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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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reingekommen?«
    »Irgendjemand bricht im Dorf in die Häuser ein und lässt dort Schlangen zurück«, sagte ich. »Ich habe ihn in meinem Haus gesehen. Ich glaube, es könnte sich um einen Mann namens Saul Witcher handeln. Ich glaube, er hegt einen Groll gegen das Dorf, und ich glaube, er haust in dem alten …«
    »Ja, ja«, unterbrach mich Tasker, »aber wo kommen die her, all diese Schlangen? Die meisten sind Schlangen von hier, so wie ich es verstanden habe. Die kann man doch nicht einfach im Laden kaufen.«
    »Irgendjemand fängt sie ein«, erwiderte ich. »Jemand, der viel über ihre Gewohnheiten weiß, wahrscheinlich jemand, der sich im Dorf ziemlich gut auskennt. So jemand würde wissen, wo und wann Ringelnattern schwärmen, wo man am besten Kreuzottern fangen kann.«
    »Wir haben noch eine Kreuzotter in Ihrer Mülltonne gefunden«, meinte Knowles. »Eine tote. Haben Sie die da reingetan?«
    Das musste man ihnen lassen, die Polizei war gründlich gewesen. »Die ist vor ein paar Tagen abends an meine Tür genagelt worden«, erklärte ich. »Ich habe gedacht, das wäre ein Dummejungenstreich. Wir hatten öfter Probleme mit Sachbeschädigung, mit blöden Scherzen. Schien sich nicht zu lohnen, deswegen Anzeige zu erstatten.«
    »Bei allem, was in letzter Zeit in Ihrem Dorf los war, fanden Sie, dass es sich nicht lohnt, einen weiteren Vorfall mit einer Schlange zu melden?«
    Würde ich diesen beiden Männern den wahren Grund verraten, warum ich den Vorfall nicht gemeldet hatte? Was irgendjemand mit weißer Farbe an meine Haustür geschrieben hatte? Nein, das würde ich nicht tun. »Das Ganze hat irgendwas mit der Familie Witcher zu tun«, versuchte ich es noch einmal. »Einer von den Brüdern, Ulfred, hatte angeblich ein Faible für
Schlangen. Vielleicht hatte Saul den ja auch. Sie sollten wirklich versuchen, ihn ausfindig …«
    »Und diese andere Schlange. Die tropische. Wie heißt die noch mal?«
    »Das ist ein Taipan aus Papua-Neuguinea.«
    »Ja, laut Assistant Chief Constable Hoare kennen Sie die ja schon. Sie haben sie erforscht.«
    »Ich hatte vor ein paar Jahren mit der australischen Spezies zu tun, aber nach dem, was ich gehört habe, sind die papuanischen Schlangen ziemlich ähnlich.«
    »Sie wissen also, wie man mit den Viechern umgeht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mit Taipanen geht man nicht um. Nicht, wenn man einen Funken Verstand hat.«
    Tasker schien meine Antwort nicht gehört zu haben. »Mein Problem, Miss Benning«, sagte er, »ist Folgendes: Der einzige Mensch, von dem wir wissen, dass er sich damit auskennen würde, wo man Schlangen findet, wie man sie hält und wie man ungefährdet mit ihnen umgeht, sind Sie.«
    Schweigen senkte sich herab. Beide Männer starrten mich an. Ich heftete den Blick fest auf einen Punkt an der Wand gleich hinter Taskers Kopf. Und wusste, dass das hier gleich sehr viel schlimmer werden würde.
    »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert, Miss Benning?«, erkundigte sich Tasker leise.
    Da war es, die Frage, auf die ich gewartet hatte. Tief durchatmen.
    »Ein Unfall«, erwiderte ich. »Ist schon sehr lange her.« Das war meine einstudierte, übliche Antwort. Normalerweise reichte das. Heute würde es nicht reichen.
    »Was für ein Unfall?«
    »Ich erinnere mich nicht daran.« Im Stillen befahl ich mir, ruhig zu bleiben. »Ich war noch ein Baby.«
    Eine kurze Pause, während die beiden ihre Gedanken neu ordneten. Tasker war als Erster fertig.
    »Als Sie älter geworden sind«, meinte er, »und gemerkt
haben, dass Sie anders sind, da müssen Sie doch gefragt haben, wie das gekommen ist? Eine Verbrennung? Ein Autounfall? Was war es?«
    »Meine Eltern haben nie darüber gesprochen. Und ich habe nie gefragt.« Beide Aussagen waren absolut wahr.
    Ich hatte nicht zu fragen brauchen. Vanessa hatte es mir gesagt, lange bevor mir auch nur der Gedanke gekommen war, dass irgendjemand daran schuld sein könnte. Lange bevor ich begriffen hatte, wie eine bestimmte Anordnung von Haut und Gewebe so verheerende Auswirkungen auf mein Leben haben könnte. Bevor mir überhaupt klar gewesen war, dass ich anders war, hatte Vanessa mir alles erzählt.
    »Sie waren nie neugierig?« Tasker beugte sich vor, den Blick unverwandt auf die linke Seite meines Gesichts gerichtet. »Bei zwei so alten Säcken wie Knowles und mir – da spielt’s ja eigentlich keine Rolle, wie wir aussehen. Aber ein junges Mädchen? So wie meine Töchter sich anstellen, könnte man denken, gutes Aussehen ist für junge

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