Schlangen im Paradies
Schließlich war ich bisher mit zwei Schnorrern verheiratet, stimmt’s? Sicher behandelt er Min wie eine Königin, aber er bettet eben auch sein getöntes Haupthaar jeden Abend auf Kis-senbezüge zu zweihundert Dollar. Und dann hat Min außer den Aufwendungen für Cypress Point noch eine schöne Stange Geld in sein verfallenes Schloß in Österreich gesteckt.»
Wie alle anderen hatte auch Helmut von Leilas Tod erschüttert gewirkt, doch jetzt fragte sich Elizabeth, ob das nicht bloß Theater gewesen war.
«Na, so sag schon. Ist alles in Ordnung mit mir? Du kommst mir irgendwie besorgt vor. Womöglich hast du ein paar Fältchen entdeckt?» Er lachte gedämpft.
Sie brachte ein Lächeln zustande. «Du siehst glänzend aus, finde ich. Vielleicht hast du mir bloß angemerkt, mit welchem Schrecken ich festgestellt habe, wieviel Zeit seit unserem letzten Zusammensein vergangen ist.»
«Komm.» Er nahm sie bei der Hand und führte sie zu der Gruppe von Art-deco-Korbmöbeln an der Fensterfront. Er schnitt ein Gesicht, als er sich niederließ. «Ich bemühe mich unentwegt, Min beizubringen, daß diese Dinge zum Anschauen, nicht zum Gebrauch gedacht sind. Und nun berichte, wie’s dir ergangen ist.»
«Viel Arbeit. Natürlich will ich’s ja so haben.»
«Warum bist du inzwischen nicht mal hiergewesen?»
Weil ich wußte, daß ich hier Leila überall vor mir sehen wür-de. «Ich habe Min vor drei Monaten in Venedig getroffen.»
«Und außerdem enthält Cypress Point zu viele Erinnerungen für dich, oder?»
«Das stimmt. Aber ihr habt mir beide gefehlt. Und ich freue mich auf das Wiedersehen mit Sammy. Wie geht es ihr deiner Meinung nach?»
«Du kennst doch Sammy. Sie klagt nie. Ich würde allerdings eher vermuten – nicht gut. Ich glaube nicht, daß sie sich jemals richtig erholt hat, weder von der Operation noch von dem Schock durch Leilas Tod. Und dann ist sie inzwischen über siebzig. Physiologisch noch kein hohes Alter, aber …»
Die Außentür wurde energisch geschlossen, und Mins Stimme ertönte aus dem Vorzimmer: «Wart’s nur ab, bis du die Lotteriegewinnerin besichtigt hast, Helmut. Da hast du mehr als genug zu tun. Wir müssen unbedingt Interviews für sie arrangieren. Wenn sie loslegt, hört sich’s an, als wär’s hier wie im sie-benten Himmel.»
Sie eilte auf Elizabeth zu und umarmte sie stürmisch. «Wenn du wüßtest, wie viele Nächte ich wachgelegen und mir Sorgen um dich gemacht habe! Wie lange kannst du bleiben?»
«Nicht sehr lang. Nur bis Donnerstag.»
«Das sind ja bloß fünf Tage!»
«Ich weiß, aber der Staatsanwalt will am Freitag noch mal meine Aussage durchgehen.» Elizabeth empfand es wohltuend, daß Mins Arme sie so fest und liebevoll umfingen.
«Was müssen die denn durchgehen?»
«Die Fragen, die sie mir bei der Verhandlung stellen werden.
Die Fragen, die mir Teds Anwalt stellen wird. Ich dachte, es würde genügen, einfach die Wahrheit zu sagen, aber anscheinend will die Verteidigung zu beweisen versuchen, daß ich mich mit dem Zeitpunkt des Anrufs irre.»
«Meinst du, daß du dich da irren könntest?» Mins Lippen streiften ihr Ohr, die Stimme hörte sich an, als flüstere sie von der Bühne ins Publikum. Verwirrt löste sich Elizabeth aus der Umarmung und sah, wie Helmut warnend die Stirn runzelte.
«Min, glaubst du, wenn ich nur den leisesten Zweifel hätte …»
«Schon gut», sagte Min eilfertig. «Wir sollten jetzt nicht davon sprechen. Du kannst also fünf Tage bleiben, um dich auszu-ruhen und verwöhnen zu lassen. Ich habe das Programm für dich persönlich zusammengestellt. Du fängst gleich am Nachmittag an mit einer kosmetischen Behandlung und anschließender Massage.»
Elizabeth verabschiedete sich nach ein paar Minuten. Schräge Sonnenstrahlen tanzten über die Blumenbeete neben dem Weg zu ihrem Bungalow. Beim Anblick der wilden Malven, der Hek-kenrosen, der blühenden Johannisbeersträucher überkam sie irgendwo im Unterbewußtsein ein Gefühl der Ruhe. Doch es vermochte nicht darüber hinwegzutäuschen, daß sich hinter der herzlichen Begrüßung und der scheinbaren Besorgnis von Min und Helmut etwas ganz anderes verbarg.
Die beiden waren aufgebracht, beunruhigt und feindselig. Und diese Feindseligkeit richtete sich gegen sie.
3
Syd Melnick fand die Fahrt von Beverly Hills nach Pebble Beach unerfreulich. Während der ganzen vier Stunden saß Cheryl Manning wortkarg und versteinert neben ihm. Die ersten drei Stunden hatte sie ihm nicht erlaubt, das
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