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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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England. Und er kam auch nicht aus Indonesien, er kam mit einem Flug aus Singapur.«

    »Und was…«
    »In Singapur ist er nur umgestiegen. Ursprünglich kam er aus Port Moresby.« Matt sah mich an, als wartete er auf eine Reaktion, doch der Name sagte mir nichts.
    »Das ist die Hauptstadt von Papua-Neuguinea«, sagte er.

36
    Der Tag wurde immer heißer. Draußen war der Himmel wolkenlos, vom reinen Kobaltblau des Frühsommers. Im Wetterbericht war von Gewittern die Rede, die später aufziehen könnten, doch noch war davon nichts zu sehen. Sogar die Brise war eingeschlafen, und die Sonne schien höher am Himmel zu stehen, als sie es so früh im Jahr hätte tun sollen. Es war eine Erleichterung, ins kühle, weihrauchduftende Innere unserer alten Kirche zu treten.
    »Wir empfangen den Leib unserer Schwester Marion«, verkündete Andrew, der Bischof von Winchester, der uns von den Stufen des Altars aus willkommen hieß, »im Vertrauen auf Gott, den Schöpfer allen Lebens, welcher den Herrn Jesus Christus von den Toten hat auferstehen lassen.«
    Das Kirchenschiff war voll besetzt – nicht jeden Tag wird die Ehefrau eines Erzdiakons begraben –, und Köpfe drehten sich, als der elegante, mit Blumen bedeckte Sarg langsam den Mittelgang heraufgerollt wurde. Vor den Altarstufen hielt er an, und wir, die ihm gefolgt waren, nahmen unsere Plätze ein. Erst dann wurde mir klar, dass an die zweihundert Augenpaare zugesehen haben mussten, wie ich hinter dem Sarg meiner Mutter den Gang hinaufgeschritten war.
    »Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten« , rezitierte der Bischof, »und ist der Erstling geworden unter denen, die da schlafen. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.«
    Der Gottesdienst war lang; bestimmt war er wunderschön und bewegend, doch ich bekam nur sehr wenig davon mit. Ich starrte auf die Steinplatten am Boden. Alt und quadratisch, manche von einem schönen Terrakotta-Rot, andere von
tieferem Braun. In jede sechste oder siebte Platte war ein einfaches, aber unverwechselbares Muster eingraviert, ein Kreis, aus dem vier schwertähnliche Spitzen hervorragten, alle gleich weit voneinander entfernt.
    Vier auseinanderstrebende Spitzen, die einem gemeinsamen Punkt entsprangen. Vier Menschen, die in meiner Nähe wohnten, waren vor Kurzem ums Leben gekommen oder dem Tod sehr nahe gewesen. John Allington, Violet Buckler, die kleine Sophia Huston und ein Bewohner des Dorset-Langhauses. Zwei davon waren alt gewesen, hatte ihr ganzes Leben lang im Dorf gewohnt, Sophia jedoch war ein Baby, ihre Familie war neu in der Gegend. Im Haus der Poulsons war der Taipan in einem Kinderzimmer entdeckt worden. Wenn es da eine Verbindung gab, ein Äquivalent des Kreises in der Mitte, so konnte ich es schlicht nicht erkennen. Die Opfer, die Art und Weise, wie sie angegriffen worden waren, all das schien vollständig zufällig.
    Und je mehr ich darüber nachdachte, desto verwirrender erschien mir das Ganze. John Allingtons Tod war vorsätzlich herbeigeführt worden. Wenn Seans Vermutung stimmte, hatte jemand ihn niedergeschlagen, ihm Kreuzottergift injiziert und ihn dann hilflos zurückgelassen, damit er ertrank. Im Fall der kleinen Sophia war die Schlange einfach in ihrem Bettchen deponiert worden; das Kind hätte sterben können oder auch nicht. Ziemlich willkürlich. Eine tote Kreuzotter war im Haus der Poulsons gefunden worden, und der alte Dr. Amblin hatte eine Kopfverletzung erlitten. Hatte er auf dieselbe Weise zu Tode kommen sollen wie John Allington? Hatte er mit einem Schlag auf den Kopf bewegungsunfähig gemacht werden sollen, damit ihm dann eine tödliche Dosis Kreuzottergift verabreicht werden konnte? War der Mörder gestört, zur Flucht gezwungen worden? Und doch war der Taipan im Zimmer eines der Kinder gefunden worden. Was tragisch hätte enden können, jedoch zum Glück gut ausgegangen war. Willkürlich. Verwirrend.

    Bei Violet jedoch war wieder Vorsatz mit im Spiel gewesen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie von einer Schlange gebissen worden war; das sagten mir die Wunde und die Schwellung an ihrem Leichnam. Was ich dort gesehen hatte, passte eher zu dem, was ich über Kreuzottergift wusste, als dazu, wie Sean die Vergiftungserscheinungen nach einem Taipanbiss beschrieben hatte. War auch Violet konzentriertes Gift gespritzt worden? Wahrscheinlich würde die Autopsie uns das verraten. Andererseits war bei Violet, älter und

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