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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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nickte mir zu, sagte jedoch nichts. Dann warf er abermals einen raschen Blick zur Galerie hinauf.
    An einem großen hölzernen Messtisch weiter hinten saßen fünf ältere Leute beisammen. Obwohl es ein warmer Abend war, hatten sich die drei Frauen fest in ihre Wintermäntel gehüllt. Eine trug eine rote Wollmütze und hielt einen kleinen Terrier auf dem Schoß. Die beiden Männer sahen mürrisch aus, als wären sie wider besseres Wissen hier. Einer von ihnen starrte nervös auf die Tischplatte. Der andere, der ein wenig besser gekleidet war, schaute sich finster im Raum um.
    »Wie ich gerade sagen wollte.« Ein stämmiger, blonder Mann war am Fuß der Treppe stehen geblieben, den Stufen zugewandt. »In den Staaten schlagen sie sich andauernd mit so was rum. Wir müssen einfach nur etwas dagegen tun.«
    Hinter mir blies Phillip vernehmlich den Atem aus.
    Der blonde Mann nahm die Hände aus den Taschen, und als sein Blick auf mich fiel, verzogen sich seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »In Kansas, New Mexico, Texas,
Oklahoma, Alabama und Georgia …« Beim Reden zählte er die Staaten an den Fingern ab. Mir war klar, was jetzt kam. Ich wusste, wofür diese Staaten unter anderem berühmt waren. »Und in mehreren anderen Staaten auch«, fuhr er fort, »haben die Leute ein Riesenproblem mit Klapperschlangen.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie die beiden alten Männer einen Blick des Einverständnisses wechselten, und ich hatte den Eindruck, als umklammere die Frau mit der roten Mütze ihren Hund ein wenig fester. Überall sonst im Raum waren alle Augen auf den Sprecher gerichtet. Und dessen Blick ruhte weiterhin auf mir.
    »Die Leute auf den Feldern, kleine Kinder, die draußen spielen«, verkündete er, »die werden alle andauernd gebissen. Oft kann man sie nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus bringen, oder es gibt nicht genug Serum, und sie sterben. Vielleicht verlieren sie auch einen Arm oder ein Bein. Vieh im Wert von mehreren Millionen Dollar geht jedes Jahr durch Schlangenbisse verloren. Die Schlangen kommen in die Häuser, bauen sich ihre Nester im Keller oder auf dem Dachboden, kriechen nachts im Haus herum und suchen nach Futter. Genau wie hier.«
    Ich merkte, wie ich einen tiefen Seufzer ausstieß, und gab mir keine Mühe, es zu verhehlen. Was er da von sich gab, war ein Fünftel Wahrheit und vier Fünftel himmelschreiender Unsinn. Gelegentlich wurden in den Vereinigten Staaten Menschen durch einen unglücklichen Zufall von Klapperschlangen gebissen, doch die meisten erreichten das nächste Krankenhaus, bevor ernste Nebenwirkungen auftreten konnten. Die meisten Klapperschlangenbisse waren allerdings das Resultat von Dummheit oder Leichtsinn seitens des beteiligten Menschen. Und selbst dann hatte die medizinische Behandlung meistens Erfolg. Ich hatte niemals irgendwelche Beweise dafür gesehen, dass Schlangen menschliche Behausungen besiedelten. Wann immer sie können, meiden Klapperschlangen den Kontakt mit Menschen, genau wie die meisten anderen Reptilien.

    »In den Frühlingsmonaten«, dozierte der Mann weiter, der mich auf makabre Weise faszinierend zu finden schien, »werden deshalb Klapperschlangen-Treibjagden veranstaltet. Sie sammeln die Schlangen ein und töten sie auf humane Weise. Das ist ein legitimes Verfahren, von den Regierungen der Einzelstaaten genehmigt, und auf diese Weise kann die Anzahl der Schlangen unter Kontrolle gehalten werden. Außerdem wird dabei das Gift gewonnen, aus dem das Serum gemacht wird.«
    Langsam machte er mich wütend. Und das lag nicht nur an der Art und Weise, wie er mich anstarrte. Eine Klapperschlangen-Treibjagd hat nichts auch nur annähernd Humanes an sich. Die Schlangen werden mit Benzin oder anderen toxischen Chemikalien aus ihren Verstecken getrieben, in unhygienische Behälter gepfercht und ohne Nahrung und Wasser zu den Veranstaltungen gekarrt, die mit diesen Treibjagden einhergehen. Die meisten überleben die Reise nicht. Diejenigen, die durchhalten, werden für tollkühne Stunts benutzt, die für gewöhnlich zu viel mehr Bissen führen, als jemals vorkämen, wenn man die Tiere einfach in Ruhe ließe. Am Schluss werden die überlebenden Schlangen geköpft oder erschlagen. Es ist ein grausames, dummes Spektakel, und noch dazu eins, das jedes Jahr gewaltige Umweltschäden anrichtet.
    »Und Sie schlagen vor, dass wir hier eine Treibjagd veranstalten sollen, Mr. Keech?«, erkundigte sich Clive Ventry, der zum ersten Mal das Wort ergriff. Er hatte einen

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