Stirn immer hervor und sahen aus, als ob sie
jeden Augenblick platzen wollten. Außerdem hatte er die üble Angewohnheit, mit voller Kraft in ein Nebelhorn zu stoßen, das er irgendwo erstanden hatte, um lautstark zu verkünden, dass er sich auf dem
Kriegspfad befand.
Eine ganze Weile gehörten ich und mein Zimmernachbar Ed zu
seinen bevorzugten Prügelopfern, und jedes Mal, wenn das Nebelhorn ertönte, wussten wir, dass es höchste Zeit war zu verduften.
Ich erinnere mich noch, wie ich einmal das Nebelhorn hörte und
wie Ed und ich schnell in mein Zimmer gelaufen sind und verzweifelt
nach einem möglichen Versteck gesucht haben. Wir haben den Kleiderschrank aufgemacht und uns eng zusammengekauert ... und inständig gehofft, dass er uns nicht findet.
Der Klang des Nebelhorns wurde immer lauter, bis schließlich die
Tür von meinem Arbeitszimmer mit einem lauten Knall aufgestoßen
wurde ... danach war es ganz still.
Uns stockte der Atem, denn dieser wild gewordene Kerl stellte
keuchend das ganze Zimmer auf den Kopf, während er uns mit heiserer Stimme verfluchte.
Endlich eine Pause, der Krach im Zimmer hatte aufgehört. Auf
einmal hörten wir, wie seine Schritte immer näher in Richtung
Schrank kamen. Dann wieder eine Pause.
Dann wurde die Schranktür gewaltsam aufgerissen und plötzlich
starrten wir beide in die stechenden, vor Wut funkelnden Augen unseres Erzfeindes.
Wir brüllten wie am Spieß.
Er packte unsere beiden Köpfe und schlug sie aneinander; danach
sahen wir alles ziemlich verschwommen. Dann wirbelte er uns eine
Zeitlang durch das Zimmer und zum Schluss hielt er uns beide mit einem Halbnelson-Nackenhebel so fest, dass ich mir sicher war, dass
er mir noch die Schulter ausrenken würde.
Irgendwann hatte er dann genug und versetzte uns einen heftigen
Tritt; er sagte, dass er uns mal zeigen wollte, was ein echter „Ninja
Jack-Kick" ist, dann verschwand er.
jetzt reichts, dachte ich bei mir. Ich muss unbedingt lernen, wie ich
mich besser verteidigen kann.
Abgesehen von diesem absurden Erlebnis und der einen oder anderen Klo-Spülung, die ich verabreicht bekam; ach ja und nicht zu
vergessen, dass ich mit schöner Regelmäßigkeit an meinen Boxershorts hochgezogen und am Kleiderhaken hinter der Zimmertür
aufgehängt wurde, waren die Tage recht arbeitsreich.
Verglichen mit dem, was ich in der Prep School erlebt hatte, bestand der Unterschied zwischen der Angst und den Mobbing-Aktionen in Eton darin, dass ich zumindest im Kampf gegen diese Dämonen nicht allein dastand. Es gab im Allgemeinen immer jemanden,
mit dem man seine negativen Erlebnisse teilen konnte.
Denn dieses Mal war ich mit meinen Kumpels zusammen, und
wenn's hart auf hart kam, konnten wir uns mit vereinten Kräften gegen die Angriffe von außen wehren.
Und ich habe festgestellt, dass ich irgendwie an diesen peinlichen
Zwischenfällen auch gewachsen bin.
Ich wurde so schnell wie möglich Mitglied im
Karate- und Aikido-Club und merkte schon bald, dass mir die Wertvorstellungen und strengen Regeln im Kampfsport sehr gefielen - die
Konzentration auf den eigenen Körper, die Kameradschaft und vor
allem, dass ich eine
Weitere Kostenlose Bücher