Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
Vom Netzwerk:
weggerannt.«
    »Sie haben mich an den Haaren gepackt. Und sie haben mich gejagt.«
    »Sie sagen, sie haben sich Sorgen um Sie gemacht. Anscheinend stehen Sie in dem Ruf, ein bisschen seltsam zu sein. Die Kids haben gesehen, wie Sie unter der Brücke verschwunden sind, und haben es mit der Angst gekriegt. Sie haben nach Ihnen gesucht, aber Sie waren weg. Nachdem sie eine Weile nach Ihnen gesucht haben, sind sie nach Hause gegangen.«
    Wir sollen zu ihm kommen, hatte es geheißen, als die Gang den Rückzug angetreten hatte. Aber wer war er? Clive Ventry? Saul Witcher, Walters verschollener Bruder? Oder jemand ganz anderes?
    »War nicht das erste Mal, dass Sie diesen jungen Leuten mit Gewalt gedroht haben, nicht wahr, Miss Benning?«
    »Was?«
    Wieder ein Blick in seine Notizen. Er blätterte eine Seite um. Dann noch eine.

    »›Ich bin Ärztin‹«, las er vor. »›Ich weiß genau, wie man in ein Auge stechen muss, so dass der Augapfel sauber aus der Höhle kommt.‹«
    Er sah zu mir auf. »Haben Sie das gesagt, Miss Benning? Am 25. Mai, letzten Montagabend?«
    »Sie haben mich bedroht.«
    »Wie genau haben sie Sie denn bedroht?«
    »Sie wollten mich nicht vorbeilassen. Sie haben Drohungen ausgestoßen.«
    »Was für Drohungen?«
    Während ich mich innerlich vor Verlegenheit wand und hoffte, dass man es mir nicht ansah, erzählte ich es ihnen. Tasker schaute weg, Knowles sah mich abermals an.
    »Also, davon haben sie nichts gesagt. Sie haben uns erzählt, sie hätten Sie beim Haus der Witchers herumlungern sehen und wären neugierig gewesen. Sie sagen, das tun Sie oft. Beim Haus der Witchers rumlungern.«
    Schweigen.
    »Miss Benning?«
    »Verzeihung. Diese Frage ist mir auch entgangen.«
    »Unkooperativ zu sein, wird Ihnen nicht helfen, Miss Benning.«
    Tasker beugte sich vor und legte die Hand auf den Tisch. Anscheinend diente das als beschwichtigende Geste und veranlasste Knowles dazu, sich zurückzunehmen.
    »Reden wir mal über den Hund, ja?«, sagte Tasker. »Mrs. Bucklers Hund. Bertie, so hieß er doch?«
    »Bennie.« Ich schloss die Augen, um das Bild zu vertreiben, das plötzlich vor mir stand. Bennie, der tot und triefnass aus dem Jutesack kollerte.
    »Ziemlich abartig, finden Sie nicht? Einen Hund mit einer Schlange in einen Sack zu stecken. Beide in den Fluss zu schmeißen. Wer macht denn so was?«
    »Die alten Römer«, sagte ich, da mir nichts anderes einfiel.
    Tasker hob den Kopf und starrte mich von oben herab an.

    »Das war eine Form der Hinrichtung«, erklärte ich. »Verurteilte Verbrecher wurden in einen Sack eingeschnürt. In einen Ledersack, glaube ich. Und außerdem wurden noch Tiere mit hineingesteckt. Ein Hund, eine Schlange und noch etwas anderes. Möglicherweise ein Affe. Vielleicht auch ein Hahn. Ich glaube, jedes von den Tieren hat etwas Bestimmtes repräsentiert, aber ich bin mir nicht sicher.« Ich dachte angestrengt nach, doch der Unterricht in römischer Geschichte lag schon lange zurück. »Und noch ein paar andere Sachen«, fuhr ich fort. »Dem Verurteilten wurde ein Wolfsfell oder ein Bärenfell über den Kopf gebunden, und hölzerne Sandalen an die Füße. Es war alles hochgradig symbolisch.« Noch während ich sprach, blitzte plötzlich Dr. Amblins Schlafzimmer vor mir auf. Die tote Kreuzotter, der Spielzeugaffe.
    »Und was hatte der arme Kerl ausgefressen?«, wollte Knowles wissen. »Muss ja was ziemlich Schlimmes gewesen sein.«
    »Tut mir leid, ich weiß es wirklich nicht mehr.«
    In diesem Augenblick hörten wir alle, wie das Tonbandsystem des Vernehmungsraumes ein lautes Klicken von sich gab. Wir hatten das Ende unserer vierten 45-Minuten-Kassette erreicht. Tasker streckte sich auf seinem Stuhl. »Okay. Wir machen mal Pause.«

    Fünfzehn Minuten später waren wir wieder versammelt, die beiden Polizisten durch eine frische Kaffee- und Tabakdosis gestärkt. Knowles schaltete das Aufnahmegerät ein und setzte sich mir gegenüber. Tasker blieb stehen. »Diese Schlangengeschichte«, meinte er und lehnte sich gegen die Wand. »Das kapier ich einfach nicht.«
    Da sind wir ja schon zu zweit, dachte ich und wartete darauf, dass er fortfuhr.
    »Überall tauchen plötzlich Schlangen auf. In den Schlafzimmern der Leute, in Babybetten. Wir haben heute Morgen sogar eine in Ihrem Keller gefunden, Miss Benning. Kroch in einem von diesen Kästen rum. Wohl ein Haustier, wie?«

    »Meines Wissens nach gibt es in meinem Haus keine Schlangen«, wehrte ich ab.
    »Wie ist sie dann da

Weitere Kostenlose Bücher