Schlamm, Schweiß und Tränen
und Grylls."
Nachdem mein Name gefallen war, wurden
zwar noch mehrere andere Namen vorgelesen, aber irgendwie habe
ich das nur noch verschwommen mitgekriegt.
Ich war durchgefallen, weil ich schlichtweg zu langsam gewesen
war. Das Ganze ging ohne großes Aufsehen vonstatten, ohne dass mich
irgendjemand zur Seite genommen und mir ein paar tröstende Worte
gesagt hätte; die Ausbilder haben einfach völlig ungerührt diejenigen
aus unserer Truppe, die durchgefallen waren, zum Wald geleitet, wo wir
die Nacht verbringen und bis zum Morgengrauen warten sollten.
Das war ein absolut niederschmetterndes Gefühl, die schlimmste
Niederlage, die ich je erlebt hatte.
Alles, wofür ich geschuftet hatte - weg. Einfach so.
All der Schweiß, all die Anstrengung, all die Schmerzen - für
nichts.
Ein Desaster. Ein Loser. Ein Nichtsnutz.
Gemeinsam mit zehn anderen Rekruten, die die Prüfung nicht
bestanden hatten, saß ich in der Abenddämmerung auf meinem
Rucksack und schaffte es nicht, die lautlosen Tränen zurückzuhalten,
die mir übers Gesicht liefen.
Es störte mich nicht, ob mich einer sah.
Noch nie zuvor hatte ich so hart für etwas gearbeitet - noch nie
zuvor so viel Kraft und Herzblut in etwas investiert, und dann war
alles umsonst.
Als der Nachtmarsch begann, konnte ich durch den Tränenschleicher hindurch in der Ferne am Horizont die Umrisse von Trucker
und den paar anderen erkennen, die sonst noch übrig geblieben waren, wie sie langsam in der Dunkelheit verschwanden.
Am Abend hatte Trux noch seinen Arm um mich gelegt. Er tat
ihm so leid für mich. Doch es gab nichts Tröstliches, was er hätte tun
oder sagen können.
In jener Nacht lag ich einfach nur da und fühlte mich mutterseelenallein. Ich hatte mich unter meinen Unterschlupf in meinen Biwaksack verkrochen, wo der strömende Regen mir nichts anhaben
konnte. Doch das Einzige, was ich wollte, war da draußen sein -
draußen in diesem Regen, draußen in den Bergen, um das zu Ende zu
bringen, was ich angefangen hatte. Ich wollte bestehen. Nicht durchfallen.
Ich hatte bis zu diesem Augenblick nie gewusst, wie furchtbar es
sich doch anfühlen konnte, im Warmen und Trockenen zu liegen.
Durch gewisse Umstände habe ich sehr viel Glück in meinem Leben gehabt. Ich musste nie wirklich extrem hart für etwas arbeiten.
Ich bin in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen, und auch Essen, Wärme und Kleidung hatte ich immer reichlich.
Aber irgendwie hatte ich mich mit all dem nie so richtig wohlgefühlt in meiner Haut; ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen.
Denn ich wollte ja schwer arbeiten. Ich wollte unter Beweis stellen,
dass ich all das Gute, das mir zuteilgeworden war, auch irgendwie verdient hatte.
Und wenn es nur darum ging, zu beweisen, dass ich doch über ein
gewisses Maß an Mumm und innerer Stärke verfügte.
Doch das Einzige, was ich erreicht hatte, war, dass ich mir eingestehen musste, dass ich weder das eine noch das andere besaß.
Und das tat richtig weh.
Die kommenden beiden Wochen waren eine echte Katastrophe.
Dieser seelisch-emotionale Ausnahmezustand, in dem ich mich
befand, war eine völlig neue Situation für mich und alles andere als
schön.
Ich war von mir selbst enttäuscht und wurde das Gefühl nicht los,
dass ich vier Monate meines Lebens mit einer erbarmungslosen, elenden Schinderei vergeudet hatte und jetzt am Ende mit leeren Händen
dastand.
Ich war total deprimiert und kam mir nutzlos vor - zumindest sah
so mein Gemütszustand aus, wenn ich mal einen guten Tag hatte.
Der einzige Lichtblick am Horizont war, dass das Trainingsteam
meiner Einheit mich aufgefordert hatte, zurückzukommen und einen
zweiten Versuch zu starten - sofern ich denn wollte.
Das würde natürlich bedeuten, dass ich wieder ganz von vorn anfangen müsste. Tag eins.
Das war eine echt grauenhafte Vorstellung.
Allerdings forderten sie auch nur diejenigen Leute auf zurückzukommen, von denen sie annahmen, dass sie über die potenziell richtige innere Einstellung und notwendigen Fähigkeiten verfügten, um
das SAS-Auswahlverfahren zu bestehen.
Das war zumindest ein Hoffnungsschimmer, wenn auch ein kleiner.
Doch zu diesem Zeitpunkt war ich selbst mein allergrößter Feind.
Selbstzweifel können ziemlich zermürbend sein und machen es einem
oft schwer, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und wieder nach vorn
zu schauen.
Ich versuchte, die Situation objektiv zu betrachten, denn immerhin war ich bereits im ersten
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