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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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das hörte sich irgendwie besorgniserregend
banal an.
    Wir sollten dazu in kleinen Gruppen durch die Berge geführt werden, um zunächst anhand von Praxisübungen unter Beweis zu stellen,
dass wir die hohe Kunst der Orientierung im Gebirge bei Tag und
Nacht beherrschten.
    Erst dann konnte man uns quasi von der Leine lassen.
    Als unsere Marschrouten uns immer höher hinauf in die Berge
führten, haben die Ausbilder uns Ratschläge und nützliche Tipps gegeben, die auf ihren eigenen leidvollen Erfahrungen basierten. Es waren Ratschläge, wie man sich im Gelände optimal orientiert und wie
man am besten vorgeht, damit man möglichst große Strecken zurücklegen kann.

    Ich habe alle Informationen in mich aufgesaugt.
    Wir haben uns bei den Orientierungsaufgaben auf jedem Streckenabschnitt abgewechselt und die Kilometer nur so heruntergerissen.
    Etwa zehn Stunden später hatten wir eine Entfernung von ungefähr 30 Kilometern zurückgelegt, indem wir stetig bergauf bis ganz
nach oben auf die Berggipfel und danach wieder bergab bis hinunter
in die abgelegenen Täler marschiert sind.
    Jedem von uns machte das Gewicht auf dem Rücken zu schaffen
und unsere Füße schmerzten - aber wir haben alles gegeben und zusammengearbeitet, und das fühlte sich gut an.
    Wir gewannen auch einen ersten Eindruck von einem besonders
hohen Berggipfel in Wales, den wir noch sehr genau kennenlernen
sollten. Das ist ein Gipfel, der stellvertretend für das anspruchsvolle
SAS-Auswahlverfahren steht und mit dem alle Rekruten bestens vertraut sind.
    Irgendwann machten wir endlich in einem Waldgebiet Rast und
ruhten uns zwei Stunden am Fuße dieses Berges aus. Ich zwar bis auf
die Haut durchnässt vom vielen Schwitzen und dem ununterbrochenen Nieselregen an diesem Tag, aber ich war gleichzeitig auch total
aufgekratzt.
    Wir warteten darauf, dass es dunkel wurde.
    Denn als Nächstes stand der erste von vielen weiteren Orientierungsmärschen bei Nacht an.

     

Als die Nacht hereinbrach, marschierten wir
in kleinen Gruppen hinaus in die Dunkelheit und begaben uns auf die
Suche nach unserem ersten Treffpunkt beziehungsweise Checkpoint.
    Es war sehr anstrengend, bei Nacht durch hochgebirgsähnliches
Gelände zu marschieren, denn schon nach wenigen Metern tasteten
wir uns allesamt wie blind durch die Gegend, weil wir in irgendwelche Gräben hineinstolperten und auf einmal im sumpfigen Boden des
Hochmoors feststeckten.
    Die Orientierung im Gelände bei Nacht ist eine Kunst, die wir
zwar schon bald aus dem Effeff beherrschen sollten, aber bisher hatten
sich weder unsere Füße und Augen darauf eingestellt noch war unser
Instinkt entsprechend ausgeprägt.
    Allerdings fiel mir auf, dass die Ausbilder, die uns begleiteten, niemals irgendwo hängen blieben oder stolperten. Es waren nur die Rekruten, die im Dunkeln immer wieder durch Grasbüschel oder irgendwelche Bodenvertiefungen ins Stolpern gerieten.
    Es sah ganz danach aus, als hätten diese Jungs, die sich mit dem
SAS-Abzeichen auf ihrer Uniform „schmücken" durften, ihre Lektion
schon vor langer Zeit gelernt.
    Ich wollte unbedingt dieselbe Geschicklichkeit und Selbstsicherheit entwickeln, aber ich wusste auch, dass dies eine Menge Übung erfordern würde; und Gelegenheit, bei Nacht die Orientierung im
Gelände zu üben, hatten wir ja schließlich jede Menge.

    Als wir endlich beim letzten Treffpunkt in den dicht bewaldeten
Bergen angelatscht kamen, waren wir müde, nass und kaputt. Ich befestigte meinen Poncho zwischen zwei Bäumen, rollte meinen Biwaksack aus und war im Nu eingeschlafen.
    Zwei Stunden später, um 05:55 Uhr, mussten wir dann in Marschordnung auf dem Waldweg antreten, auf dem man nach etwa zehn
Kilometern einen der ganz hohen Berggipfel erreichte. Der Gipfel
thronte hoch über uns und war im Halbdunkel der Morgendämmerung nur vage zu erkennen.
    Als ich mir den Haufen Rekruten in der Reihe zu meiner Linken
so anschaute, sah ich, dass sich jeder gut eingepackt hatte, um der
Kälte zu trotzen.
    Wir alle trugen olivgrüne Wollmützen und unsere klammen
Kampfanzüge; wir hatten die Hände neben dem Körper zur Faust geschlossen, damit sie möglichst warm blieben, und das Marschgepäck
fein säuberlich vor uns auf dem Boden aufgereiht.
    Man konnte sehen, wie in der Kälte jeder Soldat beim Ausatmen
kleine dampfende Nebelwolken in die Luft entließ.
    Meine Füße taten weh, denn meine neuen Armeestiefel saßen
ziemlich eng. Ich konnte spüren, wie sie an den

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