Schlangenblut (German Edition)
aus einem Fu-Manchu-Film entsprungen schien. Ein Gewicht zog seinen Ellbogen nach unten, und die S-förmige Krümmung seiner gebrochenen Armknochen wurde gerade von einem Chirurgen gerichtet, der mit Gipsklecksen und ausgefransten Glasfiberschnipseln übersät war.
»Wow, Taylor«, sagte sie und nahm seine unverletzte Hand. »Für ein paar freie Tage tun Sie wohl alles, was?«
»Ich spüre nichts. Sie haben den ganzen Arm betäubt und mir jede Menge Drogen verabreicht. Guuuuute Drogen.«
»Lachgas«, verbesserte ihn der Chirurg, während er die Knochen mit einem knirschenden Geräusch zurechtbog. Lucys Augen quollen vor Mitgefühl hervor. »Er hat uns nicht erlaubt, ihm etwas länger Anhaltendes zu geben. Hat behauptet, er muss wieder an die Arbeit.«
»Habt ihr das Schwein erwischt?«, lallte Taylor, während ihm allmählich die Augen zufielen.
»Noch nicht. Wir sind gerade auf dem Weg nach draußen. Alles klar mit Ihnen?«
»Sicher, das wird schon wieder«, sagte er, nun bereits mit ganz geschlossenen Augen.
Lucy drückte ihm die Hand und trat dann zurück. »Kriegen Sie ihn wirklich wieder hin?«, fragte sie den Chirurgen.
»Ja, das sieht zwar schlimm aus, aber in aller Regel wachsen die Knochen problemlos wieder zusammen. Er wird zwei Monate lang einen Gips tragen müssen. Aber wenn ich fertig bin und zur Nachkontrolle noch eine Röntgenaufnahme gemacht habe, kann er im Prinzip schon gehen.«
Beruhigt darüber, dass Taylor in guten Händen war, folgte sie Burroughs zur Parkverbotszone unmittelbar vor der Notaufnahme, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. Er hatte seine blauen und roten Blinklichter hinter dem Kühlergrill des Impala angelassen, die jetzt die Backsteinwand in Farbe tauchten.
»Soll ich Sie wirklich nicht nach Hause fahren?«, fragte er und hielt ihr die Beifahrertür auf. »Sie sollten sich erst mal ein bisschen ausruhen.«
Das ärgerte sie. Niemand wäre je auf die Idee gekommen, die Entscheidung eines Mannes in Frage zu stellen, wenn der nach einem derartigen Erlebnis gleich wieder an die Arbeit wollte. Wieso glaubten die Männer eigentlich, dass sie das nicht auch konnte? Zum Ausruhen war noch genug Zeit, wenn sie Ashley gefunden hatten.
»Fahren Sie mich ins Büro.« Sie ließ sich in den Sitz sinken und zuckte zusammen, als sie sich umdrehte, um nach dem Sicherheitsgurt zu greifen.
Burroughs bog von der Krankenhauseinfahrt in die Pennsylvania Avenue ein. Er fuhr genauso entspannt und selbstsicher wie am Vortag, eine Hand auf dem Lenkrad.
»Diese Reporterin, Ames. Sie hat Ihre Ehe zerstört?«
Er ließ die Hand am Lenkrad auf 11-Uhr-Stellung gleiten und warf ihr einen schrägen Blick zu. »Ja, nach dieser Geschichte mit Danny und Mitch. Belästigt sie noch immer Ihre Tochter? Ich kann mich darum kümmern, wenn Sie das möchten.«
Und wie er Lust darauf hatte, sich wieder um dieses » TV -Girl« zu kümmern. »Nein, ich meinte Ihre Affäre mit ihr. Die hat Ihre Ehe kaputtgemacht, nicht wahr?«
Nun umklammerten beide Hände das Lenkrad, aber sein Gesicht war ausdruckslos, als er sie anstarrte. »Sie denken doch nicht, ich –«
Sie war zu müde für dieses Spielchen. Sie klappte sein Handy auf und hielt ihm die SMS unter die Nase. »Beantworten Sie mir eine Frage, Burroughs. Wie sehr haben Sie meinen Ermittlungen geschadet?«
Der Wagen machte einen leichten Schlenker. Burroughs setzte ein falsches Lächeln auf, aber sie schaute ihm weiter fest in die Augen, bis er mit einem einseitigen Achselzucken aufgab und sein jungenhaftes Grinsen schwand.
»Das mit Cindy und mir hat vor einem Jahr angefangen, als ich für den Fall Olson verantwortlich war. Ich habe ihr nicht gegeben, was sie wollte, und dann hat sie die Sache mit meinen Kindern abgezogen.«
»Beantworten Sie meine Frage, Burroughs.«
»Ich habe ihr nichts erzählt. Deswegen versuche ich ja, Ihnen alles zu erklären. Das, was da zwischen uns beiden läuft, ist rein körperlich, und ich weiß selber nicht, warum ich mich darauf eingelassen habe – aber ich würde doch nie den Erfolg unserer Arbeit aufs Spiel setzen.«
»Ihre Ehe haben Sie aufs Spiel gesetzt, aber Ihre Arbeit nicht?« Sie versuchte gar nicht erst, den verächtlichen Unterton aus ihrer Stimme herauszuhalten.
»Ja – nein. Kim und ich hatten schon Probleme, lange bevor ich Cindy kennengelernt habe. Hören Sie, das muss nicht schlecht für unseren Fall sein. Wir könnten es sogar zu unseren Gunsten ausnutzen, indem wir etwas zu Cindy durchsickern
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