Schlangenhaus - Thriller
Stimme war lauter geworden. Jetzt brüllte er mich beinahe an.
»Wird er verdächtigt?«
Wieder eine Pause. Und ein schweres Atemholen. »Leider nicht. Bevor Sie beim ihm aufgekreuzt sind, hat er fast eine Stunde mit seinem Fernsehregisseur telefoniert. Nachdem Sie weg sind, hat er in Australien angerufen. Die Telefongesellschaft bestätigt, dass er beide Anrufe von zu Hause aus getätigt hat. Er kann unmöglich in Amblins Nähe gewesen sein, als der überfallen wurde. Und jetzt hören Sie zu, ich habe nicht viel Zeit.«
Matt war unterwegs. Ich konnte Schritte auf Kies knirschen und den Wind durch hohe Bäume pfeifen hören. Eine Autotür knallte zu.
»Ich habe Clive Ventry schon seit einer ganzen Weile unauffällig im Auge behalten«, sagte Matt. »Ihm gehört eine Ölfördergesellschaft, die vor zwölf Monaten bei der Regierung die Genehmigung beantragt hat, an verschiedenen Orten rund ums Dorf Probebohrungen vorzunehmen. Anscheinend wurden hier vor Jahren mal ein paar anfängliche Arbeiten durchgeführt, die die Firma neu analysiert hat. Hier könnten bis zu
sechshundert Millionen Barrel liegen, fast genau unter meinen Füßen. Das wäre das größte Landvorkommen Europas.«
Ich konnte hören, wie ein Motor ansprang, wie Reifen sich auf kleinen Steinchen drehten.
»Sein Antrag ist zweimal abgelehnt worden«, fuhr Matt fort, »hauptsächlich wegen dem heftigen Widerstand der Anwohner, aber Clive gibt anscheinend nicht so leicht auf. Er kauft jede Menge Land auf. Seine Firma steckt hinter diesen Kaufangeboten, die wir alle mit der Post gekriegt haben. Außerdem glauben wir, dass er möglicherweise eine Einschüchterungskampagne abzieht. Die Sachbeschädigungen, die wir andauernd hatten, die durchgeschnittenen Telefonleitungen, all das. Wir glauben, er versucht, es für die Leute hier so ungemütlich zu machen, dass sie verkaufen und …«
»… der Widerstand allmählich nachlässt«, vollendete ich den Satz an seiner Stelle. »Allan Keech und die Gang von seinem Bruder arbeiten für ihn, stimmt’s?«
»Wir glauben es. Wir haben in einer Garage so eine Art Versteck gefunden. Anscheinend hängt die Bande da immer rum. Da drin sind wir auf Farbe gestoßen, die sehr nach dem Zeug aussieht, das Sie neulich Abend von Ihrer Haustür geschrubbt haben. Und auch ein paar Ringelnattern in einer Kiste. Sieht aus, als hätten die Kids die Schlangen in den Häusern deponiert.«
Diese Halbwüchsigen hatten mit Kreuzottern herumhantiert, von einem Taipan ganz zu schweigen, ohne gebissen worden zu sein? Hatten drei alte Leute ermordet? So erleichtert ich auch darüber war, dass ich nicht länger als Verdächtige galt, das erschien mir nicht übermäßig wahrscheinlich.
»Ich hatte keine Verbindung zwischen Ventry und der Familie Witcher vermutet, aber wenn Sie recht haben, dann gibt das dieser Geschichte eine völlig neue Dimension. Okay, ich hänge mich jetzt ans Funkgerät. In zehn Minuten ist jemand bei Ihnen.«
»Oh, bitte, lassen Sie mich doch einfach nach Hause fahren.
Ich komme auch auf kürzestem Weg zurück, ich verspreche es.«
»Das geht nicht. Vor ungefähr einer Stunde ist eine verdammte Rieseneiche auf die Hauptstraße gekracht. Heute Abend kommt keiner ins Dorf rein oder wieder raus.«
»Sind Sie jetzt dort?«
»Ja. Bin gerade hingefahren, um zu sehen, ob man das Ding wegschieben kann. Nichts zu machen. Dafür braucht man einen Kran. Zum Glück ist Ventry auch hier. Und da sein Hubschrauber bei diesem Wind nicht starten kann, sitzt er erst mal hier fest. Also, ich will keine Widerrede hören. Ich hinterlasse Anweisungen, dass niemand mit Ihnen redet, bis ich aufs Revier komme. Vielleicht müssen Sie die Nacht in einer Zelle verbringen, und das tut mir sehr leid, aber das geschieht Ihnen verdammt noch mal recht, weil Sie abgehauen sind.«
»Okay.« Ich merkte, dass ich lächelte. Nur aus Erleichterung, sagte ich mir, nur weil ich wusste, dass ich nicht mehr verdächtigt wurde. Und außerdem war ich so müde, dass ich die Nacht in einer Zelle problemlos überstehen würde. Wahrscheinlich würde ich einschlafen, kaum dass die Tür zugeschlagen war.
Wieder eine kurze Pause, in der ich mich dabei ertappte, dass ich den Atem anhielt. »Ich bin froh, dass Ihnen nichts passiert ist«, sagte er dann. »Bis bald.«
Das Telefon klickte, die Leitung war tot und er war weg.
Ich saß im Auto. Auf die Windschutzscheibe prasselte heftiger Regen, so dass ich rein gar nichts sehen konnte. Alle paar Sekunden wurde
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