Schlangenhaus - Thriller
mich zu beeilen, als ich die Bourne Lane hinaufging.
Einschließlich meines eigenen gibt es sieben Häuser in der Straße, die im Laufe von zweihundert Jahren zu verschiedenen Zeiten gebaut worden sind. An der Westseite zieht sich
ein schmaler, von Steinen gesäumter Wasserlauf entlang, eine von zahlreichen Abzweigungen des Liffin. Die Quelle des Liffin liegt weiter oben in den Hügeln, von da an fließt der Fluss ein paar Kilometer weit über Kalkgestein, ehe er sich in mehrere kleine Bäche aufteilt, von denen sich viele durch das Dorf winden und einen weiteren Kilometer hügelabwärts in den Yerty fließen.
Diese kleinen Wasserläufe sind eines der besonderen Merkmale des Dorfes; sie strömen am Straßenrand dahin, fließen in den Dorfteich und wieder heraus, bilden Furten über Straßen, verschwinden unter Häusern, nur um als Quelle in irgendjemandes Garten wieder hervorzukommen. Auf den meisten größeren Grundstücken gibt es Bäche, Teiche, Wasserfälle – in einem Fall sogar einen See und einen Kiesstrand. Das wasserreiche Umfeld des Dorfes konnte sicher bis zu einem gewissen Grad die üppig gedeihende Ringelnatter-Population erklären. Kreuzottern waren natürlich etwas anderes. Ihre natürliche Heimat war das Heideland.
Schließlich erreichte ich den höchsten Punkt der Straße und ging bergab auf den Hauptteil des Dorfes zu. Ich hatte Dad noch immer nicht angerufen; ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte. Bei Vanessa hatte ich mich ebenfalls nicht gemeldet. Was ich letzten Endes zu ihr sagen würde, wusste ich nur zu gut.
Ich ging den Hügel hinunter, lauschte dem Bach, der über die Kiesel plätscherte und bemerkte, dass vor einem weiteren Haus ein Schild mit der Aufschrift VERKAUFT stand, das vierte, das ich in den letzten paar Wochen entdeckt hatte. Doch anscheinend zog niemand in diese Häuser ein. Die VERKAUFT-Schilder verschwanden irgendwann, doch die Häuser blieben leer.
Die letzten vier Jahre habe ich hier verbracht, in diesem ruhigen, verschlafenen Dorf an der Grenze zwischen Devon und Dorset. Wenn man von Lyme Regis aus landeinwärts fährt, biegt man nach ungefähr dreißig Minuten von der
Landstraße ab und fährt auf einer einspurigen Nebenstraße bergab, die nur zu diesem Dorf führt.
Bei uns gibt es keinen Durchgangsverkehr. Unser Dorf ist ein bisschen zu weit von den großen Städten entfernt, als dass man pendeln könnte, daher ziehen wir keine jüngeren Leute und Familien an. Die alten Leute klagen über die Feuchtigkeit und ziehen irgendwohin, wo es sich im Alter angenehmer leben lässt. Und dieser langsame, stetige Exodus wird gefördert. Alle paar Wochen bekomme ich Post von einer Grundstücksgesellschaft hier aus der Gegend, die daran interessiert ist, mein Haus zu kaufen. Wahrscheinlich bekommen meine Nachbarn auch solche Briefe. Meine landen immer sofort in der Mülltonne.
Denn es gefällt mir hier. Mir gefällt die Stille, die schönen alten Häuser, die Tatsache, dass ich meine Nachbarn nur so selten sehe. Mir gefällt der Pflanzenwuchs, der alles überwuchert, die harten Linien weichzeichnet und die Geräusche dämpft. Bestimmt haben wir hier den fruchtbarsten Boden von ganz England. Unsere alten Bäumen ragen in gewaltige Höhen; sogar die jüngeren, kleineren haben dichte grüne Baldachine über den meisten Straßen gebildet. Gärten blühen und gedeihen und schäumen vor Farbenpracht schier über, sogar aus dem losen Mörtel zwischen den Ziegelsteinen sprießen verirrte Pflanzen hervor.
Als ich die schmale Brücke überquerte, die über den Fluss führte, ließ mich ein plötzliches Platschen zusammenfahren. Da ich sofort an Otter dachte, ging ich zum Ufer hinab und spähte unter die Brücke. Die Klinik war an einem Auswilderungsprojekt beteiligt: Fischotter sollten wieder in diesem Teil des Landes angesiedelt werden, und wir hielten ständig Ausschau nach Anzeichen dafür, dass das Projekt Erfolg hatte.
Wir hatten einen langen, nassen Winter gehabt, und die Flüsse führten alle sehr viel mehr Wasser als gewöhnlich. Was ich gehört hatte, konnte auch Treibgut gewesen sein, das an der Brückenmauer entlangschleifte. Ich hockte mich hin und
wartete, nur um sicher zu sein. Unter dem Scheitelpunkt der Brücke konnte die Sonne das Mauerwerk nicht erreichen, und ich starrte in schwarze Schatten und hoffte auf das verräterische Glitzern kleiner, blanker Augen.
Irgendetwas gab ein leises, kehliges Husten von sich.
Hastig sprang ich auf und fiel beinahe hin.
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