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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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andererseits hat dieser Typ, der das Handtuch geworfen hat,
auch nicht den eigentlichen Sinn und Zweck dieser Übung verstanden. Gutes erreicht man nur durch unerschütterlichen Kampfgeist
und harte Arbeit, denn alles Erstrebenswerte hat eben auch seinen
Preis.
    Und was den SAS angeht, so lag der Preis in einer Größenordnung
von ungefähr tausend Fässern Schweiß.
    Doch war das der Preis, den ich zu zahlen bereit war?
    Immerhin hatte ich während des gesamten SAS-Auswahlverfahrens ja sehr viel Zeit, mich mit dieser Frage eingehend auseinanderzusetzen.

     

Es hatte ganz den Anschein, als ob ich an
überhaupt nichts anderes mehr denken konnte als an die SAS Selection.
Man hatte mir zwar gesagt, dass dies passieren würde, allerdings
hatte ich das nie ernsthaft für möglich gehalten - doch es war so. Denn
wenn man so extrem viel Kraft und Zeit in eine Sache investiert, fällt es
eben schwer, abzuschalten und nicht mehr daran zu denken.
    An den freien Tagen, die wir zwischen den einzelnen Übungswochenenden hatten, war ich mental hin- und hergerissen zwischen der
überschwänglichen Freude darüber, was ich schon bewältigt hatte
und dem beklemmenden Gefühl, was noch vor mir lag.
    Trucker und ich sind an diesen freien Tagen zu unserem „studentischen" Leben in Bristol zurückgekehrt, wo unsere Freunde gemütlich
zwischen Hörsaal und Mensa hin- und hergependelt sind.
    Wir sind dann immer hinterhergetrottet und haben viel Zeit mit
unseren Freunden verbracht, allerdings haben wir uns Grenzen gesetzt und nicht jeden Spaß mitgemacht.
    So haben wir zum Beispiel nicht nur die Trinkgelage bis tief in
die Nacht hinein ausgelassen, sondern auch darauf verzichtet, faul
im Bett herumzuliegen und bis in die Puppen zu schlafen, was viele
unsere studierenden Kumpels offensichtlich ausgiebig genossen. Stattdessen sind wir stets früh aufgestanden, um zu trainieren oder
unsere Ausrüstung entsprechend in Schuss zu bringen für das, was
uns als Nächstes bevorstand.

    Auf einen einfachen Nenner gebracht: Wir beide hatten eine andere Zielsetzung in unserem Leben.

    Unsere nächste Übung fand in den Black Mountains in Wales
statt. Aus irgendwelchen Gründen tauchten die verhassten Schnaken
dort nicht auf; vielleicht lag es an der Höhe und dem Wind. Aber was
auch immer der Grund dafür war, es war eine kolossale Erleichterung.
    Jetzt stand unser erster Marsch an, den wir nicht in der Gruppe,
sondern zu zweit mit einem Partner absolvieren mussten. Ich sorgte
dafür, dass mir Trucker als Partner zugeteilt wurde (indem ich mir
beim Antreten in der Reihe ganz geschickt einen Platz direkt neben
ihm gesichert hatte.)
    Jedes Zweierteam wurde in zeitlich genau festgelegten Intervallen
losgeschickt, wobei Trux und ich schon früh um 06:30 Uhr starten
konnten.
    Die Sonne schien, der Morgen verging wie im Flug und obwohl es
ziemlich heiß war, kamen wir in den Bergen schnell voran. Da wir
gute Sichtverhältnisse hatten, war die Orientierung im Gelände quasi
ein Kinderspiel und wir waren absolut selbstsicher.
    Schon bald erreichten wir ein Stauwehr und mussten eine Entscheidung treffen.
    Wir wussten, dass es verboten war, ein Stauwehr zu überqueren,
ebenso wie es strengstens verboten war, einen Fußweg oder Waldweg
zu benutzen. (Sofern dies nicht gerade zum Programm des gefürchteten morgendlichen militärischen Konditionstrainings gehörte.)
    Dies war eine einfache Regel bei der SAS Selection: Sie sollte gewährleisten, dass man sich daran gewöhnte, die Orientierungsübungen
im Gelände korrekt auszuführen und dass das Terrain, auf dem man
sich bewegte, einem ständig alles abverlangte, was zwangsläufig immer
der Fall war. (Genau genommen habe ich sogar heute noch irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn ich beim Wandern mal einen Fußweg
benutze - es ist eben schwer, mit alten Gewohnheiten zu brechen.)

    Doch wenn wir das Stauwehr nicht überqueren würden, dann
müssten wir unter dem Stauwehr in die Schlucht hinuntersteigen und
auf der anderen Seite wieder 120 Meter hinaufsteigen.
    Werden wir von einem Ausbilder beobachtet oder können wir es riskieren?
    Getreu dem Motto des Regiments „Who Dares Wins" - „Wer
wagt, gewinnt" - sind wir vorsichtig über das verschlossene Tor geklettert und die 200 Meter über das Stauwehr gesprintet.
    Die Luft war rein.
    Dann haben wir uns darangemacht, die steile Bergwand hinaufzuklettern, um zum nächsten Ausbilder-Checkpoint zu gelangen, der
gut und gerne 11

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