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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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senkte sich über sie, hypnotisch wie das Plätschern von Bächen in der Kindheit, kühles Wasser und warmer Schlamm zwischen ihren Zehen. Sie und ihr Vater waren immer gern miteinander angeln gegangen. Er meinte immer, die Kunst des Angelns bestehe in der Art, wie man den Fischen den Köder hinhielt. Man müsse ihnen zeigen, was sie wollten, ohne es ihnen je zu geben. Und auch das hier war letztlich nur eine andere Art, zu angeln.
    Sie schloss kurz die Augen und musste unwillkürlich lächeln, als sie an all das dachte. Dad hatte recht gehabt. Und Lucy war eine gute Anglerin. Sie lebte für den Augenblick, wenn die Leine sich fast bis zum Zerreißen spannte, das Adrenalin den Augenblick in die Länge zog und die Zeit den Atem anhielt, bis sie die Oberhand gewann und den Fisch ans Ufer holte – genau dahin, wo sie ihn haben wollte.
    Das Klingeln ihres Telefons durchbrach die Stille.
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte Nick zur Begrüßung, was natürlich sofort ihren Puls in die Höhe trieb. Das sagte er immer, wenn es etwas gab, worüber man sich Sorgen machen musste. »Megan hat gerade angerufen, sie hat wieder Fieber. Und auch wieder Halsweh. Ich habe den Arzt erreicht; er kann sie untersuchen, wenn wir sie bis neun Uhr hinbringen, aber mein erster Patient ist schon unterwegs hierher –«
    Lucy schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Ihr Treffen sollte sich nicht zu lange hinziehen, bis alle Details geklärt waren und feststand, dass keine weiteren Mitspieler zu erwarten waren. Und Nicks Praxis war noch so neu, dass er es sich nicht leisten konnte, Kunden mit einer kurzfristigen Absage zu verprellen. »Ich übernehme das schon.«
    »Bist du sicher?«
    Sie nahm ihm die Nachfrage nicht übel, schließlich hatte er allen Grund, zu zweifeln. Schon mehr als einmal war ihr die Arbeit dazwischengekommen.
    Aber es war Samstag, und er hatte Megan zwei Wochen zuvor zum Arzt gebracht; wenn nun die Streptokokken zurückgekommen waren, wollte Lucy wissen, warum.
    »Kein Problem. Wirklich nicht.«
    »Ruf mich hinterher an und sag mir, was der Arzt meint.«
    »Mach ich. Hält sie durch, bis ich komme?« Der Infekt hatte Megan sehr zu schaffen gemacht, Lucy hoffte, dass er nicht zurück war. Schuldgefühle überkamen sie. Ihre Arbeit hatte sie so sehr in Anspruch genommen, dass sie schon gar nicht mehr wusste, wann sie zum letzten Mal rechtzeitig nach Hause gekommen war, um mit Megan mehr zu unternehmen, als sie nur zuzudecken. Obwohl Megan sich natürlich von ihrer Mutter längst nicht mehr zudecken ließ. Mit ihren zwölf Jahren ging sie schließlich schon auf die zwanzig zu.
    »So schlecht geht’s ihr nicht. Sie hat nur Angst, dass sie womöglich nicht Fußball spielen kann.«
    »Es ist so weit«, rief Fletcher ihr zu.
    »Ich muss jetzt Schluss machen. Ich lieb dich. Bis dann.« Lucy legte auf und schob alle Gedanken an ihre Familie beiseite. Sperrte sie weg, damit sie in Sicherheit waren.
    Sie versuchte, ihre innere Ruhe wiederzufinden. Vergeblich. Stattdessen fühlte sie, wie ein Strom von Adrenalin ihre Haut regelrecht brennen ließ.
    Mit einem letzten Blick in den Spiegel vergewisserte sie sich, dass sie auch wirklich so aussah, wie ihre Rolle es erforderte: große, baumelnde Ohrringe, eine klobige, enganliegende, hässliche Halskette, ein zu kleines Tanktop aus Lycra, enganliegende schwarze Stretch-Jeans, viel zu dick aufgetragene Schminke, mit viel Spray in Form gebrachtes Haar und Schuhe mit acht Zentimeter hohen Absätzen.
    Sie war die typische Wohnwagen-Schlampe, zu allem bereit, um über die Runden zu kommen. Abgesehen von einer Kleinigkeit.
    Sie nahm ihren Ehering ab und vollzog ihr letztes Ritual. Ein schneller Kuss, der Glück bringen sollte, auch wenn sie den Ring dabei mit ihrem grellen Lippenstift verschmierte, bevor sie ihn sorgfältig zum Kleingeld ihres echten Geldbeutels in ihrer echten Handtasche steckte.
    Sie stieg aus Fletchers Wagen und drehte sich langsam zu ihm um.
    »Wow. Gut sehen Sie aus«, sagte er, während er sich von der Seite des SUV näherte. Fletcher war nicht groß, zudem war er so dünn, als vergäße er manchmal zu essen, und er blinzelte ständig wie jemand, der jede Minute seines Lebens, die er nicht schlief, vor dem Computer hockte. Als Lucy ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, stammelte er: »Ich wollte damit sagen, Sie sehen – äh –«
    »Alles klar?«, fragte sie ihn.
    »Ja, sicher, ich denke, schon.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beendete damit seinen

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