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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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den Ausbildern
richtig fertiggemacht.
    Es gab auch wieder einen ganzen Haufen Kandidaten. Aber dieser
Haufen würde erschreckend schnell zu einem Häufchen zusammenschrumpfen. Wir hatten das ja schon erlebt.
    Doch dieses Mal waren wir quasi die „alten Hasen". Und das war
durchaus hilfreich.
    Wir wussten, was uns erwartete; der geheimnisvolle Zauber war
verflogen, und der Hauptgewinn war noch zu haben.
    Das baute uns richtiggehend auf.
    Mittlerweile war es Winter. Doch an der SAS Selection im Winter
teilzunehmen, ist aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen
in den Bergen immer weitaus härter und anstrengender als im Sommer. Ich versuchte, erst gar nicht darüber nachzudenken.
    Statt brütender Hitze und Schnakenplage hätten wir nun also mit
dem stürmischen, gefrierenden Schneeregen zu kämpfen, mit den hohen Windgeschwindigkeiten und den sehr viel kürzeren Tagen, weil
es im Winter früher dunkel wird.
    Angesichts dieser Bedingungen mussten Trucker und ich fast
wehmütig an unsere SAS Selection im Sommer zurückdenken, die im
Vergleich dazu relativ mild und angenehm war! Es ist schon erstaunlich, wie sehr man sich an harte Zeiten voller Entbehrungen gewöhnt und wie etwas, das einem früher schrecklich erschien, recht schnell
ganz alltäglich wird.

    Die Ausbilder haben oft zu uns gesagt: „Wenn's nicht ordentlich regnet, kann man auch nicht ordentlich trainieren."
    Und in den Brecon Beacons regnet es ganz ordentlich. Das können Sie mir glauben.
    (Vor Kurzem habe ich zufällig mit angehört, wie unser Mittlerer, Marmaduke, einem seiner Freunde diesen SAS-Wahlspruch erzählt hat. Der andere Junge beschwerte sich darüber, dass er nicht rausgehen könnte, weil es gerade regnete. Marmaduke, er ist vier Jahre alt, hat ihn dann eines Besseren belehrt. Köstlich.)
    Die ersten Wochenend-Übungen gingen ins Land und wir beide lieferten eine hervorragende Leistung ab.
    Wir waren fitter, stärker und weitaus selbstsicherer als viele anderen Rekruten, doch die winterlichen Wetterbedingungen waren wirklich brutal.
    Wir mussten stets gegen den kräftigen Wind ankämpfen, der an einem Übungswochenende so extrem stürmisch über die hohen Bergkämme hinweggefegt ist, dass ich dabei zusehen konnte, wie ein einziger Windstoß buchstäblich eine ganze Reihe Rekruten umgeworfen hat - die Ausbilder inklusive.
    Auf unserem ersten Nachtmarsch ist ein Rekrut aufgrund von Unterkühlung zusammengebrochen. Er war zwar, wie alle anderen auch, durchnässt und durchgefroren, aber der starke Wind und die große psychische Belastung durch den Whiteout' hatten dafür gesorgt, dass er irgendwie apathisch wurde und nicht rechtzeitig gegengesteuert hat.
    Er hatte einfach die goldene Regel zur Vermeidung von Unterkühlung vergessen, die uns die Ausbilder immer wieder und wieder eingebläut hatten: „Achtet darauf, dass Ihr nicht auskühlt. Handelt früh zeitig, solange Ihr noch klar bei Verstand seid und Euch bewegen
könnt. Zieht Euch noch eine zusätzliche Bekleidungsschicht über,
baut Euch einen Unterschlupf, bewegt Euch schneller - ganz gleich,
für welche Lösung Ihr Euch entscheidet, aber tut es."

    Stattdessen hatte sich dieser Rekrut einfach in der sumpfigen
Hochmoorlandschaft mitten zwischen die Riedgrasbüschel gesetzt
und ist nicht mehr aufgestanden. Er konnte kaum noch sprechen, geschweige denn stehen. Wir haben uns dann alle im Kreis um ihn herum aufgestellt, um ihm so wenigstens ein bisschen Schutz vor der
Kälte zu bieten. Wir haben ihm etwas zu essen gegeben und ihm noch
eine Lage Kleidung übergezogen.
    Dann halfen wir ihm dabei, den Berg irgendwie hinunterzuwanken, damit er unten von einem Land Rover abgeholt und anschließend ins Basislager verfrachtet werden konnte, wo die Sanitäter ihn
versorgen konnten.
    Für ihn sollte das nicht nur die letzte Übung im Auswahlverfahren des 21. SAS-Regiments sein, sondern auch ein bitterer Denkzettel,
dass die Strapazen der SAS Selection um ein Vielfaches schlimmer
sind, als die schlimmsten Befürchtungen, die man sich in Gedanken
ausmalen kann. Denn letztlich muss man auch in der Lage sein, die
Übungen in den Bergen zu überleben, und das ist im Winter nicht
immer ein leichtes Unterfangen.
    Ein anderes großes Problem bei der SAS Selection im Winter war,
dass man große Mühe hatte, sich in den wenigen Stunden zwischen
den Märschen wieder richtig aufzuwärmen.
    Im Sommer war das eigentlich nicht so problematisch, wenn man
fror und durchnässt war - es

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