Schlamm, Schweiß und Tränen
sich zu uns um, warteten
und schauten uns dabei zu, wie wir - eine stark auseinandergezogene
Gruppe von Rekruten, die sich über die gesamte Sumpflandschaft
verteilt hatte - nacheinander mit unsicheren, schwankenden Schritten langsam näher kamen.
Wir waren allesamt klitschnass, von oben bis unten mit Schlamm
verschmiert und sahen aus wie ein total chaotischer Sauhaufen, während wir uns mühsam Schritt für Schritt mit dem schweren Marschgepäck durch den Sumpf kämpften.
Die Ausbilder dagegen machten einen frischen, fitten und gelassenen Eindruck. Sie waren nie laut oder aggressiv, sie waren einfach nur
gleichgültig. Und sie waren schnell - verdammt schnell.
Ich hatte keine Ahnung, wie sie es bewerkstelligt hatten, in diesem
hügeligen und schlammigen Gelände in so kurzer Zeit annähernd
zwei Kilometer zurückzulegen - und dann noch so auszusehen, als
wäre das Ganze spurlos an ihnen vorübergegangen.
Sie erklärten uns ganz ruhig und sachlich, dass dieses Tempo sozusagen der „Mindeststandard" wäre, den wir später bei der SAS Selection-Prüfung unbedingt zu erbringen hätten. Ich habe versucht, erst
gar nicht darüber nachzudenken und mir stattdessen einfach vorgenommen, mit den Ausbildern Schritt zu halten - koste es, was es wolle.
Es war offensichtlich, dass die Kluft zwischen einem Rekruten
und einem SAS-Elitesoldaten gewaltig war.
Wir setzten uns wieder in Bewegung und nur kurze Zeit später, als
ich meinen Laufrhythmus gefunden hatte, fühlte ich mich gleich viel
stärker.
Unter Anleitung der Ausbilder haben wir nicht nur geübt, wie
man einen Fluss bei Hochwasser in voller Ausrüstung überquert, sondern sie haben uns auch gezeigt, wie man allmählich ein Gefühl dafür entwickelt, wie man die steilen Gebirgshänge, in denen man
schutzlos der Witterung ausgesetzt ist, mit schwerer Marschausrüstung - Rucksack, Koppeltragehilfe und Gewehr - queren muss.
Um 13:30 Uhr machten wir eine kurze Rast und setzten uns in einer Gruppe dicht beieinander in eine kleine Senke, um etwas zu essen
und zu trinken. Doch mit dem Ausruhen war es schnell vorbei, denn
im Nu machten wir uns wieder auf den Weg zur nächsten Etappe des
Orientierungsmarsches - die letzten 24 Kilometer an diesem Tag.
Als wir dann zum nächsten Gipfel hinaufmarschierten, warf ich
einen Blick auf all die anderen Rekruten an meiner Seite - mit gesenktem Kopf quälten sie sich mühsam Schritt für Schritt voran,
während der Schweiß von ihrer Stirn tropfte. Keiner sprach ein Wort.
Wir haben einfach alle nur die Arschbacken zusammengekniffen, um
das Tempo halten zu können.
Auf den letzten paar Kilometern am Gebirgskamm entlang und
wieder auf der anderen Seite des Berges hinunter, zog sich der Weg
allerdings schier endlos, bis wir das Ziel unseres Tagesmarsches erreicht hatten. Dann wurden wir angewiesen, uns im Wald eine Stunde auszuruhen, unsere Füße zu kontrollieren und auch etwas zu essen
und zu trinken.
Doch diese Rast wurde durch die riesigen Schwärme von Steckmücken, die sich auf uns stürzten, zu einer regelrechten Tortur.
Ich hatte noch nie zuvor Mückenschwärme in diesem Ausmaß erlebt.
Das Insektenschutzmittel der Armee war gegen diese Biester absolut wirkungslos. Denn seine einzige Wirkung lag darin, den Stechmücken etwas zu geben, woran sie sich festklammern konnten, sodass einem nichts anderes übrig blieb, als sie haufenweise mit der Hand
wegzuwischen.
Jetzt wollten wir eigentlich nur noch losmarschieren, damit der
Wind uns durchs Gesicht weht und wir die Mückenplage vom Hals
hatten.
Doch wenig später mussten wir im Wald wieder in Marschordnung antreten und bekamen den Befehl: „Stillgestanden. Keiner bewegt sich."
Wir waren ringsum von Mückenschwärmen umgeben, die wie
schwarze Rauchschwaden durch die Luft waberten, sodass man mit jedem Atemzug unweigerlich etliche dieser Plagegeister verschluckte.
Man wollte sie sich am liebsten einfach nur aus dem Gesicht wischen
oder sich kratzen, aber stattdessen stillzustehen und regungslos in riesige Schwärme dieser Biester eingehüllt zu sein, das war die reine Hölle.
„Ich sagte, keiner bewegt sich", rief einer der Ausbilder, dem wir
heimlich den Spitznamen„ Spieß Fies" gegeben hatten.
Dann stellte er sich vor uns - selbst von oben bis unten mit Stechmücken übersät -, beobachtete uns ganz genau und wartete nur darauf, dass einer von uns aufgab.
Immerzu habe ich mit den Augen geblinzelt und mit der Nase gezuckt, bei dem
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