Schlamm, Schweiß und Tränen
und zu schlafen, andererseits musste ich dagegen ankämpfen und meine Müdigkeit unterdrücken, damit ich alle Kräfte mobilisieren konnte, um weiter voranzukommen.
Eineinhalb Stunden später erreichte ich dann diesen kleinen, entlegenen Steinbruch, der sich tief in den Berghang hineingefressen hatte. Wie man sich unschwer vorstellen kann, war das eine ziemlich miserable Belohnung für einen erfolgreich absolvierten Nachtmarsch.
Inzwischen regnete es kräftig und weit und breit gab es keinen
schützenden Baum, an dem ich einen Regenponcho hätte befestigen
und als Unterschlupf nutzen können. Also legte ich mich auf den aufgeweichten Boden, zog mir den Poncho über den Oberkörper und
schlief ein.
Es dauerte nicht lange, bis ich total durchnässt war und vor Kälte
nur so schlotterte. Ich wollte einfach nur noch dieses verdammte TestWochenende hinter mich bringen.
Nachdem ich so durchgefroren war, verschaffte mir das morgendliche militärische Konditionstraining auf angenehme Weise Linderung. Ich spürte auf einmal, wie sich meine Gedanken auf ein völlig
anderes Ziel konzentrierten. Es kümmerte mich nun überhaupt nicht
mehr, ob ich fror oder durchnässt war oder ob mir alle Knochen wehtaten. Ich wollte jetzt nur noch eins: das Ganze hinter mich bringen.
Nachdem wir zwei Stunden lang die steilen Hänge dieses Steinbruchs hinauf- und wieder hinuntergelaufen waren und im Schlamm
eine schier endlose Anzahl Liegestütze gemacht hatten, durften wir,
das heißt der klägliche Rest, der von unserer Truppe übrig geblieben
war, wegtreten.
Wir waren allesamt total ramponiert, von oben bis unten völlig
verdreckt und durchnässt.
Und auch total aufgekratzt.
Danach bin ich im Lastwagen regelrecht zusammengesackt. Die
erste Bewährungsprobe hatte ich bestanden.
Unser nächstes Prüfungs Wochenende fand in einer
extrem trostlosen und öden Gegend der walisischen Berge statt - abgelegen und gottverlassen, dafür aber mit überreichlich sumpfigem
Gelände und noch mehr Riedgras gesegnet, in dem man sich wunderbar den Fuß verknacksen konnte.
Diese Gegend wurde von den anderen Rekruten nur liebevoll „Am
Arsch der Welt" genannt.
Der erste Marsch begann nicht gut für mich.
Ich konnte einfach das Tempo nicht aufrechterhalten, das nötig
war, um innerhalb des vorgeschriebenen Zeitlimits zu bleiben. Schon
bald zog ein Rekrut nach dem anderen an mir vorbei.
Warum hatte ich bloß am Anfang eines Marsches so oft mit diesem Problem zu kämpfen? Lag es etwa an der Aufregung?
Als ich mich dem ersten Checkpoint näherte, war ich total frustriert über mich selbst. Denn ich wusste, dass ich zu langsam war.
Zu allem Übel passierte es mir gleich zweimal, dass ich in dem
morastigen Gelände dieser ausgedehnten Sumpflandschaft die Orientierung verloren habe und wertvolle Zeit damit verplempern musste,
auf höher gelegenes Terrain auszuweichen, um mich wieder zurechtzufinden.
Ich hatte wohl einfach nur einen schlechten Tag. Denn ich konnte
überhaupt nicht nachvollziehen, warum ich mich so müde fühlte, wenn ich doch eigentlich hoch motiviert sein sollte und warum ich so
nervös war, wenn ich doch eigentlich Ruhe bewahren sollte. Ich wusste zwar nicht, wie ich es bewerkstelligen sollte, diesen Teufelskreis zu
durchbrechen, was ich aber wusste war, dass ich mit jeder weiteren
Minute Verzögerung diesen Marsch nicht in der vorgeschriebenen
Zeit schaffen würde.
Am zweiten Checkpoint traf ich bei meiner Routenplanung eine
Fehlentscheidung, die mich noch einmal wertvolle Zeit kostete. Zeit,
die ich mir eigentlich nicht leisten konnte.
Mein Navigationsfehler bestand darin, dass ich mir aufgrund der
Höhenlinien, eine Route durch flacheres Gelände ausgesucht hatte,
die um den Berg herum führte, anstatt mich für eine Route zu entscheiden, die steil bergauf über den Berg hinweg führte. Es war eine
Entscheidung, die ich aufgrund meiner schlechten Verfassung getroffen hatte, weil ich Kraft sparen wollte - die sich allerdings als echte
Katastrophe entpuppte.
Denn falls die längere, weniger steile Route überhaupt für etwas
gut war, dann einzig und allein dafür, dass ich mich noch mehr verausgaben musste.
Mit zögerlichem Herantasten kommt man nicht weit. Manchmal
muss man diese Berge eben frontal in Angriff nehmen.
Als ich am nächsten Checkpoint eintraf, ließ mich der Ausbilder
unzählige Liegestützen im Schlamm machen, und zwar mit vollem
Marschgepäck. Das war die Strafe dafür,
Weitere Kostenlose Bücher