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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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lagen eine Matratze und ein Haufen schmutziger Decken auf dem Boden, die teilweise für den entsetzlichen Geruch verantwortlich waren.
    Ich trat vor, vorbei an faulenden Konservenresten und saurer Milch, immer noch in Flaschen, die wohl von den Türschwellen der Häuser gestohlen worden waren. Die Hitze im Raum kam von vier Gasbrennern, alle voll aufgedreht, die in den Ecken standen. Reservegasflaschen waren an einer Wand aufgereiht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ulfred die alle ohne Hilfe hergeschafft hatte. Sie könnten schon vor seiner Rückkehr hier gewesen sein, von den Witchers zu Gott weiß was für einem Zweck hier gebunkert. Für längere Stromausfälle? Für das Ende der Welt? Oder sie konnten ein weiterer Beweis dafür sein, dass irgendjemand Ulfred geholfen hatte.

    Ulfred brauchte die Gasbrenner, um seine Menagerie am Leben zu erhalten. Es war, als befände ich mich wieder in Seans Haus, nur in einer albtraumhaften Parallelwelt. Einfache, behelfsmäßige Vivarien standen überall: ein großes Aquarium mit einem Deckel aus Sperrholz, Plastikkästen, Metalleimer, sogar Schuhkartons. Behutsam hob ich den Deckel von einem davon und fand ein halbes Dutzend junge Ringelnattern, die sich darin wanden.
    Ich drehte eine Runde durch den Raum, schaute in die Behälter, die durchsichtig waren, und hob die Deckel der anderen an. In einem Eimer fand ich eine tote Kreuzotter sowie eine zweite, die es wahrscheinlich nicht mehr lange machen würde. In einer Tupper-Schüssel fand ich acht Ringelnattereier. Es war viel zu früh im Jahr für Ringelnattergelege, aber möglicherweise brachte die Hitze ihren Fortpflanzungszyklus durcheinander.
    Keine der Schlangen war gesund. Ihre Lebensumstände waren beengt, unhygienisch und nicht artgerecht. Die Kammer war zu heiß für heimische Schlangen. Ich fragte mich, wann irgendeine von ihnen wohl zum letzten Mal gefüttert worden war. Dabei fielen mir meine Eulenküken ein, und endlich wusste ich, was mit ihnen passiert war. Beharrlich setzte ich meinen Rundgang fort, bis ich mir sicher war, dass ich jeden Kasten, jedes Aquarium überprüft hatte. Ich fand ausschließlich Schlangen, die in England beheimatet waren; die Hälfte davon entweder tot oder kurz vor dem Verenden.
    Keine Spur von dem Taipan. Keine Spur von Matt. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Rest des Hauses zu durchsuchen.
    Ich machte die Taschenlampe aus und ging zu der Treppe hinüber. Nur Finsternis am oberen Ende. Auf halbem Weg nach oben war mir, als hätte ich etwas gehört, das nicht das Gewitter draußen gewesen war. Starr blieb ich stehen, doch das Geräusch wiederholte sich nicht, und ich ging weiter. Ich konnte die Stufen unter meinen Füßen nicht mehr erkennen,
ebenso wenig das, was vor mir lag. Vorsichtig tastete ich mit den Fußspitzen, den einen Arm vor mich hin gestreckt, die andere Hand an der Wand, und tappte langsam weiter.
    Oben angekommen griff ich um mich; ich mochte die Taschenlampe nicht einschalten. Mauern an zwei Seiten. Ich trat vor, beide Arme ausgestreckt. Holz. Meine Finger strichen einen Moment lang über die raue Maserung, ehe es sich bewegte. Ich hatte eine Tür aufgedrückt. Angestrengt spähte ich nach vorn und konnte in ein bekanntes Zimmer sehen. Dasselbe Zimmer, in dem ich mit Matt gestanden hatte, kurz bevor unten das Aquarium krachend zu Boden gefallen war. Die eine Seite war von deckenhohen Schränken gesäumt. Matt hatte keinen davon öffnen können; er hatte angenommen, dass sie sich im Laufe der Jahre verzogen hatten. Das war nicht der Fall. Sie waren von innen abgeschlossen gewesen, und ich war gerade im Begriff, daraus hervorzutreten.
    Wieder das Geräusch, lauter diesmal, deutlicher. Etwas Schweres glitt über einen Holzboden. Ein leises, kehliges Grunzen und dann – o Gott! – das leise Stöhnen einer Stimme, von der ich sicher war, dass ich sie wiedererkannte. Jemand kam auf mich zu, war schon im Nebenzimmer. Ich konnte behäbige, schwere Schritte hören, und das Scharren einer geschleiften Last, die an Ecken hängenblieb und losgezerrt wurde.
    Unten in Ulfreds stinkendem Nest voller Schlangen gab es kein Versteck. Aber danach suchte ich auch gar nicht. Ich musste sehen, was – oder wen – Ulfred hinter sich her schleifte. Rasch trat ich wieder in den Schrank zurück, zog die Tür fast ganz zu und schob mich dann seitwärts. Mit ein bisschen Glück waren die Schränke entlang der Zimmerwand alle miteinander verbunden, und ich konnte mich tief in die

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