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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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- und diese
Woche war die reine Hölle.
    Doch wenn die bestanden war, hatte man die erste Phase der SAS
Selection erfolgreich hinter sich gebracht.
    Für die Dauer dieser Prüfungswoche wurden wir dann ins SASHauptquartier verlegt, wo schließlich die Rekruten aller drei SASRegimenter zusammenkamen, um zu dieser Prüfung anzutreten.
    Wir mussten lange Geländemärsche absolvieren, in denen wir eine
unglaubliche Anzahl von Kilometern zurücklegten, durch gebirgiges
Gelände, mit immer schwererem Marschgepäck und immer unter
Zeitdruck. Prüfungsbedingungen eben.
    In dieser Prüfungswoche verliert das aktive SAS-Regiment die
Mehrzahl seiner Bewerber, denn diese SAS-Prüfung ist hundertprozentig darauf ausgerichtet, selbst den fittesten Rekruten an seine
Grenzen zu bringen. Und da immer weniger Kandidaten es schaffen,
innerhalb des vorgeschriebenen Zeitlimits zu bleiben, wird folglich
auch die Anzahl der Teilnehmer Tag für Tag immer kleiner.
    Doch wenn ich mir vor Augen geführt habe, dass ich bislang nach
jedem Übungs-Wochenende ausnahmslos noch einen ganzen Tag danach auf geschwollenen Füßen durch die Gegend gehumpelt bin,
dann hat mich die Vorstellung, sechs Märsche unmittelbar hintereinander zu bewältigen, und zwar über noch größere Entfernungen und
mit noch schwererem Marschgepäck, ganz schön in Panik versetzt.

    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, ob ich dem gewachsen war.
    Außerdem würde am Ende der Prüfungswoche der absolut härteste Test von allen anstehen.
    Nachdem ich also fünf Tage lang stramm marschiert wäre, müsste ich zum krönenden Abschluss noch den schlimmsten aller Geländemärsche hinter mich bringen - die ultimative Zerreißprobe: Einen extrem langen Ausdauermarsch mit dem vielsagenden Spitznamen „Long Drag" - der lange Leidensweg.
    Der Name sagt eigentlich schon alles.
    Die enorme Distanz', die wir auf diesem Marsch zurücklegen mussten, war sehr viel größer als bei allen anderen Märschen zuvor. Außerdem wurde die Distanz in Luftlinie gemessen, wobei der Anstieg des Geländes und die Höhenmeter, die zu überwinden waren, nicht berücksichtigt wurden. (Ein Kilometer auf der Karte ist eben nicht identisch mit einem „tatsächlich gelaufenen" Kilometer, wenn man sich über weite Strecken durch Sumpfland kämpfen und Flüsse durchqueren muss, um auf mehr als 900 Meter hohe Berge hinaufzuklettern und auf der anderen Seite wieder hinunter.)
    Darüber hinaus hatten wir schweres Marschgepäck zu tragen - ein knapp 25 Kilo schwerer Rucksack plus Koppeltragehilfe, Gewehr, Wasser und Verpflegung.
    Kein Wunder, dass mir davor graute.
    Ich hatte nur eine grobe Vorstellung davon, was das wirklich bedeutete.

    An jenem Freitag - also zu Beginn der „Test Weck" - hockten wir alle zusammengepfercht auf unserer ganzen Ausrüstung in einem Land Rover LWB-Geländewagen mit verlängertem Radstand und verließen das Kasernengelände in Richtung Norden - es war eine Fahrt ins Ungewisse.

    Als wir an unserem Zielort ankamen, wurden wir in einen großen,
nüchternen Raum voller abgehärteter Soldaten mit wettergegerbten
Gesichtern zur Einsatzbesprechung gebracht.
    Der Chef-Ausbilder des 22. SAS-Regiments erklärte uns in seinem
breiten Yorkshire-Dialekt in ganz simplen Worten, dass der SAS-Sensenmann in den kommenden sechs Tagen vermutlich die überwiegende Mehrheit von uns dahinraffen würde. Wir könnten aber, sofern
wir es unbedingt um jeden Preis und mit aller Kraft wollten, diese
Prüfung bestehen.
    „Ihr müsst es allerdings ganz tief hier drin wollen, Jungs", sagte er,
indem er sich auf die Brust klopfte. „Wenn Ihr es von ganzem Herzen
wollt, dann schafft Ihr es auch."
    „Okay. Antritt zum ersten Marsch ist um 05:00 morgen früh.
Weitere Anweisungen werden jeden Abend am Schwarzen Brett ausgehängt. Viel Glück."
    Danach drehte er sich um und ging, damit wir unser Quartier beziehen konnten.

     

Ich habe meine Ausrüstung sorgfältig in
den Spind gepackt, meinen Wecker gestellt und dann versucht zu
schlafen.
    Um ehrlich zu sein, ich war noch nie so aufgeregt.
    Das ganze Quartier war schon früh auf den Beinen, lange vor Sonnenaufgang.
    Denn jeder Soldat war aus gutem Grund hier: Er wollte unter Beweis stellen, dass er die langen Märsche in der vorgegebenen Zeit
schafft. Alle Übungen, die wir bisher bewältigt hatten, dienten keinem anderen Zweck, als uns auf diese kommenden sechs Tage vorzubereiten.
    Ab sofort fiel das militärische Konditionstraining flach,

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