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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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man sich einen
schwarzen Gürtel nicht einfach so kaufen.
    Ich weiß noch gut, wie mein Karatelehrer einmal zu mir gesagt
hat, dass es im Kampfsport nicht um Gürtel geht, sondern um die
Geisteshaltung, die innere Einstellung, und da stimme ich ihm zu ...,
allerdings konnte ich es mir in dieser Nacht nicht verkneifen, mit
meinem schwarzen Gürtel ins Bett zu gehen.
    Ach ja, die Mobbing-Aktionen hörten übrigens auf.

     

Gegen Ende meiner Schulzeit in Eton
war ich einer der jüngsten in ganz England, die im Besitz des 2. Dans
waren - das ist der nächsthöhere Dan-Grad von insgesamt zehn Meistergraden, die man erreichen kann.
    Daneben hatte ich auch mit dem Aikido-Training begonnen, das
mir großen Spaß machte, weil es im Vergleich zu den mit großem
Körpereinsatz ausgeführten Schlag- und Tritttechniken im Karate
eine Kampfsportart ist, die nicht auf offensiven Angriffstechniken basiert, sondern vielmehr auf defensiven Wurf- und Haltetechniken zur
Abwehr eines Angriffs. Doch als junger Teenager kam mir dieser intensive Körpereinsatz beim Karatetraining sehr zugute.
    Nach meiner Schulzeit und während meiner Zeit bei der Armee
drückte ich mich jede Woche immer wieder vor dem Karatetraining,
meistens mit der Begründung, dass ich schlichtweg zu müde war, bis
ich von den verschiedenen militärischen Trainingseinheiten wieder
zurück war. Denn die Vorstellung, zusätzlich noch eine weitere „brutale" Trainingseinheit absolvieren zu müssen, fühlte sich für mich in
etwa so an, als müsste ich an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen - ich
würde mich komplett aufreiben.

    Allerdings habe ich dem Kampfsport seither immer die Treue gehalten, indem ich, sooft es mir möglich war, entweder Ninjutsu oder
Aikido und Yoga gemacht habe. Denn all diese Übungen sind körperlich bei Weitem nicht so anstrengend wie Karate; sie fühlen sich viel
eher wie eine Lebensreise an, auf der man durch kontinuierliches
Üben bis zur höchsten Vollendung gelangen kann. Und auf dieser
Reise befinde ich mich noch immer ganz am Anfang.
    Aber sie begann mit einem Nebelhorn und den schier endlosen
und extrem anstrengenden Trainingssitzungen, die jeden Sonntagabend stattfanden.
    Es gibt noch eine weitere Karate-Geschichte aus meiner Schulzeit,
die es wirklich wert ist, erzählt zu werden, denn ich kann mich immerhin mit dem zweifelhaften Ruhm brüsten, dass ich einem Massenmörder einen kräftigen Fußtritt verpasst habe, und das an einer
Stelle, wo es verdammt wehtut.
    Der Kronprinz Dipendra von Nepal besuchte zur selben Zeit das
Eton College wie ich und auch er war ein begeisterter Karateschüler.
Wir haben oft miteinander trainiert und auch wenn er mitunter ziemlich ungewöhnliche Charaktereigenschaften an den Tag legte, so
wurde er doch in vielerlei Hinsicht für mich zu einem guten Freund.
    Doch wenn man mit ihm kämpfte, erforderte das ein gehöriges
Maß an Respekt, denn schließlich war er in seiner Heimat fast so etwas wie eine Gottheit.
    Abgesehen davon war er ziemlich ungestüm und nicht nur älter
und stärker als ich, sondern mit seinem schwarzen Oberlippenbart
und seinem Pferdeschwanz auch ein furchterregender Kämpfer. Deshalb zögerte ich auch nicht, mein Letztes zu geben.
    Einmal kam es vor, dass ein harter Front-Kick von mir, der auf
seine Magengegend zielte, irgendwie verrutschte und sich tief in seine
Leistengegend bohrte.
    Autsch.
    Doch auch meine unzähligen Entschuldigungen änderten nichts an
der Tatsache, dass er eine ganze Woche lang nicht richtig laufen konnte.
    Gute zehn Jahre später, als er wieder zu Hause in Nepal war, ist er
dann komplett ausgetickt: Anlass war ein Familienstreit, der ihn so in Rage brachte, dass er im Alkohol- und Drogenrausch ein Blutbad anrichtete, indem er fast die gesamte Königsfamilie erschoss, die gerade
beim Abendessen saß.

    Das war der schwärzeste Tag in der Geschichte des Königreichs
von Nepal.

     

Das Karatetraining war für mich die ideale Möglichkeit, mich kräftemäßig total zu verausgaben und so richtig auszupowern - ich brauchte diese körperliche Herausforderung einfach.
    Ich wollte mehr davon.
    Also fing ich an zu laufen, aber nicht wie sonst üblich. Nachts
habe ich mir immer einen Rucksack mit Gewichten aufgesetzt und
damit bin ich dann große Strecken gelaufen - und auch der Schweiß
ist in Strömen gelaufen. Ich habe immer das Letzte aus mir herausgeholt - manchmal musste ich mich sogar vor Erschöpfung übergeben.
Ich habe

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