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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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Druckstellen langsam
anschwollen.
    Der Oberstabsfeldwebel (OSF) rief laut: „Bleibt immer dicht hinter mir, wenn Ihr diese Prüfung bestehen wollt." Dann rannte er mit
Riesenschritten los.
    Wir stürzten hinter ihm her und schwangen uns im Laufen die
Rucksäcke auf den Buckel.
    Manche Rekruten versuchten verbissen, sich bis zur Spitze der
Gruppe vorzukämpfen, indem sie sich gegenseitig anrempelten, um
sich aneinander vorbeizudrängeln. Denn wenn man mit diesem
Marschtempo mithalten wollte, musste man fast schon rennen - mir
war jedoch klar, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war, dieses Tempo bis zum Ende durchzuhalten.
    Jeder Schritt war hart erkämpft, und je steiler es bergauf ging, desto mehr merkte ich, wie meine Kraft immer weniger wurde. Mein Körper lief regelrecht auf Reserve, der Schweiß floss schon in Strömen an
mir herunter und ich rang keuchend nach Luft.

    Jetzt kommts drauf an, jetzt musst Du Dein Bestes geben, hämmerte
ich mir immer wieder ein. Du darfst nicht zurückfallen, nicht einen
einzigen Schritt.
    Ich wusste, dass es tödlich wäre, jetzt zurückzufallen.
    Die anderen Rekruten würden mich glatt überrennen und ich
wäre nicht mehr in der Lage, zu ihnen aufzuschließen.
    Es war die wilde Entschlossenheit der vor mir laufenden Meute,
die mir die Kraft gab, trotz des mörderischen Tempos und der brutalen Steigung meinen Platz zu behaupten und weiterzulaufen.
    Als wir den Gipfel erreichten, merkte ich, dass ich einer der Wenigen war, die es geschafft hatten, mit dem OSF mitzuhalten, und ich
habe verbissen darum gekämpft, diese Position auf dem Weg nach
unten beizubehalten, der über die andere Seite des Berges führte.
    Auf dem gesamten Rückweg rannten wir dann die steilen Bergpfade wieder hinunter.
    Als wir dann am Fuß des Berges ankamen, hatten wir gut 20 Minuten Vorsprung vor den meisten anderen Rekruten, die als Nachzügler mit einiger Verspätung eintrafen.
    Sobald die komplette Gruppe wieder versammelt war, ließ der
OSF uns wissen, dass wir eine beschämende Vorstellung abgeliefert
hätten und dass wir uns - sofern wir ernsthaft daran interessiert wären, die SAS Selection zu bestehen - deutlich mehr Mühe geben
müssten.
    Nach dieser Standpauke erhielten wir den Befehl, an Ort und Stelle stehenzubleiben. Dann ordnete der OSF an, dass die Lastwagen
anfahren sollten und wir schauten ihnen hinterher, wie sie allesamt
losfuhren, die Hauptzufahrtsstraße hinunter - und zwar ohne uns.
    „Kehrtwende, Jungs - die Lastwagen werden drüben auf der anderen Seite des Berges auf Euch warten. Für die erste Tour habt Ihr bis
zum Ziel mitleiderregende zwei Stunden und siebzehn Minuten gebraucht. Ihr habt jetzt alle zwei Stunden Zeit, wieder denselben Weg
über den Berg zurückzulaufen, um pünktlich zu den Lastwagen zu kommen. Diejenigen, die das nicht in dieser Zeit schaffen, sind
durchgefallen ... und können sich zu Fuß auf den Heimweg machen."

    Mit gläserner Leere in den Augen machte ich kehrt, um wieder
den Berg hinauflaufen.
    Ich war fest entschlossen, einen guten Start hinzulegen und ganz
vorne dabeizubleiben, also setzte ich mich an die Spitze der Gruppe
und marschierte erneut den Berg hinauf.
    Als wir etwa 20 Minuten später den ersten künstlichen Horizont
erreichten, erblickten wir einen Oberstabsgefreiten, der uns schon erwartet hatte und schweigend notierte, wer vorne an der Spitze mit
dabei und wer bereits zurückgefallen war.
    Er zeigte mit dem Finger auf den steilen Abhang hinter uns, den
wir gerade erklommen hatten.
    „Macht Euch wieder auf den Weg nach unten, Jungs - die Lastwagen kommen jetzt zurück. Doch es ist gut zu wissen, wer dazu bereit
war, noch einmal die Kraft und Mühe aufzubringen", sagte er ruhig
und nickte den Spitzenreitern - dazu gehörten auch Trucker und ich
- anerkennend zu.
    Wir machten also kehrt und liefen wieder hinunter - total erschöpft und ausgebrannt.
    Dann sind wir alle in die Viertonner-Militärlastwagen geklettert,
wo wir auf der Ladefläche wortlos in uns zusammengesackt sind und
einen leisen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen haben, sobald die
Motoren angelassen wurden und die LKWs mit uns auf der Straße in
Richtung Süden fuhren.
    Das Ganze war nichts anderes gewesen als eine weitere kleine Prüfung - eine Prüfung, die ihren Zweck erfüllt hatte.
    Denn es ging darum herauszufinden, ob man ein Typ Mensch ist,
der sich auch dann noch zusammenreißen und Leistungsbereitschaft
zeigen kann, wenn er

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