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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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nach unten da, während Schlangen über ihre willenlosen Hände glitten, und ignorierte den Schmerz, als er eine Backe der Zange unter ihre Fessel schob. Er drückte mit aller Kraft zu, bis es knackte.
    Seine Hände strichen über ihren Knöchel. Sie lag reglos da und wartete.
    »Jetzt bist du frei. Glaubst du, du kannst gehen?«
    Sie sagte nichts, verwundert über seine Worte. Wartete ab, was als Nächstes geschehen würde. Auf die nächste Tortur.
    »Vielleicht sollte ich dich besser tragen.« Mit einem angestrengten Stöhnen rollte er sie auf den Rücken und nahm sie in die Arme. Er schwankte unter ihrem Gewicht, und sie sah, dass er nicht allzu groß war, als er sie durch das Gewirr von Heuballen hinaus in den strahlenden Sonnenschein trug.
    Das grelle Licht brannte ihr in den Augen. Um ein Haar hätte sie aufgeschrien, doch sie konnte sich gerade noch beherrschen. Stattdessen kniff sie die Augen zu und legte das Gesicht an seine Schulter.
    »Tut mir leid, dass ich nicht schon früher kommen konnte«, sagte er, als er das Scheunentor schloss. »Wie heißt du? Ich bin Jim.«
    Sie vergrub sich tiefer in sein Hemd, um dem vernichtenden Urteil der Sonne zu entgehen. Wie sie hieß? Gute Frage. Die Antwort erschien ihr bedeutungslos. Ein Name spielte keine Rolle, wer sie war, spielte keine Rolle – solange sie nur nicht zurück in die Dunkelheit musste.
    Sie trieb dahin wie eine träge Wolke, frei und ungebunden.
    Wie aus großer Höhe sah sie die Gestalt eines Mannes, der ein dunkelhaariges Mädchen trug. Beide waren Fremde für sie, doch sie empfand Mitgefühl, als er strauchelte, fast stürzte und sich gerade noch fangen konnte. Sie sah zu, wie das Mädchen die Arme noch fester um seinen Nacken schlang. Sie fühlte sich in seinen Armen sicher.
    Das zu wissen, das zu sehen war mehr als genug. Sie brauchte keine Antworten, sie brauchte sich nur dahintreiben zu lassen. Frei …
    »Vixen«, antwortete sie schließlich. »Nenn mich Vixen.«
    Irgendetwas daran brachte den Mann zum Lachen. Nicht dass er sie ausgelacht hätte, es klang eher, als hätte er einen Preis gewonnen. Er drückte sie fest an sich, während er sich vor Lachen schüttelte, ganz so, als wäre sie etwas ganz besonders Wertvolles.
    »Also gut, Vixen«, sagte er schließlich. »Lass uns einen sicheren Ort für dich suchen.«

KAPITEL 30
Sonntag, 14.47 Uhr
     
    Ihr Vorgesetzter John Greally wartete schon auf Lucy, als sie in ihr Büro humpelte und dabei jeden Stich und jeden geschundenen Muskel in allen Farben der Schmerzpalette spürte.
    Greally setzte ein schiefes Lächeln auf, das Fältchen um seine Augen warf. Nicht weil er sich darüber freute, dass sie verletzt war, sondern weil sie beide wussten, dass die Sache auch ganz anders hätte ausgehen können. Wenn Fletcher es so gewollt hätte, dann hätte Greally jetzt drei Familien die Nachricht vom Tod eines ihrer Angehörigen überbringen müssen. Einschließlich ihrer.
    Sie nickte ihm kurz zu, um ihm zu versichern, dass es ihr gutging. Er stand auf und zog einen Stuhl vom Konferenztisch für sie heraus. Obwohl sie sonst lieber stehen blieb, ließ sie sich nun hineinsinken und lehnte sich auf eine Seite, um ihren Rücken zu schonen. Der Tag war schon hart genug gewesen, und er war noch lange nicht vorüber.
    Greally setzte sich auf den Rand des Tisches und bedeutete Burroughs, draußen zu warten. Lucy war froh darüber, dass sie ihm den Rücken zuwandte und für ein paar Sekunden die Augen schließen konnte.
    »Besser oder schlimmer als Baltimore?«, fragte er. Sie und Greally hatten bei einem Einsatz gegen das organisierte Verbrechen zusammengearbeitet, der gut gelaufen war – abgesehen von einer Karambolage von fünf Fahrzeugen in der Hauptverkehrszeit auf dem Beltway. Aber das war weder ihr Fehler gewesen noch der von Greally; sie waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.
    Sie hatte sich dabei Nacken und Rücken verrenkt und eine Woche lang den Kopf nicht mehr drehen können. »Besser«, log sie.
    »Hmm. So sehen Sie aber nicht aus.«
    »Ich bin einfach nur müde. Diese Sache mit Megan …«
    »Kann ich mir vorstellen. Wie geht es ihr?«
    »Gut. Spielt Videospiele. Aber diese Warterei auf die Untersuchungsergebnisse –«
    »Das zerrt gewaltig an den Nerven. Ich schätze, Nick ist froh, dass Sie nicht mehr da drin sind, sonst würden Sie auch noch ihn an den Rand des Wahnsinns treiben.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Wir müssen noch über die Sache mit den

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