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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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stand, war, die Panik zu schüren, die um mich herum ausgebrochen war. »Wir hatten einen warmen Frühling«, schloss ich. »Es gibt bestimmt eine Menge zu fressen.«
    »Welche Tiere fressen Kreuzottern?«, wollte Matt sofort wissen. Im Rund der Halle schwieg alles und lauschte Matt und mir. Ich konnte sehen, wie Blicke zwischen uns hin und her huschten.
    »Große Greifvögel«, antwortete ich. »Besonders Eulen. Und auch größere Säugetiere wie Füchse oder Dachse.«
    »Also vergrößern wir die Eulenpopulation, und das Problem ist gelöst?«
    »Es wäre schön, wenn man mehr Eulen sehen würde«, erwiderte ich und wünschte mir, es würde sich noch jemand anderes an dem Gespräch beteiligen. »Aber die ziehen normalerweise ihre eigenen Vermehrungsprogramme durch.«
    Auf der anderen Seite der Halle lachte jemand.
    »Um genau zu sein«, fuhr ich fort, da ich spürte, dass die Stimmung plötzlich nicht mehr ganz so aufgeladen war, »wird ein größeres Nahrungsangebot ein Anreiz für die Eulen sein, sich stärker zu vermehren. Jungvögel, die sonst vielleicht verhungern würden, finden genug zu fressen und überleben. Dasselbe gilt für Jungfüchse. Früher oder später löst sich das Problem von ganz allein.«
    »Aber inzwischen«, meldete sich ein übergewichtiger Mann im Tweedjackett zu Wort, »kommen bei uns die Giftschlangen ins Haus. Was sollen wir tun, bis die jungen Eulen und Füchse erwachsen geworden sind?«
    »Wie sicher ist es, dass John Allington an einem Kreuzotterbiss gestorben ist?« Matt ignorierte die Zwischenfrage. »Im Krankenhaus haben sie gesagt, sie würden sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Mir kam der Gedanke, dass er vielleicht Arzt war. »Nun ja, ich glaube, es werden immer noch Tests durchgeführt, aber, ja, ich glaube, es wurde bestätigt, dass es eine Kreuzotter war.«
Eine Kreuzotter, die just in diesem Moment zu Hause in meinem Kühlschrank lag.
    »Aber soweit ich es verstanden habe, könnte irgendeine Vorerkrankung bestanden haben, die ihn empfänglicher für das Gift gemacht hat?«
    Ich nickte. »Die Einzigen, für die Kreuzottergift normalerweise ein echtes Risiko darstellt, sind Kleinkinder und Menschen, die zu einem anaphylaktischen Schock neigen.«
    »Okay.« Matt machte den Eindruck eines Mannes, der es darauf anlegt, zum Schluss zu kommen. »Ich würde vorschlagen, dass wir uns alle beruhigen und den Abschlussbericht der Gerichtsmedizin zu Johns Fall abwarten. Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, bevor wir wissen, woran er gestorben ist.«
    Mehrere Zuhörer versuchten, ihn zu unterbrechen. Er hob die Stimme.
    »In der Zwischenzeit sehen wir uns vor. Wir lassen keine Fenster im Erdgeschoss offen. Wir gehen mit unseren Hunden nicht durch hohes Gras, und wenn Kinder im Garten spielen, sollen sie möglichst Jeans und Gummistiefel tragen. Sonst noch etwas, Miss Benning?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er war Anwalt: diese Aura der Autorität, die Leichtigkeit, mit der er in der Öffentlichkeit sprach, der Respekt, den man ihm offenkundig entgegenbrachte.
    »Also, ich hatte einen langen Tag, und ich denke, wir sollten Clive in Ruhe zu Abend essen lassen. Gute Nacht zusammen.«
    Er verließ die Versammlung, und ich stellte fest, dass ich vor Erleichterung beinahe zitterte. Wie musste das sein, ein solches Selbstvertrauen zu haben, die Fähigkeit, Menschen nur mit dem Tonfall der eigenen Stimme und ein paar gut gewählten Worten zur Ruhe zu bringen? Phillip Hopwood stieg neben mir die Stufen hinunter. Man sah ihm seine Erleichterung förmlich an. Sally lächelte am Fuß der Treppe. Die Leute machten sich auf den Heimweg. Allan Keech hatte sich mit
einer Gruppe jüngerer Männer in eine Ecke zurückgezogen. Sie redeten eifrig über irgendetwas, und ich fragte mich, ob die Idee mit der Schlangentreibjagd wirklich so wirksam abgeschmettert worden war, wie ich gehofft hatte.
    »Kommen Sie noch auf einen Drink vorbei, Clara?«, fragte Sally.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein danke. Ich muss noch etwas für die Arbeit fertigmachen.«
    »Ich begleite Sie nach Hause«, verkündete sie; entweder sah sie meinen eingezogenen Kopf nicht, oder sie achtete nicht auf meine Abwehrhaltung, mit der ich schon immer, schon seit meiner Kindheit, unerwünschte Aufmerksamkeit abgeschüttelt hatte. Wir verließen die Halle und machten uns die Straße mit den Eiben entlang auf den Rückweg.
    »Ich wollte mich schon eine ganze Weile mit Ihnen unterhalten«, sagte Sally, die sich durch mangelnde

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