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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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Drittel des gesamten Auswahlverfahrens
ausgeschieden: Wie groß wären also meine Chancen, die Prüfung zu
bestehen, wenn ich noch mal antreten würde?
    Meine Familie meinte, dass es offensichtlich nicht hätte sein sollen
und dass ich durch meine Teilnahme an der SAS Selection doch immerhin wertvolle Erfahrung gesammelt hätte. Aber dies sorgte nur
dafür, dass ich mich schlichtweg noch erbärmlicher fühlte.
    Doch trotz alledem spürte ich ganz tief in meinem Innersten einen
kleinen Funken Hoffnung, der mir signalisierte, dass ich es schaffen könnte - dass ich das Zeug dazu habe, diese Prüfung zu bestehen. Er
war zwar nur ein kleiner Funke, aber es war Hoffnung.

    Manchmal ist eben ein Funken Hoffnung alles, was wir brauchen.

     

Im Grunde genommen sind einzig und allein unsere
selbst auferlegten Überzeugungen dafür verantwortlich, dass wir das
Potenzial unserer Leistungsfähigkeit nicht voll ausschöpfen.
    Denn wenn wir uns nur oft genug einreden, dass wir nicht das
Zeug zu etwas haben, dann wird dies unweigerlich irgendwann zu
unserer Realität.
    Aber auf der anderen Seite wusste ich auch, dass ich die SAS Selection durchaus bestehen könnte, sofern ich in der Lage wäre, meine
Zweifel irgendwie durch Hoffnung, meine Angst durch Mut und
mein Selbstmitleid durch ein gewisses Gefühl von Stolz zu ersetzen.
    Dafür müsste ich allerdings einen hohen Preis in Form von
Schweiß und elender Schinderei zahlen; ich müsste länger und härter
trainieren als je zuvor.
    Und bei all dem käme es allein auf die entsprechende mentale
Stärke an.
    Doch letztlich war dies eine Entscheidung, die ich im Grunde genommen schon Jahre zuvor getroffen hatte.

    Ed Amies, einer meiner ältesten und engsten Freunde, hat einmal
diesen simplen Satz zu mir gesagt: „Also meistens durchlaufen Gottes
Pläne für uns drei Phasen - Geburt, Tod und Wiederauferstehung."
    Die Phase der Geburt hatte ich hinter mir, als mich zur Teilnahme
an der SAS Selection angemeldet hatte und zugelassen wurde; die
zweite Phase - den Tod - hatte ich an diesem schicksalhaften Stauwehr in den walisischen Bergen auch hinter mich gebracht; jetzt war
es logischerweise Zeit für die dritte Phase - die Wiederauferstehung.
    Denn wenn ich aus meinem Glauben je Zuversicht geschöpft
habe, dann diese: Wunder können wirklich geschehen.
    Also beschloss ich, es noch einmal zu versuchen.
    Doch dieses Mal würde ich die Sache allein durchziehen.
    Ich wusste, dass ich von meiner Familie und meinen Freunden
dieses Mal deutlich weniger Hilfsbereitschaft und Unterstützung zu
erwarten hätte, und ganz besonders von meiner Mutter, die meinem
geschundenen Körper ansehen konnte, welchen enormen Tribut diese
vier Monate gefordert hatten.
    Doch es war mir todernst damit, dass ich diese Prüfung jetzt ordentlich bestehe, denn ich wusste sehr wohl, dass dies meine letzte
Chance war, um es zu schaffen.
    Denn schließlich konnte ja kein anderer diese Prüfung für mich
machen.
    Etwa zwei Wochen später hörte ich eine ziemlich vernuschelte
Nachricht auf meinem Anrufbeantworter ab, die Trucker hinterlassen hatte.
    Auf der letzten Etappe eines Nachtmarschs hatte er die Orientierung verloren. Nachdem er stundenlang ziellos im Dunkeln umhergeirrt war und das Zeitlimit weit überschritten hatte, wurde er
schließlich von einem Ausbilder in einem Land Rover aufgegabelt,
der sich auf den Weg gemacht hatte, um verirrte Rekruten einzusammeln.
    Trucker klang niedergeschlagen und müde. Auch er war bei der
SAS Selection durchgefallen.
    Er machte in den folgenden Wochen dasselbe Martyrium durch,
das ich auch durchlitten hatte und auch er wurde von der Einheit auf gefordert, es noch einmal zu versuchen. Wir waren die einzigen Rekruten, die gebeten wurden zurückzukommen.

    Unsere Entschlossenheit war größer als je zuvor. Wir haben uns
beide ins Training gestürzt und so intensiv trainiert wie noch nie in
unserem Leben. Dieses Mal war es uns absolut ernst.
    Wir haben uns in einem alten, abgelegenen Bauernhaus eingemietet, das knapp zehn Kilometer von Bristol entfernt war. Und dann
haben wir mit einem knallharten Training ä la Rocky Balboa angefangen.
    Der Termin für die nächste SAS Selection (pro Jahr gibt es zwei
Selection-Termine: einen im Sommer und einem im Winter) stand
unmittelbar bevor. Und etwa genauso wie in den Film Und täglich
grüßt das Murmeltier befanden wir uns schon wieder in der alten
Sporthalle in der Kompanie-Kaserne und wurden von

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