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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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mich interessierte. Die Holdinggesellschaft mit Sitz in Südafrika war nicht gerade freigiebig mit Informationen, besonders
was ihren Hauptaktionär anging, doch ich fand etliche Zeitungsartikel, die Bedenken über die Umweltbilanz der Unternehmensgruppe und über die Arbeitsbedingungen in ihren zahlreichen Tochterfirmen äußerten.
    Über sein früheres Leben war nichts zu finden. Nur eine kurze Erwähnung einer Ehe mit einer Südafrikanerin und dass er die Staatsbürgerschaft des Landes angenommen hatte. Ich las, dass er Ölförderfirmen in Angola, Nigeria, Niger, Libyen und Südafrika besaß. Seine Gesellschaft war darauf spezialisiert, bislang ungenutzte Förderstellen aufzukaufen und diese mithilfe modernster Technologie zu erschließen. Wurde Öl gefunden, beantragte er eine Bohrerlaubnis und förderte es entweder selbst oder verkaufte die Förderungsrechte an größere Ölfirmen. Zusätzlich zu seinen Ölunternehmen gehörten ihm eine Anzahl Bergwerke in Australien, Tasmanien und Papua-Neuguinea.
    Papua-Neuguinea.
    In den letzten Jahren hatte er, mit einem beachtlichen Vermögen in der Hinterhand, Interesse am Langstreckensegeln gefunden. Er hatte mehrere Solo-Weltumsegelungen hinter sich und war in Seglerkreisen zu einer Art Berühmtheit geworden. Sean war sicher gewesen, dass die Taipaneier nicht im Flugzeug eingeschmuggelt worden sein konnten. Überprüfen Sie die Landwege, hatte er gesagt, kleine Handelsschifffahrtsgesellschaften oder Privatjachten.
    Laut Walter war der Sohn von Saul und Alice ausgewandert. Wenn der junge Saul Witcher und der Mann, dem ich nachspürte, ein und dieselbe Person waren, dann war er mit genug Geld und Ansehen zurückgekommen, um sich Zugang zu der Gesellschaft zu verschaffen, die zu hassen er gute Gründe hatte.
    Ich saß da und dachte nach. Seine Heirat mit einer Südafrikanerin hatte es ihm ermöglicht, die südafrikanische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Danach wäre es relativ einfach, rechtmäßig seinen Namen zu ändern. Jahre später, mit neuem
Namen und neuem Pass, wer würde den erfolgreichen Geschäftsmann wohl mit einem Jungen in Verbindung bringen, der dem Dorf einen so kurzen Besuch abgestattet hatte?
    Ein weiterer Gedanke ging mir durch den Kopf, und ich gab »Heiratsregister« in die Suchmaschine ein. Etliche Suchdienste tauchten auf, die sich alle erboten, gegen eine Gebühr die Register zu durchsuchen. Ich hatte meine Kreditkarten dabei und tippte »Witcher, Saul« und »1957« ein.
    Zehn Sekunden später hatte ich seine Internetseite vor mir, auf der Leute aufgelistet waren, deren Nachnamen mit »Wit« anfingen und die 1957 geheiratet hatten. Auf der ersten Seite war nichts zu finden, also blätterte ich zur zweiten. Auf der dritten wurde ich fündig. Am 13. April 1957 hatte Saul Clive Witcher aus meinem Dorf in Dorset Olive Ellen Ventry geheiratet, die Tochter von Graham Ventry.
    Olives Mädchenname war Ventry gewesen, Sauls zweiter Vorname lautete Clive. Clive Ventry, der Besitzer unseres Gutshauses, Selfmade-Millionär und berühmter Hochseesegler, war als Saul Witcher geboren worden.

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    Saul Witcher war unter einem anderen Namen ins Dorf seiner Vorfahren zurückgekehrt und hatte niemandem etwas von seiner Herkunft erzählt. Ich druckte etliche Seiten aus, schaltete den Computer aus und rannte in einen sintflutartigen Regen hinaus. Autos rauschten durch Pfützen, und Menschen eilten unter Regenschirme geduckt dahin. Ich brauchte einen Augenblick, um mich zu beruhigen und meine Gedanken zu sammeln. Dann hastete ich zum Wagen und fuhr los.
    Ich fuhr knapp zwei Kilometer bis in den nächsten kleinen Ort. Vielleicht aus einem Instinkt heraus, vielleicht auch aus Gewohnheit, hielt ich auf einen Kirchturm zu, den ich über den Dächern aufragen sah, und stellte fest, dass ich dabei durch den Ort auf die Küste zufuhr. Auf einem kleinen Kirchenparkplatz dicht am Rand der Steilklippe, der bis auf einen alten blauen Fiesta leer war, hielt ich an. Während der ganzen Fahrt hierher hatte ich das Radio angelassen, hauptsächlich, um zu sehen, ob sich im Fall Ernest Amblin etwas Neues ergeben hatte. Obwohl man mir nicht zu sagen brauchte, dass die Polizei ihrer Hauptverdächtigen noch nicht habhaft geworden war.
    Es wurde nichts über mich vermeldet. Stattdessen konzentrierten sich die Nachrichten auf die dringende Unwetterwarnung für den Südwesten. Der Sturm, den wir den ganzen Tag erwartet hatten, war mit voller Wucht eingetroffen. Schon jetzt war in

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