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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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sein Schlafzimmer.
    Ich blieb auf der Schwelle stehen und starrte das riesige Bild über seinem Bett an. Es war eine Reproduktion eines Buntglasfensters, eine Darstellung Golgathas. Ein gewaltiges Kreuz nahm den größten Teil der Bildmitte ein; hingestreckte Gestalten lagen an seinem Fuß, doch keine Christusfigur hing am Kreuz. Stattdessen wand sich eine mächtige Schlange um die Balken.
    »Ich glaube, das Original befindet sich jetzt in einem Museum, aber angefertigt wurde es für den Mailänder Dom«, sagte Sean und klang, als wäre er sehr zufrieden mit sich. »Voilà… die Gekreuzigte Schlange.«

39
    Ich konnte den Blick nicht von dem Bild über dem Bett abwenden. Die Schlange als Symbol für Christus? Mir war mehr über das Christentum beigebracht worden als den meisten anderen Menschen, von so etwas jedoch hatte ich noch nie gehört.
    »Erstaunlich«, sagte ich.
    »Hilft das?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    Ich trat näher an das Bild heran und spürte, dass Sean mir folgte. Auch ohne seinen Vortrag hatte ich einiges über den enormen Einfluss der Schlange auf die Mythen überall auf der Welt gewusst, doch ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er so weit reichte. Die Schlange um das Kreuz Christi gewunden. Fast schon ein Frevel. Und doch war dieses Fenster für eine der berühmtesten Kirchen Europas angefertigt worden.
    »In der Sixtinischen Kapelle gibt es ein Fresko, auf dem die Schlange an einem Stab abgebildet ist«, meinte Sean. »Auf einem berühmten Bild von Rubens ist sie auch drauf. Streng genommen stellen diese Abbildungen die Eherne Schlange dar, das Idol, das Moses in der Wüste gefertigt hat, aber sie sind sich sehr ähnlich. Die Schlange am Stab, die Schlange am Kreuz. Man kann leicht erkennen, wie das eine zum anderen geführt hat.«
    »Und es gibt Menschen, die das können, was Sie gesagt haben, die eins mit Schlangen werden können?«, fragte ich.
    »Ich habe es viele Male erlebt.«
    Ich wandte den Blick einen Moment lang von dem Bild ab. »Können Sie das auch?«
    »Nein. Bin öfter gebissen worden, als ich zählen kann. Aber
ich habe selbst gesehen, wie ein Stammesführer drei papuanische Schwarzottern um den halb nackten Körper eines jungen Mädchens gelegt hat, in der Nacht vor ihrer Hochzeit. Sie war in einer Art drogeninduzierter Trance, er aber nicht. Die Schlangen haben weder sie noch ihn angerührt. Ich habe indische Kinder stundenlang hochgiftige Königskobras durch die Gegend schleppen sehen, während die Medizinmänner ihre Nummer abziehen. Diese snake handlers , von denen Sie reden, sind wahrscheinlich genauso. Ganze Kirchengemeinden reichen diese Schlangen von einem zum anderen weiter. Es werden wirklich Leute gebissen, für gewöhnlich, wenn sie abgelenkt sind oder es plötzlich mit der Angst kriegen, aber selbst dann nicht annähernd so oft, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Ich bezweifle, dass ich jemals in der Lage sein werde, das alles vollständig zu erklären, aber unter manchen Umständen – besonders im religiösen Kontext – lässt sich offenbar eine Verbindung zwischen Mensch und Schlange herstellen.«
    Es wäre gewaltig, bei so etwas dabei zu sein, da stimmte ich ihm zu. Sogar noch gewaltiger, es selbst zu erleben. Wenn Reverend Joel Fain mit Schlangen dergestalt hatte umgehen können, wenn er sogar in der Lage gewesen war, diese Gabe auf seine Gemeinde zu übertragen, so hätte ihm das erhebliche Macht über diese Menschen verschafft. Die große Frage war jetzt: Wozu hatte er sie vielleicht sonst noch überredet?
    Sean bewegte sich hinter mir, und ich trat von dem Bild zurück. Erst dann schaute ich mich richtig um. Das Zimmer, in dem wir standen, war nicht groß. Der Boden bestand aus blanken Eichendielen, das Bett war das einzige Möbelstück. Eine Wand bestand aus Glas und bot bei Tageslicht sicher eine fantastische Aussicht aufs Meer. Bestimmt toll, das beim Aufwachen als Erstes zu erblicken.
    Abrupt machte ich kehrt und wäre beinahe in Sean hineingelaufen, der noch immer das Bild betrachtete. Er drehte sich ebenfalls um und ging denselben Weg durchs Haus zurück.
Ich folgte ihm und spürte, wie sich mein Herzschlag um ein Winziges verlangsamte, als wir das Schlafzimmer hinter uns ließen.
    Am Ende des Flurs öffnete er eine Tür, trat zurück und ließ mich in den zentralen Raum des Hauses treten. Auf der Schwelle blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. Er gab sich alle Mühe, kein selbstgefälliges Gesicht zu machen, doch es gelang ihm nicht

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