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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ausgleichen.«
    »Warum sollen Sie nicht auch mal ein bisschen Glück haben?«
    »Es ist ja eigentlich nichts dabei, wenn einem jemand in seinem Testament Geld hinterlässt. Es ist nicht direkt ungesetzlich, jemanden zu bitten, einem Geld zu hinterlassen, solange keine Nötigung im Spiel ist – Sie verstehen, was ich meine?«

    Sie verstummten. Jetzt würden sie wieder mich sprechen lassen. Ich war mir nicht sicher, ob meine Stimme noch funktionierte.
    »Ich … ich habe Violet…«, fing ich an. Wer waren die anderen? Ich hatte es vergessen. Ach ja. »Oder Walter oder Edeline nie um Geld gebeten.« Ich redete weiter. »Wir haben nie über Geld gesprochen, ich bin nie auf die Idee gekommen, dass sie welches haben. Geld ist wirklich etwas, worüber ich nicht besonders viel nachdenke.«
    »Haben Sie Mrs. Buckler gezwungen, ein Testament zu Ihren Gunsten aufzusetzen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie es ihr nahegelegt? Vielleicht als Gegenleistung dafür, dass Sie ihren Hund behandelt haben?«
    »Nein.«
    »Haben Sie dasselbe mit den Witchers gemacht? Ist in dem Haus irgendwo ein Testament? War es das, was Sie jedes Mal gesucht haben, wenn Sie dort waren?«
    »Ich war ein einziges Mal in dem Haus. Mit Mr. Hoare. Wir haben nach Saul Witcher gesucht, nicht nach irgendwelchen Papieren.«
    »Ich denke, Sie haben nach einem Testament gesucht. Ein Testament, das Sie Mr. und Mrs. Witcher abgeschwatzt haben. Und als Sie es nicht gefunden haben, glaube ich, haben Sie es noch mal versucht – bei Mrs. Buckler. Ich glaube, dass sie es sich anders überlegt hat, dass Sie beide gestritten haben. Ich nehme an, Sie haben ihren Hund getötet, um ihr Angst zu machen. Und dann haben Sie versucht, sie zu zwingen. Ich glaube, sie hat sich gewehrt und ich glaube, dass Sie sie umgebracht haben.«
    Ich hatte absolut nichts zu sagen. Das hier passierte in Wirklichkeit gar nicht. Sie dachten nicht wirklich, tatsächlich …
    Tasker schlug bedächtig den Aktendeckel auf, der vor ihm auf dem Tisch lag. Er zog ein Blatt Papier hervor, das in einer durchsichtigen Plastikhülle steckte, warf einen flüchtigen Blick
darauf und drehte es dann zu mir herum. Das Papier war auffällig, von guter Qualität, gelblich cremefarben, und ich erkannte es sofort. Ich kaufe es immer in Somerset, bei einer Papierfabrik. Soweit ich weiß, bekommt man es nirgendwo sonst, und ich habe 1000 Blatt davon in meinem Arbeitszimmer.
    Es war ein kunstloses, simples Dokument; ich brauchte fünf Sekunden, um es zu lesen. Ein Testament, in pseudo-juristischen Formulierungen verfasst, vielleicht von jemandem, der nur eine sehr vage Vorstellung von Rechtsprechung hatte. Rechtlich bindend war es nicht, das konnte ich sogar in diesen ersten fünf Sekunden sehen. Zum einen war es nicht beglaubigt, nur in einer zittrigen, krakeligen Handschrift unterschrieben, von Violet Buckler, die mir ihre sämtlichen weltlichen Besitztümer vermachte.

35
    Ich war draußen. Salz lag in der Luft, und irgendwo in der Nähe war eine Bäckerei. Ein paar Minuten lang konnte ich nur still dastehen und die saubere Luft einatmen.
    Es war keine Anklage gegen mich erhoben worden. Kurz nachdem DI Tasker mir das gefälschte Testament gezeigt hatte, war die Befragung abgebrochen worden, und er hatte zu meiner völligen Verblüffung verkündet, dass ich gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden würde. Eine halbe Stunde später war ich aus der Tür auf den Parkplatz des Reviers hinausgetreten. Ohne die leiseste Ahnung, wohin ich wollte, machte ich mich zur Einfahrt auf. Hinter mir hörte ich einen Motor anspringen, und gleich darauf tauchte ein Auto neben mir auf.
    »Steigen Sie ein«, sagte eine Stimme, die ich kannte.
    Der dunkelhaarige Mann mit der Brille und den grauen Augen, der hinter dem Steuer saß, war gekleidet, wie ich es noch nie an ihm gesehen hatte; er trug schwarze Hosen, eine schwarze Krawatte und ein weißes Hemd mit auffälligen Epauletten auf den Schultern. Er beugte sich herüber und öffnete die Beifahrertür. »Ich fahre Sie nach Hause.«
    Ich schüttelte den Kopf. Was fühlte ich in diesem Moment? Ich konnte es unmöglich sagen. Scham? Wut? Ein wenig von beidem und doch etwas vollkommen anderes. Etwas, das sich anfühlte, als sei mir gerade das allerletzte Fünkchen Hoffnung genommen worden.
    Matt seufzte, er sah müde aus, und älter, als ich bisher gedacht hatte. »Clara«, sagte er, »ich will nicht barsch sein, aber in nicht mal drei Stunden wird Ihre Mutter beerdigt. Sie müssen nach

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